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Bielefeld: Schüsse bei Prozess – Tatverdächtiger soll sich gestellt haben


Schüsse am Landgericht in Bielefeld
Tatverdächtiger stellt sich offenbar der Polizei

Von t-online, dpa, aj

Aktualisiert am 28.02.2025 - 08:05 UhrLesedauer: 3 Min.
Großeinsatz der Polizei am Landgericht in BielefeldVergrößern des Bildes
Schwerbewaffnete Einsatzkräfte der Polizei sichern eine Straße vor dem Landgericht in der Innenstadt. (Quelle: Friso Gentsch/dpa/dpa-bilder)
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Nach einem Prozess wegen Mordes an einem Ex-Profiboxer fallen Schüsse am Landgericht Bielefeld. Nun hat sich ein Verdächtiger offenbar der Polizei gestellt.

Nach den Schüssen in der Nähe des Landgerichts Bielefeld am Mittwoch soll sich ein Tatverdächtiger der Polizei gestellt haben. Dabei handele es sich um den Bruder eines in der Bielefelder Innenstadt erschossenen ehemaligen Profiboxers, wie "Bild" unter Berufung auf den Strafverteidiger des Verdächtigen berichtet. Der Mann befinde sich in Polizeigewahrsam, berichtete "Bild". Die Polizei bestätigte dies bislang nicht.

Zuvor hatten Ermittler mitgeteilt, dass der Bruder des im Jahr 2024 erschossenen Boxers Besar Nemani dringend tatverdächtig sei. Die Ermittler suchten per Fahndungsaufruf und Foto nach dem Mann. Eine am Polizeipräsidium Bielefeld eingerichtete Mordkommission bat Zeugen sich zu melden, wenn sie das Tatgeschehen beobachtet haben. Das Amtsgericht Bielefeld erließ einen Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.

Gemeinsam mit seinem Strafverteidiger sei der Gesuchte nun am Donnerstag um 23 Uhr am Polizeipräsidium in Bielefeld erschienen, berichtete "Bild". Der Termin sei vorher mit dem Leiter der Mordkommission abgesprochen worden, sagte der Strafverteidiger der Zeitung zufolge. Die Polizei sei demnach auf die Bedingungen des Gesuchten eingegangen und habe keine bewaffneten Polizisten eingesetzt. Die Übergabe ist laut dem Strafverteidiger "friedlich und kooperativ" erfolgt. Der Mann solle noch heute einem Haftrichter am Amtsgericht Bielefeld vorgeführt werden.

Laut dem Strafverteidiger wolle der Tatverdächtige sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu den Vorwürfen äußern. Das habe die Polizei vorbehaltlos akzeptiert, sodass eine Vernehmung zur Sache nicht stattgefunden habe.

Durch die Schüsse, die nach Ende eines Prozesstages um ein Tötungsdelikt an dem erschossenen Profiboxer Nimani außerhalb des Gerichtsgebäudes abgegeben wurden, waren nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft vier Männer verletzt worden. Die Opfer sind 23, 25, 25 und 63 Jahre alt und Angehörige oder Nahestehende des im Prozess angeklagten 34-jährigen Mannes. Laut Polizei ist der Gesundheitszustand der Angeschossenen stabil.

Noch am Tatabend wurden laut Mitteilung zwei mögliche Tatverdächtige vorläufig festgenommen. Da sich ein Tatverdacht aber nicht erhärtet habe, wurden die Männer in der Nacht wieder entlassen.

Um was geht es bei dem Prozess?

Für Freitag hat das Landgericht die geplante Verhandlung abgesagt. Als Grund gab Pressesprecher Guiskard Eisenberg an, dass die zuständige Große Strafkammer prozessuale Fragen zu klären habe. Der Verteidiger des Angeklagten hat demnach Anträge zur weiteren Beteiligung der Nebenklage an dem Verfahren gestellt. Eine Entscheidung in dieser Frage ist nach Gerichtsangaben bis Freitag nicht möglich. Fast zeitgleich zur Entscheidung des Landgerichts teilte die Polizei mit, dass nach dem als Nebenkläger in dem Verfahren auftretenden Bruder des erschossenen ehemaligen Profiboxers per Haftbefehl gesucht werde.

Der erste Verhandlungstag um den Tod von Besar Nimani war Ende Januar. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld sollen zwei Männer dem Opfer am 9. März 2024 aufgelauert und nach einem gemeinsamen Tatplan vor einem Geschäft in der Bielefelder Fußgängerzone 16 Schüsse abgegeben haben. Der Angriff in der Öffentlichkeit hatte in der Bevölkerung für Entsetzen gesorgt.

Der 38-jährige ehemalige Sportler hatte zuvor in der Nähe sein Auto geparkt und war zu Fuß in Richtung des späteren Tatorts gegangen. Er wurde von zahlreichen Kugeln getroffen und verblutete noch vor Ort. Bis heute sind das Motiv und der Hintergrund unklar.

Tatverdächtiger für Nimanis Tötung auf der Flucht

Der wegen heimtückischen Mordes angeklagte 34 Jahre alte Deutsche hat sich bislang nicht zu dem Tatvorwurf geäußert. Ein weiterer Tatverdächtiger ist weiterhin auf der Flucht.

Die Verhandlungstage finden unter großen Sicherheitsauflagen statt. Beamte einer Einsatzhundertschaft der Polizei sichern jeweils das Gebäude und den Verhandlungssaal. Alle Besucher, Nebenkläger und Medienvertreter müssen sich vor Eintritt in den Gerichtssaal durchsuchen lassen.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers war dabei am zweiten Verhandlungstag bei einer Schwester des getöteten Ex-Boxers ein kleines Messer entdeckt worden. Es war Teil eines Schlüsselanhängers. In einem Röhrchen steckte dabei eine rund fünf Zentimeter lange Klinge.

Bereits 2013 fielen Schüsse auf Nimani

Bereits im August 2013 war auf Nimani geschossen worden. Der damalige Profiboxer sowie sein Bruder und ein Freund (32) wurden durch Schüsse aus einer Pistole verletzt. Dem war ein Streit in einem Imbiss in der Bielefelder Innenstadt vorausgegangen. Der 32-Jährige hatte dabei dem späteren Schützen eine Flasche gegen den Kopf geschlagen.

Das Landgericht Bielefeld verurteilte einen damals 45-jährigen Mann aus Bielefeld unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu 18 Monaten Haft. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte das Urteil, nachdem die Anwälte der Opfer Revision eingelegt hatten, weil sie von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen waren. Die Richter aber sahen eine Notwehrhandlung des Schützen. Zu Recht, wie der BGH entschied.

Verwendete Quellen
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