Polizeigewerkschaft zur Kölner Silvesternacht "Ungewiss, ob es zu einer einzigen Verurteilung kommen wird"
Die massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln haben Deutschland schockiert. Nun fürchtet die Deutsche Polizeigewerkschaft, dass es im Zusammenhang mit den Verbrechen nicht zu Urteilen kommen könnte. Das erklärte Gewerkschaftschef Rainer Wendt in der "Passauer Neuen Presse".
"Es ist höchst ungewiss, ob es im Fall der Übergriffe in Köln auch nur zu einer einzigen Verurteilung kommen wird", sagte Wendt. Der Polizei fehle es für eine wirksame Strafverfolgung schlicht an Personal, begründete er seine Vermutung.
Dabei sei die Ermittlung der Schuldigen immens wichtig, mahnte Wendt. "Wenn sie nicht gefasst werden, werden sie sich regelrecht ermuntert fühlen, im Schatten der Anonymität weiter tätig zu werden." Es müsse damit gerechnet werden, dass die Tätergruppen auch in Zukunft solche Delikte begehen wollten, etwa beim anstehenden Karneval in Köln.
Wendt wehrt sich gegen Kritik an den Beamten
Der Gewerkschaftschef nahm zugleich die in der Silvesternacht in Köln eingesetzten Polizisten in Schutz. "Ihnen kann man keinen Vorwurf machen." Die Zahl der Einsatzkräfte habe schlicht nicht ausgereicht, um anders zu agieren. "Es war mit dem vorhandenen Personal nicht möglich, den Platz dauerhaft zu räumen", sagte Wendt.
Zuvor hatte unter anderem Thomas de Maizière (CDU) deutliche Kritik am Verhalten der Beamten vor Ort geübt. "So kann die Polizei nicht arbeiten", sagte der Innenminister in den "Tagesthemen".
Wendt äußerte zudem "erhebliche Zweifel, dass wir künftig immer da, wo es notwendig sein wird, mit einer ausreichenden Zahl von Polizeikräften vor Ort sein können". Er forderte die Politik auf, die Videoüberwachung zu verstärken. "Wir brauchen intelligente Videoüberwachung, die uns auch im Einsatz hilft. Das kostet Geld, erleichtert aber später die Identifizierung der Täter."
Wendt: Flüchtlinge nicht unter Generalverdacht stellen
Wie Justizminister Heiko Maas warnte Wendt zudem davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. "Wir müssen jetzt genau aufklären und versuchen, die Tätergruppen zu ermitteln. Diese Gruppen und ihre Übergriffe müssen ganz gezielt bekämpft werden."