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Prozessauftakt in Düsseldorf: Verwirrter Geiselnehmer gesteht


Justiz
Prozessauftakt in Düsseldorf: Verwirrter Geiselnehmer gesteht

Aktualisiert am 22.11.2011Lesedauer: 2 Min.
Die Polizei konnte mehrere Waffen bei dem verwirrten Düsseldorfer Geiselnehmer sicherstellenVergrößern des Bildes
Die Polizei konnte mehrere Waffen bei dem verwirrten Düsseldorfer Geiselnehmer sicherstellen (Quelle: dpa)
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Ein 48 Jahre alter Bochumer hat zum Prozessauftakt am Montag gestanden, vor knapp sechs Monaten am Düsseldorfer Hauptbahnhof eine junge Frau als Geisel genommen und sie durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt zu haben. Bei einer Polizeikontrolle will der arbeitslose Maler und Lackierer Panik bekommen haben.

Während einer wilden Verfolgungsjagd durch den Bahnhof seien anschließend mehrere Schüsse gefallen. Dann habe er die junge Frau als Geisel genommen und ihr versehentlich in den Kopf geschossen. Die 22-Jährige hatte mit lebensgefährlichen Verletzungen überlebt.

Der Angeklagte muss sich deshalb unter anderem wegen versuchten Mordes und Geiselnahme verantworten. Laut Staatsanwaltschaft leidet er unter schizophrenen Wahnvorstellungen. Der Bochumer selbst erklärte vor Gericht, er sei in der Vergangenheit bereits mehrfach in psychiatrischer Behandlung gewesen. Zuletzt habe er zurückgezogen in einem Mehrfamilienhaus gelebt. Seine letzte Freundin sei bereits Mitte der 1990er Jahre gestorben, seine Mutter vor vier Jahren. Er selbst sei seit 17 Jahren arbeitslos. ´

Großes Interesse hat der frühere Schul-Hausmeister nach eigenen Angaben lediglich an Waffen. Am Tattag sei er mit sechs Pistolen nach Düsseldorf gereist, um sie in einem Fachgeschäft auf der Königsallee überprüfen zu lassen.

Kopfschuss war ein "Versehen"

Bei der Kontrolle durch die Polizei im Bahnhof sei er in Panik geraten, aus Angst, die Waffen abgeben zu müssen. Er habe deshalb zunächst in der Bahnhofshalle in die Luft geschossen, bevor er auf den Bahnhofsvorplatz geflüchtet sei.

Dort habe er die 22-jährige Studentin als "Schutzschild" genommen. "Um die Polizisten loszuwerden, wollte ich der Frau knapp am Ohr vorbeischießen. Sie hat aber so gezappelt, dass der Schuss nicht am Kopf vorbei, sondern in den Kopf gegangen ist", sagte der Angeklagte in seinem Geständnis. "Eigentlich wollte ich nur einen Warnschuss abgeben. Ich habe ihr extra gesagt, sie soll nicht so zappeln."

Nach dem Schuss auf die Frau war der Bochumer von der Polizei überwältigt worden. In seiner Wohnung entdeckten die Ermittler später ein ganzes Waffenarsenal. Neben zahlreichen Schusswaffen habe man hier auch eine Armbrust und diverse Äxte gefunden, sagte Staatsanwältin Britta Schreiber.

Im Prozess soll nun geprüft werden, ob der Mann zum Tatzeitpunkt schuldfähig war oder nicht. Laut Gutachten leidet er unter schizophrenen Wahnvorstellungen. "Wir gehen davon aus, dass auch in Zukunft die Gefahr besteht, dass der Angeklagte erhebliche Straftaten begehen könnte", so Staatsanwältin Schreiber. Sie forderte deshalb die dauerhafte Unterbringung des Mannes in der Psychiatrie.

Als "Claudia-Sprayer" verurteilt

Wie die Staatsanwaltschaft zum Prozessauftakt erklärte, war der Angeklagte schon vor gut 20 Jahren durch eine ungewöhnliche Serie von Straftaten aufgefallen. Damals hatte er einer Arzthelferin aus einer psychiatrischen Praxis nachgestellt und an rund 100 Stellen in Dortmund und Umgebung den Namen "Claudia" an Wände gesprüht. Er sei deshalb später als sogenannter "Claudia-Sprayer" verurteilt worden, so die Staatsanwaltschaft.

Für das jetzige Verfahren hat das Düsseldorfer Landgericht fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 19. Dezember verkündet werden.

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