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Europäische Gewässer: Meeresschützer prangern massive Waljagd an


In europäischen Gewässern
Meeresschützer prangern massive Waljagd an

Von dpa
Aktualisiert am 22.04.2021Lesedauer: 2 Min.
Delfine in der Nordsee: Meeresschützer prangern massive Waljagd in europäischen Gewässern anVergrößern des Bildes
Delfine in der Nordsee: Meeresschützer prangern massive Waljagd in europäischen Gewässern an (Quelle: Owen Humphreys/PA Wire/dpa)

In nordeuropäischen Meeren sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 50.000 Wale und Delfine bewusst getötet worden. In einem neuen Bericht fordern Wissenschaftler nun neue Verbote.

Wenn der Walfang angeprangert wird, steht meistens Japan im Fokus. Dass aber auch in nordeuropäischen Meeren in den vergangenen zehn Jahren mehr als 50.000 Wale und Delfine, die zu den Zahnwalen gehören, bewusst getötet wurden, macht jetzt die Meeresschutzorganisation Ocean Care publik. Dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler offizielle Statistiken aus Norwegen, Island und den zu Dänemark gehörenden autonomen Regionen Färöer und Grönland ausgewertet, wie Ocean Care am Donnerstag berichtete.

"Schweinswale, Schwertwale und Delfine werden in extrem hoher Zahl getötet", sagt Nicolas Entrup. Er ist bei Ocean Care Co-Leiter für Internationale Zusammenarbeit. "Es findet Jagd statt, die nicht nur der Nahrungsmittelbeschaffung dient." So würden Wale in dem Irrglauben gejagt, sie fräßen Fischern sonst den Fang weg. Ein möglicher illegaler Handel Richtung Asien, wo Walfleisch teils als Delikatesse gilt, ist Ocean Care nicht bekannt.

In der Studie "Under Pressure" (Unter Druck) fordert die Organisation, dass das Verbot des kommerziellen Walfangs auch auf kleine Wale ausgeweitet wird und die erlaubte Jagd für indigene Völker auch für die kleinen Wale mit Fangquoten reguliert wird.

Länder nutzen Schlupflöcher in Gesetzen

Die Internationale Walfangkommission (IWC) hat ein kommerzielles Walfangverbot verhängt, aber es gilt nur für die großen Arten wie Zwergwal, Finnwal und Buckelwal. Japan, Norwegen und Island nutzen Schlupflöcher, etwa den Fang zu Wissenschaftszwecken, oder erkennen das Moratorium nicht an. Zu den Kleinwalen gehören etwa Schwertwale und Orcas. Wale seien in EU-Gewässern vor bewusster Störung, Fangen und Töten geschützt, heißt es zwar bei der EU. Die Färöer und Grönland gehören aber nicht zur EU. Auch die Berner Konvention schützt Wale. Dänemark hat sie unterzeichnet, aber Grönland und die Färöer ausnehmen lassen.

In europäischen Gewässern leben unter anderem der riesige Blauwal im Nordatlantik sowie Schweinswale in der Nordsee, Orcas in der Straße von Gibraltar, Pottwale im Mittelmeer und Delfine. In Europa sind die Orca-Population in der Straße von Gibraltar, die Gewöhnlichen Delfine im Golf von Korinth (Griechenland) und die Schweinswale in der Ostsee akut vom Aussterben bedroht. Sie stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Vor Gibraltar gibt es nach Angaben von Entrup weniger als 40 Orcas, im Golf von Korinth nur noch rund 30 Gewöhnliche Delfine und in der Ostsee weniger als 500 Schweinswale.

Abgesehen von der Jagd setze Walen der permanente Lärm durch Schiffe, Öl- und Gasexploration, Bauarbeiten und militärische Aktivitäten zu. Ihr Lebensraum werde durch Plastik verseucht. Chemische Schadstoffe im Meer belasteten ihr Immunsystem und schränkten die Fortpflanzung teils ein. Viele Tiere verendeten auch als Beifang kommerzieller Fischer, die andere Fische jagen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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