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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Messerangriff auf Kommunalpolitiker Das ist über den AfD-Mann bekannt – und den Täter
In Mannheim wurde ein AfD-Politiker mit einem Messer angegriffen. Wer ist der Mann? Und was ist über den Tatverdächtigen bekannt?
Der AfD-Kommunalpolitiker Heinrich Koch ist am späten Dienstagabend in Mannheim mit einem Messer attackiert und verletzt worden. Die Polizei Mannheim teilte in einer Pressemitteilung mit, dass ein 25-Jähriger den AfD-Politiker mit einem Cuttermesser verletzt haben soll.
Wer ist der AfD-Politiker? Und was ist über den Angreifer bekannt?
Der Reserveoffizier Koch filmte die Konfrontation selbst. Auf dem Video ist zu sehen, wie er einen jungen Mann mit Wahlplakaten unter dem Arm und einem Teppichmesser in der Hand offenbar auf frischer Tat beim Plakatdiebstahl ertappt.
Im energischen Ton ruft Koch dem Mann zu: "Halt! Bleiben Sie stehen. Sofort hinlegen!" Als sie sich direkt gegenüberstehen, deutet er mit dem Zeigefinger auf das Plakat und ruft noch einmal: "Hinlegen!" Danach kommt es offenbar zum Handgemenge, die Kamera wackelt, ein kurzer Schmerzenslaut ist zu hören. Dann bricht das Video ab.
Koch wurde nach Angaben aus der AfD-Gemeinderatsfraktion am Ohr und am Bauch verletzt. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden und werde die Klinik wohl am Mittwochmittag verlassen.
Reserveoffizier, Ingenieur, Jagdaufseher
Der 62 Jahre alte Heinrich Koch gehört für die AfD dem Beirat im Bezirk Rheinau an. Er hat aktuell gute Chancen auf einen Einzug in den Mannheimer Gemeinderat, weil er auf Listenplatz 3 der AfD steht. Die Gemeinderatswahl findet zeitgleich mit der Europawahl an diesem Sonntag statt. 2021 kandidierte Koch auch für den Landtag.
Koch ist Ingenieur und Sachverständiger für Verkehrsunfälle. Er ist Oberstleutnant der Reserve, in der Corona-Zeit wurde er reaktiviert und half bei der Koordinierung des Einsatzes der Bundeswehr in Mannheim, um das Gesundheitswesen zu unterstützen. Später sagte er, "Hilflosigkeit und der Dilettantismus von Bundes- und Landesregierungen" hätten ihn in der Corona-Zeit erschüttert.
Nach Angaben des "Mannheimer Morgens" ist Koch auch Beauftragter für zivil-militärische Zusammenarbeit von Stadt Mannheim und Bundeswehr. Die Stadt Mannheim konnte dazu zunächst keine weiteren Angaben machen.
In einem Porträt des Rhein-Neckar Fernsehens (RNF) aus dem Jahr 2021 heißt es, Koch sei Jagdaufseher und Wildtierschützer. Politisch äußerte er sich in der Vergangenheit immer wieder zu Naturschutzthemen. Koch plädierte unter anderem für einen Wildtierbeauftragten für die Stadt Mannheim.
Unterstützer des Meuthen-Lagers in der AfD
"Ich werde mit Anstand und Würde in Sachfragen hart diskutieren und gegebenenfalls auch vor der eigenen Haustüre kehren", kündigte er im Landtagswahlkampf 2021 in einem Kandidatenporträt des SWR an. Er betonte, dass er den damaligen AfD-Parteichef Jörg Meuthen "bedingungslos" unterstützen werde, der das "wertkonservative, bürgerliche Lager" in der AfD abbilde, wie das Portal RNF in einem Video zeigt.
Die AfD sei eine "Partei der Rechtsstaatlichkeit", sagte Koch, er unterstütze geordnete Parteiausschlussverfahren gegen Kandidaten, die gegen diesen Grundsatz verstießen. Auch Meuthen stammt aus Baden-Württemberg, er ist inzwischen aus Protest gegen den zunehmend radikalen Kurs der AfD aus der Partei ausgetreten.
2016 noch war Koch für die Partei Alfa (Allianz für Fortschritt und Aufbruch) bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg angetreten. Die Partei wurde von Bernd Lucke initiiert, nachdem der als AfD-Vorsitzender abgewählt worden war.
Was ist über den Tatverdächtigen bekannt?
Der Tatverdächtige ist nach Angaben der Polizei sowie der Staatsanwaltschaft Mannheim 25 Jahre alt. Bei seiner Festnahme hätten sich "deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung ergeben". Er sei deswegen in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert worden.
In dem von Koch gemachten Video sieht man den jungen Mann deutlich. Er trägt Jeans, ein schwarzes T-Shirt und Turnschuhe. Unter seinem linken Arm trägt er mehrere Wahlplakate, darunter eines von der AfD mit dem Slogan "Unser Land zuerst".
Aus der AfD heißt es, es handele sich bei dem Tatverdächtigen um einen Linksradikalen, der Angriff sei politisch motiviert gewesen. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten hingegen mit, es lägen derzeit keine Hinweise darauf vor, dass der Tatverdächtige bei dem Angriff erkannt habe, dass es sich bei Koch um einen AfD-Politiker handelt.
- Eigene Recherchen
- swr.de: SWR Kandidatencheck