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Hambacher Forst: Nach Tod von Journalisten – Räumung wird abgebrochen


Räumung ausgesetzt
Journalist stürzt im Hambacher Forst in den Tod


Aktualisiert am 20.09.2018Lesedauer: 3 Min.
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Polizisten sichern die Unglücksstelle: Im Hambacher Forst ist ein Journalist von einem Baum gestürzt.Vergrößern des Bildes
Polizisten sichern die Unglücksstelle: Im Hambacher Forst ist ein Journalist von einem Baum gestürzt. (Quelle: Christophe Gateau/dpa)

Bei den Protesten im Hambacher Forst ist ein Mensch aus großer Höhe aus Bäumen abgestürzt und an den Verletzungen gestorben. Deshalb wurden die Räumarbeiten vorerst eingestellt.

Nach dem Tod eines Journalisten während der umstrittenen Räumungsaktion im Hambacher Forstwollen Polizisten Gefahrenquellen in dem Areal absichern. "Wir werden in dem Bereich bestimmte Gefahrenstellen absichern, damit es nicht zu Stürzen kommt", sagte eine Sprecherin der Aachener Polizei. Es seien deshalb an diesem Donnerstag wieder Beamte in dem Wald unterwegs. Die vor einer Woche mit einem Großaufgebot gestartete Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst wird die Polizei eigenen Angaben zufolge aber nicht fortsetzen.

Die NRW-Landesregierung hatte nach dem Tod des Journalisten in dem Wald am Mittwoch die Räumung bis auf weiteres ausgesetzt. "Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Abend.

Der verunglückte Mann ist der Polizei zufolge durch eine Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern gebrochen und etwa 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Retter hatten zunächst versucht, ihn zu reanimieren, auch ein Rettungshubschrauber war bereits zum Abtransport eingetroffen. Der Mann erlag aber seinen Verletzungen.

Die Polizei berichtete, der abgestürzte Mann habe als Journalist das Leben der Aktivisten in den Baumhäusern über längere Zeit dokumentieren wollen. Zu dem Unglück sei es gekommen, als über die Übergabe einer Speicherkarte gesprochen wurde. Ein anderer Journalist sei auf die Polizei zugegangen, um die Modalitäten zu besprechen, weil die Speicherkarte des Kollegen in der Höhe voll war.

Reporter und der Polizist hätten unterhalb des Baumhauses gestanden, als der Journalist und Filmemacher oben durch die Bretter brach, erklärte ein Polizeisprecher gegenüber t-online.de.* Die Polizei habe die Arbeit des Journalisten unterstützt.


Die Aktivisten erklärten in einer Pressekonferenz, nach diesem tragischen Schlag könne die Räumung nicht weitergehen. Sie schilderten die Situation so, dass das SEK in der Nähe versucht habe, "in der Nähe" einen Aktivisten festzunehmen. "Von außen betrachtet war es eine extreme Stresssituation eingebettet in den Irssin dieses Einsatzes der Räumung." Fragen einer Schuldzuweisung seien aber nicht angebracht. Sie forderten, "dass keine weiteren Menschenleben gefährdet werden."

Verleihfirma zieht Arbeitsbühnen ab

Ein Unternehmen, das Arbeitsbühnen für den Einsatz im Hambacher Forst verliehen hat, erklärte am Mittwochabend seine Geräte stillzulegen. Man setze sich damit hohen Regressansprüchen aus, weil man das rechtlich nicht dürfe, heißt es von dem Familienunternehmen Gerken GmbH in Düsseldorf. "Wir halten den Einsatz in der Form für nicht weiter tragbar und haben uns daher zu diesem Schritt entschlossen." Im Vorfeld sei man nicht über den Zweck informiert worden.

Laut Polizei gab es zum Zeitpunkt des Unfalls "keine polizeilichen Maßnahmen gegen das Baumhaus, in dem sich der Verunfallte aufhielt.“ Eine freie Journalistin der "taz" hatte den Absturz zufällig gefilmt. Sie löschte die Aufnahmen online und untersagte allen Medien die Nutzung. Dafür erhielt sie viel Zuspruch.

Räumung lief seit Donnerstag

Am vergangenen Donnerstag haben die Behörden mit einem massiven Polizeiaufgebot begonnen, die Baumhäuser der Umweltaktivisten zu räumen und abzubauen. Die meisten Bauten waren bereits innerhalb der ersten Tage geräumt.

Umweltschützer protestieren im Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen seit Jahren dagegen, dass der Energiekonzerns RWE im Herbst weite Teile des Forstes abholzen und die Braunkohleförderung fortsetzen will. In bis zu 25 Metern Höhe hatten sie rund 55 Baumhäuser errichtet und halten den Wald damit seit sechs Jahren besetzt.

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Nach der Nachricht vom Tod des jungen Mannes reagierte der Energiekonzern auf Twitter mit einer Nachricht: "Wir sind zutiefst erschüttert und bedauern den tragischen Unfall im Hambacher Forst sehr. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen." In Antworten heißt es vielfach, an den Händen des Konzern klebe Blut.

Im einem Erklär-Video zeigt t-online.de die gewaltigen Ausmaße des Braunkohletagebaus und den Deutungsstreit zwischen RWE und den Öko-Aktivisten auf.

*Anm. d. Red.: Die Angaben zu der Speicherkarte waren an dieser Textstelle missverständlich. Es war kein Beamter zur Übergabe der Karte in der Höhe. Die Passage ist nach einer Rückfrage bei der Polizei aktualisiert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Pressemitteilung Gerken GmbH
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