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Anschlag in Norwegen – Forennutzer: Ich warnte Polizei vor Moschee-Angriff


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Ankündigung im Netz entdeckt
Forennutzer: Ich warnte Norwegen vor Angriff auf Moschee


Aktualisiert am 13.08.2019Lesedauer: 3 Min.
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Norwegische Polizei an der Moschee: Die Anschlagspläne waren vorher im Netz zu lesen. (Quelle: ap)
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Es klingelt bei der Polizei und ein Anrufer von einem anderen Kontinent warnt, dass jemand gleich einen Anschlag verüben könnte: Beim Angriff auf eine Moschee in Norwegen war das offenbar der Fall.

Der Mann, der am Samstag bei Oslo bewaffnet in eine Moschee eingedrungen ist, hat mit einer Ankündigung seiner Pläne andere Nutzer alarmiert. Ein offenbar in den USA lebender Nutzer rief wegen des Eintrags die norwegische Polizei, wie er in dem Forum schrieb und t-online.de auf Nachfrage bestätigte.

Am letzten Samstag, um 15.56 Uhr hatte ein 21-jähriger Norweger die Bilder des Terroristen von Christchurch (51 Tote), des Attentäters auf eine Synagoge im kalifornischen Poway (ein Toter) und des Massenmörders von El Paso (22 Tote) gepostet und vom "Rassenkrieg" geschrieben. Jetzt sei seine Zeit, war da zu lesen, mit einem Link zu einem Facebook-Profil.

Für Ankündigungen genutzte Seite ist offline

Auf ähnliche Art hatten auch der Christchurch-Attentäter und die beiden anderen Männer ihre Morde an Muslimen, Juden und Latinos auf der Seite 8chan angekündigt. Dafür hatte es dort in den Kommentaren Zustimmung gegeben.

Der norwegische Rassist hatte für seine Ankündigung eine andere Seite nutzen müssen, weil 8chan nach der Kündigung von Dienstleistern nicht mehr erreichbar ist. Auch die dann genutzte Seite ist nach seiner Ankündigung zumindest vorläufig nicht mehr abrufbar, der Beitrag war schnell gelöscht worden.

t-online.de liegt eine Kopie vor. In einem der ersten Kommentare hatte jemand geantwortet, er tue das ja doch nicht. Um 16.07 Uhr, nur elf Minuten nach dem Posting, war das Gegenteil bewiesen. Aus der Moschee war bei der Polizei der Anruf eingegangen. Der Mann hatte es doch getan, und er war nach dem Abschicken der Ankündigung offenbar umgehend zur Tat geschritten. Wie der Christchurch-Attentäter filmte der Verdächtige seine Tat mit einer Helmkamera, wie ein Polizeisprecher am Montag mitteilte.

Bei Facebook sah nichts verdächtig aus

Parallel hatte der Nutzer W. sich wegen des Beitrags in dem Forum Tausende Kilometer entfernt mit einem Freund beraten und das Facebook-Profil gecheckt. Dort war zwar nichts verdächtig, aber er googelte doch nach Telefonnummern bei der norwegischen Polizei.

Bei den norwegischen Beamten hatte es der Anrufer aus Übersee nach eigenen Angaben nicht gerade leicht: "Ich bin mehrfach verbunden worden", erklärte W. auf Nachfrage von t-online.de. "Zuletzt bin ich bei einem Beamten gelandet, dem ich alles gesagt habe." Freundlich sei der Polizist gewesen, aber die Sprachbarriere sei spürbar gewesen. "Er hat mir dann gesagt, ich soll das FBI informieren. Ich fand das seltsam, bei einer geplanten Tat in seinem Land."

Polizei bestätigt Anruf nicht

Die norwegische Polizei hat das auf Anfrage so nicht bestätigt. Dem Portal "dagbladet.no" sagte ein Sprecher, man kenne diese Schilderung, habe aber bisher keinen entsprechenden Anruf identifizieren können.

W. war zumindest der Erste, der dann auch in internationalen Foren von der Tat schrieb und gleich eine Materialsammlung zum Täter mitschickte. Name, Fotos – und die Schilderung, dass er die Polizei gewarnt habe. Er erklärte später auf Nachfrage, die norwegischen Behörden hätten wohl wenig tun können. "In der Ankündigung gab es ja keinen Ort, nur sein Facebook-Profil und den Namen, was wollte die Polizei tun? Ich dachte, ich kann sie vielleicht zumindest alarmieren."

Bereits kurz nach dem Telefonat mit der norwegischen Polizei habe er die Nachricht vom Angriff auf die Moschee gesehen. Um 16.42 Uhr war die Polizei damit an die Öffentlichkeit gegangen.

Ein Verletzter und eine Tote durch den Norweger

Der Täter war da bereits in den Händen der Ermittler. Er hatte in der Moschee lediglich eine Person verletzten können. Ein 65 Jahre alter Mann, einer von drei Besuchern der Moschee, hatte den Eindringling schließlich überwältigen können. Später wurde bekannt, dass die Stiefschwester des 21-Jährigen getötet wurde. Gegen den Mann wird zugleich wegen Mordes ermittelt. Zu seinen Motiven schweigt er, nach Angaben seiner Verteidigerin wies er die Anschuldigungen am Montag von sich und forderte seine Freilassung.


Bei dem Anschlag auf die Synagoge in Poway im März hatte das Posting dazu geführt, dass das FBI 15 Minuten vor der Tat davon erfuhr. Ein Nutzer hatte damals einige Minuten überlegt, ob er angesichts des Postings die Polizei rufen soll. Zunächst hatte er nur von seiner Beobachtung getwittert, einige Minuten später dann wegen der Parallelen zum Christchurch-Fall die Polizei angerufen. Die konnte aber in den verbleibenden Minuten vor den ersten Schüssen nichts mehr tun, da der Ort des Anschlags noch unbekannt war.

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