"Babywombat gefangen" US-Influencerin löst Welle der Empörung in Australien aus

Eine US-Influencerin hat in Australien Empörung ausgelöst, nachdem sie ein wildes Wombat-Baby von seiner Mutter getrennt hatte. Tierschützer fordern drastische Konsequenzen.
Eine amerikanische Influencerin steht in Australien stark in der Kritik, weil sie für ein Video ein wildes Wombat-Baby von seiner Mutter getrennt hat. Tierschützer sind empört und fordern Konsequenzen.
Sam Jones, eine Jagdinfluencerin, die sich in den sozialen Medien als "Wildbiologin und Umweltwissenschaftlerin" bezeichnet, teilte das Video unter anderem in einem inzwischen gelöschten Instagram-Reel. Darin ist zu sehen, wie sie den Wombat an einer Straßenseite fängt und zu einem Auto trägt. Ein Mann, der offenbar die Szene filmt, kommentiert lachend: "Haben gerade einen Babywombat gefangen."
Anschließend zeigt die Kamera einen zweiten Wombat, der zurück auf die Straße zum geparkten Auto rennt. "Schaut mal die Mutter, oh, sie jagt ihr hinterher", sagt der Mann. Jones hebt das Tier in die Kamera, während es sich windet und faucht. "Ok, seine Mama ist da und sie ist angepisst", sagt sie, bevor sie das Jungtier wieder freilässt. Die Aufnahme bricht ab. Später schrieb Jones zu dem Video: "Baby und Mutter watschelten langsam zusammen zurück in den Busch."
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Wombats unter besonderem Schutz
Wombats gehören wie Koalas und Kängurus zu den australischen Beuteltieren und sind vor allem für ihr niedliches Aussehen bekannt. Sie können bis zu 120 Zentimeter lang und 35 Kilogramm schwer werden. Weibliche Wombats ziehen ihre ein bis zwei Jungtiere bis zu einem Jahr lang in ihrem Beutel auf.
Da alle australischen Tiere unter dem Umweltschutz- und Biodiversitätsgesetz stehen, könnte das Eingreifen der Influencerin sogar eine Straftat darstellen. Die Strafen für Tierquälerei variieren je nach Bundesstaat: Geldbußen können bis zu 235.600 Dollar (rund 137.000 Euro) für Einzelpersonen betragen – es drohen sogar Gefängnisstrafen von bis zu sieben Jahren. Eine legale Rechtfertigung, das Tier hochzuheben, hatte Jones nach Angaben von Tierschützern nicht. Wo genau das Video aufgenommen wurde, ist bislang unklar.
Experten: Wombat-Baby war auf seine Mutter angewiesen
Die Tierärztin Tania Bishop von der Wildtierschutzorganisation WIRES erklärte gegenüber news.com.au, dass es sich bei dem gefangenen Tier wahrscheinlich um ein etwa acht Monate altes Jungtier handele, das vollkommen von seiner Mutter abhängig sei. "Es ist immerzu bei der Mutter und verlässt sich auf ihren Schutz", so Bishop.
Zudem sei vermutlich nicht nur die Trennung von der Mutter traumatisch gewesen, sondern auch die Art und Weise, wie Jones das Tier hochhob. "Wenn sie strampelt, hat sie keinen Halt unter den Füßen, und Wombats sind unglaublich solide, primär im Rückenbereich. Es ist also möglich, dass sie sich den Oberarmknochen oder die Schultern verletzt hat", erklärte Bishop. "Man kann sehen, dass das Jungtier zischt und schreit, was ein Zeichen extremer Verzweiflung ist." Sie wies zudem darauf hin, dass die Mutter durch das Verhalten der Influencerin ebenfalls in Gefahr gebracht wurde: "Die Frau jagt das Tier über die Straße, sie hätte von einem Auto erfasst werden können."
Di Evans, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Tierschutzorganisation RSPCA, sprach gegenüber dem australischen Sender ABC von einer "eklatanten Respektlosigkeit" gegenüber der Tierwelt. "Die durch diese gefühllose Tat verursachte Belastung ist offensichtlich. Das Junge schreit nach seiner Mutter und die Mutter ist ängstlich", so Evans. "Jede Trennung ist schädlich, und das Video zeigt die starke Bindung zwischen Mutter und Jungtier".
Welle der Empörung in sozialen Medien
Auch die Reaktionen in sozialen Medien ließen nicht lange auf sich warten. "Hoffen wir, dass die australischen Behörden ihr in Zukunft keine Urlaubsvisa mehr ausstellen!", schrieb ein Nutzer. "Verhaftung. Geldstrafe. Abschiebung. Einreiseverbot", forderte ein anderer.
Eine Petition auf der Plattform change.org, die fordert, dass Jones und ihr Partner aus Australien ausgewiesen und dauerhaft mit einem Einreiseverbot belegt werden, hat bereits mehr als 7.100 Unterstützer gefunden. "Mit Australiens geliebter Tierwelt ist nicht zu spaßen", heißt es in der Petition. "Dies ist KEINE Hexenjagd, und wir unterstützen niemanden, der die Sache selbst in die Hand nimmt. Diese Petition soll eine Botschaft an die australischen Politiker und Justizbeamten senden, diesen Fall nicht auf sich beruhen zu lassen."
Influencerin verteidigt sich
Jones hat ihren öffentlichen Instagram-Account mit mehr als 92.000 Abonnenten am Mittwoch auf privat gestellt, ebenso ihren TikTok-Account. In anderen Videos auf ihren Plattformen ist sie Medienberichten zufolge zu sehen, wie sie einen wilden Ameisenigel, einen Igel und einen Babyhai aufhebt.
Bevor sie ihr Wombat-Video löschte, reagierte sie auf die Kritik in den Kommentaren: "Für alle, die besorgt und unglücklich sind: Das Baby wurde insgesamt EINE Minute lang vorsichtig gehalten und dann wieder seiner Mutter übergeben. Sie wanderten völlig unverletzt zusammen zurück in den Busch." Sie betonte: "Ich fange niemals Wildtiere ein, wenn ihnen dadurch Schaden zugefügt würde."
Tierärztin Bishop von WIRES appellierte an die Öffentlichkeit, die einheimische Tierwelt zu respektieren: "Unsere Wildtiere sind unglaublich. Aber man sollte sie einfach durch ein Foto würdigen – man muss sie nicht aufheben", so Bishop. "Sie stehen bereits unter Stress, wir müssen sie nicht noch mehr in Gefahr bringen. Wir müssen sie genießen, solange wir es noch können."
- abc.net.au: Wildlife experts criticise US influencer for temporarily taking joey wombat from mother (englisch)
- news.com.au: ‘Deport her’: US influencer takes baby wombat from its mother (englisch)
- change.org: Ban sammystrays_somewhere from Australia for taking a baby wombat from its mother (englisch)
- geo.de: Wombat