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Amok in München: ”Da wurde wohl genau das Richtige unterrichtet"


Musste der Schütze von München sterben?
"Da wurde wohl genau das Richtige unterrichtet"


Aktualisiert am 07.09.2024Lesedauer: 2 Min.
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In München kam es am Donnerstag zu einem Großeinsatz der Polizei. Was vor Ort passierte.Vergrößern des Bildes
In München kam es am Donnerstag zu einem Großeinsatz der Polizei. Was vor Ort passierte. (Quelle: X/@EWagensveld)

Ein Österreicher schießt in der bayrischen Hauptstadt. Die Polizei regiert schnell, der mutmaßliche Islamist überlebt die Polizeischüsse nicht. War das notwendig?

Ein 18-jähriger Mann aus Österreich eröffnet in München das Feuer auf Polizeibeamte. Diese schießen zurück – der Mann stirbt. Zuvor soll der in seinem Heimatland durch Islamismus polizeibekannte Mann durch Fenster in ein Gebäude geschossen haben. Eine Augenzeugin berichtete, dass der Mann ein Gebäude neben dem NS-Dokumentationszentrum betreten und das Feuer eröffnet habe.

Als Tatwaffe hatte der Schütze ein historisches Gewehr benutzt. Das Magazin fasst standardmäßig sechs Schuss, kann aber auf bis zu zehn Schuss erweitert werden, nach jedem abgefeuerten Projektil muss die Langwaffe händisch nachgeladen werden. Hätten die Beamten also eine Möglichkeit gehabt, den Angreifer unschädlich zu machen, ohne ihm das Leben zu nehmen? t-online hat bei der Polizeigewerkschaft GdP und dem Waffenexperten Lars Winkelsdorf nachgefragt.

Dynamische und schwer einzuschätzende Lage

Die Meldung über Schüsse in München am Jahrestag des Olympia-Attentats 1972 verbreitete sich schnell. "Bei den ersten Meldungen gestern hat uns allen der Atem gestockt", sagt Benjamin Jendro von der GdP Berlin. Auch wenn den genauen Ablauf des Angriffs erst die Ermittlungen zeigen könnten, ist sich der Gewerkschafter sicher: "Die Kollegen der Polizei München haben einen exzellenten Job gemacht."

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Die Lage sei dynamisch und schwer abzuschätzen gewesen, trotzdem hätten die Beamten "höchstwahrscheinlich einen Terroranschlag verhindert und zahlreiche Menschenleben gerettet."

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der Waffenexperte Lars Winkelsdorf. "Bei den Beamten in München wurde wohl genau das Richtige unterrichtet." Eine bewaffnete Person durch Schüsse zu entwaffnen, hält er hingegen für nicht praktikabel. "Das sind reine Hollywoodmärchen." Dabei habe das polizeiliche Vorgehen in solchen Gefährdungslagen bereits vor über zwanzig Jahren einen Paradigmenwechsel durchlaufen.

Paradigmenwechsel in der Strategie

Auslöser für das Umdenken war der Amoklauf von Erfurt. 2002 wurden dort am Gutenberg-Gymnasium 71 Schüsse von einem 19-Jährigen abgegeben und insgesamt 17 Menschen getötet – einer davon war der Schütze selbst.

"Eingesetzte Beamte warten seitdem nicht mehr auf Spezialkräfte, sondern suchen die direkte Konfrontation. Beamte sollen sich zielgerichtet selbst in Gefahr bringen, um Leben zu retten", erklärt Winkelsdorf die Veränderung. In München griffen etwa Beamte des Zentralen Objektschutzes zur Waffe.

Beim Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009, bei dem insgesamt 16 Menschen starben, fand die neue Strategie erstmals Anwendung, wie der damalige Einsatzleiter Ralf Michelfelder dem Deutschlandfunk sagte.

Die Taktik finde jedoch nur in extremen Ausnahmefällen Anwendung, so Winkelsdorf. "Immer dann, wenn ein Täter aktiv versucht zu töten." Zum Vergleich: Bei einem psychisch verwirrten Menschen mit einem Messer würde eher versucht, diesen zu isolieren.

Bei einer Amoklage oder einem Terrorangriff sei jedoch klar: "Oberstes Ziel ist es, das Töten zu stoppen." Dabei werde auch die Tötung des Angreifers in Kauf genommen, denn: "Nur Schüsse auf potenziell tödliche Bereiche des Körpers können einen aktiven Schützen stoppen." Treffen an anderen Stellen hätten keine ausreichende Stoppwirkung, führt Winkelsdorf weiter aus.

Verwendete Quellen
  • Telefonat Lars Winkelsdorf
  • Anfrage Benjamin Jendro
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