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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prozess gegen Ex-RAF-Terroristin Klette Erst ein Lächeln, dann ein unerwarteter Vorfall
Am Dienstag hat der Prozess gegen die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette begonnen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind massiv. Ein t-online-Reporter ist vor Ort und schildert seine Eindrücke.
In Celle hat am Dienstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette begonnen. Die 66-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes, unerlaubten Waffenbesitzes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubs verantworten. Mehr dazu lesen Sie hier.
Der Prozess selbst hat am Dienstag mit rund 40 Minuten Verspätung angefangen. Die Sicherheitschecks am Einlass zum Gerichts waren für Pressevertreter "strenger als auf dem Flughafen", berichtet Gerrit Schröder. Der t-online-Reporter hat nur in den Verhandlungspausen die Möglichkeit, sich in der Redaktion zu melden und seine Eindrücke zu schildern. Denn Handys und Smartwatches müssen die zugelassenen Journalisten vor dem Eintritt in den Gerichtssaal abgeben. Aus Sicherheitsgründen dürfen sie nur Stift und Papier mit hineinnehmen.
Im Gerichtssaal wirkt Klette entspannt und lächelt häufig, berichtet unser Reporter. Sie sieht gepflegt aus, die Haare hat sie im Nacken zu einem Zopf gebunden. Zu Beginn umarmt sie nacheinander die drei Mitglieder ihres Verteidigungsteams. Dann bestätigt sie ihre Identität: Daniela Maria Sophie Klette, Rufname Daniela. Geboren am 5. November 1958 in Karlsruhe. Wenig später kommt es bereits zu einem unerwarteten Vorfall.
Der Gerichtssaal gleicht einem Hochsicherheitstrakt
In dem Sondergerichtssaal, der einem Hochsicherheitstrakt gleicht, sitzt Klette gemeinsam mit ihrer Verteidigung und zwei Justizbeamten in einem Glaskasten aus Panzerglas. Weil sie sich so mit ihrer Mandantin nicht vertraulich austauschen könnten, verlangt die Verteidigung, dass die Beamten außerhalb des Kastens ihrem Wachdienst nachgehen sollen, wo sie auch die Gespräche nicht mithören können.
Doch das sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich, denn bei Klette wird Fluchtgefahr angenommen, hieß es zunächst. "Die wollten die zwei Beamten wohl loswerden", lautet die Einschätzung unseres Reporters.
Am Nachmittag gibt das Gericht den Anwälten Recht: Der Vorsitzende Richter, Lars Engelke, sagte zur Begründung, dass bereits in einem Hochsicherheitssaal verhandelt wird. Daher müssten keine weiteren Justizwachmeister hinter der Angeklagten sitzen. Engelke wies ausdrücklich darauf hin, dass der Prozess gegen Klette "kein Staatsschutz- und kein Terrorverfahren" sei.
Der Prozess könnte Jahre dauern
Als nächstes verliest die Verteidigung über zwei Stunden lang eine Erklärung. Klette sitzt im Glaskasten und wirkt weiterhin gelöst. Noch immer lächelt sie, während sie sich alles anhört.
Danach folgen die Ausführungen der beiden Staatsanwältinnen aus Verden, Dr. Katharina Sprave und Dr. Annette Marquardt. Detailliert tragen sie alle 14 Fälle vor, für die sich Daniela Klette nun verantworten muss. Denn Klette steht nicht wegen ihrer mutmaßlichen Zugehörigkeit zur RAF vor Gericht, sondern wegen versuchtem Mord sowie versuchtem und vollendetem schweren Raub. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die 66-Jährige hört ruhig zu. Ob sie diese Ruhe in den nächsten Verhandlungstagen bewahren wird? Mindestens 40 Prozesstage sind angesetzt, vermutlich werden es viel mehr. "Das Verfahren könnte sich über Jahren hinziehen", sagt unser Reporter. Dann muss er in den Gerichtssaal zurück. Das Handy bleibt draußen.
- Reporter vor Ort
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa