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Augsburg: "Als Retter gekommen, als Engel gegangen" – Feuerwehr trauert


Tödliche Attacke in Augsburg
"Als Retter gekommen, als Engel gegangen" – Feuerwehr trauert

dpa, Ulf Vogler

Aktualisiert am 08.12.2019Lesedauer: 3 Min.
Feuerwehrmänner am Tatort: Die Kameraden trauerten am Sonntag vor Ort um den Getöteten.Vergrößern des Bildes
Feuerwehrmänner am Tatort: Die Kameraden trauerten am Sonntag vor Ort um den Getöteten. (Quelle: Stefan Puchner/dpa-bilder)

Augsburg unter Schock: Zwei Ehepaare geraten mit einer Gruppe junger Männer in Streit. Ein 49-Jähriger stirbt, die Täter entkommen. Nun trauert die Feuerwehr um das Opfer, einen Kameraden.


Zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr säumen am Sonntagvormittag den Augsburger Königsplatz. Was wie ein Großeinsatz anmutet, ist tatsächlich eine Trauerversammlung. Dutzende Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr versammeln sich schweigend um einen Baum, an dem mit Kerzen, Rosen und einem Kranz an einen Kollegen erinnert wird. Am späten Freitagabend war der 49 Jahre alte Feuerwehrmann bei einem Streit mit einer Gruppe junger Männer an dem zentralen Augsburger Platz getötet worden. Der mutmaßliche Haupttäter und ein weiterer Verdächtiger wurden am Sonntag gefasst.

"Wir trauern, wir sind emotional so drin"

Am Tatort erinnert ein Windlicht an das Opfer. "Wir sind bei Dir", steht auf dem Glas, und weiter: "Deine Freunde von der Berufsfeuerwehr Augsburg". Auf einem Zettel steht: "Als Retter gekommen & Als Engel gegangen. R.I.P." Stumm schauen die Brandschützer in ihren Uniformen auf die glimmenden Grablichter und die roten sowie weißen Blumen.

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Selbst Friedhelm Bechtel, langjähriger Pressesprecher der Berufsfeuerwehr, ist nicht zum Reden zumute. "Wir trauern, wir sind emotional so drin", sagt er nur. Am Samstag hatte sich die traurige Nachricht bei den Wehren im Raum Augsburg verbreitet. Die Freiwillige Feuerwehr im Vorort Neusäß versah die eigene Facebook-Seite mit einem Trauerflor. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) informierte die Bürger ebenfalls über Facebook: "Trauer macht mein Herz schwer. Augsburg ist Schauplatz einer folgenschweren Gewalttat geworden", schreibt der Rathauschef.

Die Bluttat am Königsplatz

Nach den bisherigen Ermittlungen waren am Freitag gegen 22.40 Uhr zwei befreundete Ehepaare am Königsplatz mit einer siebenköpfigen Gruppe junger Männer in Streit geraten. Die beiden Ehemänner wurden gegen den Kopf geschlagen. Der 49-Jährige starb rund 50 Minuten später noch vor Ort im Notarztwagen. Sein 50 Jahre alter Freund wurde massiv im Gesicht verletzt. Die Ehefrauen blieben körperlich unversehrt.

  • Lesen Sie alles zu den Ermittlungen HIER.


Die Gruppe mit den Tätern soll nach den Schlägen vom Tatort in Richtung des Hauptbahnhofs gelaufen sein. Der Königsplatz, genannt "Kö", wird täglich von Zehntausenden Menschen passiert. Es ist der zentrale Umsteigebahnhof für den Nahverkehr in Augsburg, hier treffen sich die Straßenbahnen aus den verschiedenen Richtungen.

Kriminalitätsschwerpunkt in Augsburg

Der "Kö" ist seit langem aber auch ein Kriminalitätsschwerpunkt in Bayerns drittgrößter Stadt. Nachdem in den vergangenen Jahren die Zahl der Straftaten dort massiv zugenommen hatte und im Durchschnitt jeden Tag mindestens eine Tat registriert wurde, startete vor knapp einem Jahr eine Videoüberwachung. Dutzende Kameras zeichnen nun das Geschehen dort auf. "Dieser Bereich wird zu Ihrer Sicherheit videoüberwacht", informiert das Augsburger Polizeipräsidium die Bürger mit Hinweisschildern.

Die Aufzeichnungen halfen der Kripo, das spektakuläre Verbrechen schnell aufzuklären. Am Samstag wurde eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe gebildet. Diese sichtete insbesondere die Bilder von dem Platz aus der Tatnacht. Diese Videoaufnahmen sowie weitere Fahndungsmaßnahmen führten dann zu der Festnahme des mutmaßlichen Haupttäters. Es sei ein "17-Jähriger Augsburger mit mehreren Staatsangehörigkeiten", berichtete die Polizei. Der zweite Festgenommene sei ein ebenfalls 17 Jahre alter gebürtiger Augsburger mit südeuropäischer Staatsangehörigkeit. Es handele sich um "bereits polizeibekannte Jugendliche". Nähere Informationen sollen am Montag bekanntgegeben werden.

Die beiden Ehepaare waren nach Angaben der Polizei am Freitagabend vom Augsburger Christkindlesmarkt gekommen. Auf dem wenige hundert Meter entfernten Weihnachtsmarkt mit seinen rund 100 Ständen war das Verbrechen am Samstag zunächst kein Thema, wie die Verkäufer an mehreren Ständen berichteten. Erst am Sonntag wurde hier und dort darüber gesprochen.


"Das hat mit dem Weihnachtsmarkt überhaupt nichts zu tun", betont ein Besucher am Sonntag. Auch andere bezweifeln, dass die attackierten Ehepaare sich an jedem Abend direkt vom Weihnachtsmarkt zum Tatort begeben haben. Denn der Markt habe schon eine Stunde vorher geschlossen, sagen sie. Die Sonderkommission der Kriminalpolizei wird nun auch diese zeitlichen Abläufe genau untersuchen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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