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Kindesmissbrauch in Lügde: Innenminister Reul lässt Polizisten versetzen


Kindesmissbrauch in Lügde
Innenminister Reul lässt hochrangigen Polizisten versetzen

Von dpa
Aktualisiert am 27.02.2019Lesedauer: 2 Min.
"Noch schlimmer als befürchtet": Ein Zaun mit einer Banderole versperrt den Weg zum Campingwagen eines mutmaßlichen Täters in dem Missbrauchsskandal.Vergrößern des Bildes
"Noch schlimmer als befürchtet": Ein Zaun mit einer Banderole versperrt den Weg zum Campingwagen eines mutmaßlichen Täters in dem Missbrauchsskandal. (Quelle: Guido Kirchner/dpa-bilder)
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Der Missbrauchsfall von Lügde zieht Kreise. Die Polizei hat einen weiteren, noch minderjährigen Verdächtigen vernommen. Derweil muss ein weiterer hochrangiger Beamter seinen Platz räumen.

Im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz bei Detmold gibt es einen weiteren Tatverdächtigen. Ein 16-Jähriger aus der Region soll kinderpornografisches Material besessen haben, das auf dem Campingplatz entstanden sei, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Vetter am Dienstag. Der Jugendliche sei am Montag vernommen worden, befinde sich aber wieder auf freiem Fuß. Die Ermittler seien durch die Auswertung sichergestellter Daten auf ihn gestoßen. Zuvor hatte der WDR berichtet.

Im Rahmen der Aufarbeitung des Falls muss nun ein weiterer ranghoher Polizist seinen Platz räumen. Auf Anweisung des NRW-Innenministeriums wird der Polizeidirektor der zuständigen Kreispolizei an eine andere Behörde versetzt, teilte Landrat Axel Lehmann am Dienstagabend mit. Der Landrat hatte bereits vorige Woche einen anderen Beamten, den Leiter der Direktion Kriminalität, von seinen Aufgaben entbunden.

Auf dem Campingplatz sollen über Jahre mindestens 31 Opfer missbraucht und dabei gefilmt worden sein – die meisten Kinder zwischen 4 und 13 Jahre alt. Drei Verdächtige sitzen bereits in Untersuchungshaft. Ermittelt wird zudem gegen zwei weitere Beschuldigte wegen Beihilfe, gegen eine Person wegen Strafvereitelung.

Früherer Verdacht gegen mutmaßlichen Haupttäter nicht verfolgt

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte in einer Sondersitzung des Düsseldorfer Landtags, der heute 56-jährige arbeitslose Hauptverdächtige sei schon vor 17 Jahren verdächtigt worden, eine Achtjährige missbraucht zu haben. "Im Moment sieht es nicht so aus, dass ein Verfahren eingeleitet wurde", so Reul, der dies als eine der schockierendsten Erkenntnisse bezeichnete.

Der von Reul eingesetzte Sonderermittler, Kriminaldirektor Ingo Wünsch, skizzierte eine beispiellose Kette des Versagens in der Kreispolizeibehörde Lippe. "Im Ergebnis gab es schwere handwerkliche Fehler, die sich potenziert haben. Verantwortliche Führung ist nicht erkennbar."

Reul kündigte an, die Bekämpfung von Kindesmissbrauch zur Chefsache zur machen. Auch ältere Verdachtsfälle des sexuellen Missbrauchs in Lügde – an der Grenze von Nordrhein-Westfalen zu Niedersachsen – würden neu aufgerollt. "Es sieht so aus, dass es noch schlimmer ist, als ich befürchtet habe."

Reul sagte weiter, er wolle die Arbeit in seinem Ministerium professionalisieren. Eine sogenannte Stabstelle Kindesmissbrauch soll mit Blick auf den Fall Lügde strukturelle Defizite bei den Ermittlungen systematisch aufarbeiten. An der Spitze soll ein erfahrener Kriminalbeamter stehen. "Die Schwächsten brauchen die stärksten Beschützer, und das muss die Polizei sein", sagte der Minister.

Zahl der Verdächtigen bei sieben

Auf dem Campingplatz sollen über Jahre mindestens 31 Kinder – 27 Mädchen und vier Jungen – im Alter zwischen 4 und 13 Jahren missbraucht und dabei gefilmt worden sein. Drei Verdächtige sitzen bereits in Untersuchungshaft, drei weitere sind auf freiem Fuß.


Inzwischen ist die zuständige Ermittlungskommission auf 60 Beamte vergrößert worden, die mit der Aufarbeitung von über 1000 Missbrauchsfällen beschäftigt sind. Zudem werde unter anderem wegen Strafvereitelung im Amt und wegen Verletzung der Fürsorgepflicht gegen 14 Beschuldigte bei Behörden ermittelt – darunter zwei Polizisten und acht Jugendamtsmitarbeiter.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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