Seltener Zuchterfolg im Zoo 100-jährige Schildkröte wird erstmals Mutter

Im Zoo von Philadelphia hat eine Galápagos-Schildkröte Nachwuchs bekommen – und das mit rund 100 Jahren. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht.
Im Zoo von Philadelphia hat eine etwa 100 Jahre alte westliche Santa-Cruz-Galápagos-Schildkröte erstmals Nachwuchs bekommen – und ist damit zur ältesten bekannten "Erstgebärenden" ihrer Art geworden. Die Schildkröte namens Mommy, legte im November 2024 sechzehn Eier. Nun sind die ersten vier Jungen geschlüpft – ein historisches Ereignis für die vom Aussterben bedrohte Art.
Das erste Baby erblickte bereits am 27. Februar das Licht der Welt. Nach der Eiablage wurden die Eier von den Tierpflegern in einen künstlichen Brutkasten gebracht, um die Geschlechterverteilung zu steuern. Bei Temperaturen unter 28 Grad Celsius entwickeln sich laut Zoo männliche Tiere, bei über 29,5 Grad Celsius weibliche. Trotz dieser Maßnahmen sind bisher nur weibliche Jungtiere geschlüpft.
Der Vater der Jungtiere ist ein ebenfalls etwa 100 Jahre altes Männchen namens Abrazzo, das 2020 aus dem Riverbanks Zoo in South Carolina nach Philadelphia kam. Dort war 2019 bereits ein Zuchterfolg mit dieser seltenen Schildkrötenart gelungen.
"Ein bedeutender Meilenstein"
Mommy lebt seit über 90 Jahren im Zoo Philadelphia und ist Teil eines Zuchtprogramms zum Schutz ihrer Art. Ihr genaues Alter ist nicht bekannt. "Das ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Philadelphia Zoos, und wir könnten nicht aufgeregter sein, diese Nachricht mit unserer Stadt, der Region und der Welt zu teilen", sagte Jo-Elle Mogerman, Präsidentin und CEO des Zoos, in der Erklärung. "Mommy kam 1932 in den Zoo, das heißt jeder, der den Zoo in den letzten 92 Jahren besucht hat, hat sie wahrscheinlich gesehen."
Die westliche Santa-Cruz-Galápagos-Schildkröte (Chelonoidis niger porteri) gehört zu den größten Schildkrötenarten der Welt. Männchen können bis zu 1,8 Meter lang und etwa 260 Kilogramm schwer werden. In freier Wildbahn sind diese Tiere auf den Galápagos-Inseln akut vom Aussterben bedroht.
Mehrere Schildkrötenarten auf den Galápagos-Inseln sind durch menschlichen Einfluss bereits ausgestorben. In der Vergangenheit jagten Seefahrer die Tiere gezielt wegen ihres Fleisches. Heute bedroht der Mensch ihren Lebensraum jedoch anders: Er führt invasive Arten wie Ziegen ein, die den Schildkröten das Futter streitig machen. Auch Raubtiere wie Ratten und Katzen sind Teil des Problems, da sie sich an Eiern und Jungtieren vergreifen. Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) hat dies schwerwiegende Folgen für viele Schildkrötenpopulationen.
Zuvor nur 44 Riesenschildkröten in US-Zoos
Ashley Ortega, die den Species Survival Plan im Gladys Porter Zoo in Texas koordiniert, bezeichnet die Geburt als dringend benötigte Unterstützung für die Population. Vor dem Schlüpfen der Jungtiere gab es in allen US-Zoos zusammen nur 44 westliche Santa-Cruz-Riesenschildkröten. Der Zuchterfolg in Philadelphia eröffnet eine neue genetische Linie für die bedrohte Unterart. Besonders bemerkenswert: Mommy ist das älteste bislang dokumentierte Weibchen, das erstmals Nachwuchs bekommen hat. Das Team in Philadelphia hat etwas erreicht, das als unmöglich galt.
- n-tv.de: "100-jähriges Schildkrötenpaar wird zum ersten Mal Eltern"
- livescience.com: "Seemingly 'impossible' endangered tortoise becomes first-time mom at about 100 years old" (Englisch)
- sandiegozoo.org: "Galápagos Tortoise" (Englisch)
- bbc.com: "Theatre show cancelled over deepfake Queen Elizabeth video" (Englisch)