Geständnis vor Gericht Serienvergewaltiger aus britischer Polizei geworfen
Er sollte das Gesetz hüten und Menschen vor Gewalt schützen. Stattdessen vergewaltigte ein Londoner Polizist zahlreiche Frauen. Nun ist er entlassen worden.
Ein Londoner Polizist, der vor Gericht 24 Fälle von Vergewaltigung und zahlreiche weitere sexuelle Übergriffe gegen zwölf Frauen eingeräumt hat, ist aus dem Polizeidienst entlassen worden. Vize-Polizeichefin Louisa Rolfe sagte am Dienstag in einer Anhörung, der Fall sei "widerlich und schrecklich" und habe für die Polizeiarbeit "weitreichende Konsequenzen". Die britische Regierung rief Polizeibehörden im ganzen Land auf, gegen kriminelle Individuen und Korruption in den eigenen Reihen vorzugehen.
Der 48-jährige David Carrick, der bei der Metropolitan Police in London einer Einheit zum Schutz von Abgeordneten und Diplomaten angehörte, hatte sich am Montag vor einem Londoner Gericht schuldig bekannt, im Jahr 2003 eine 40-jährige Frau vier Mal vergewaltigt zu haben. Bei einer Anhörung im Dezember hatte er bereits 20 weitere Vergewaltigungen in einem Zeitraum von 16 Jahren eingeräumt. Der letzte Vorfall soll sich demnach im September 2020 ereignet haben.
Carrick war im Oktober 2021 nach einer Anzeige wegen Vergewaltigung festgenommen worden. Wie die Polizei erst am Montag einräumte, stellte sich bei einer gründlichen Überprüfung seiner Akte heraus, dass bereits Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt, Vergewaltigung und Belästigung gegen den Ex-Soldaten vorlagen, bevor er in den Polizeidienst eintrat.
"Abscheulich, gezielt und vorsätzlich"
Auch während seines aktiven Dienstes in der Polizei, gab es offenbar weitere Beschwerden gegen Carrick. Dennoch wurden lange Zeit weder strafrechtlichen Ermittlungen noch ein internes Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Bei der britischen Polizei finden Anhörungen in Disziplinarverfahren in der Regel erst nach Abschluss des Strafverfahrens gegen beschuldigte Beamte statt. Carricks Verfahren wurde nach seinem Geständnis jedoch beschleunigt und die Anhörung vor dem Disziplinarausschuss vorgezogen. Anders als üblich, trat der Ausschuss nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammen.
"Ich hoffe wirklich, so etwas nie wieder zu erleben", sagte Vize-Polizeichefin Rolfe bei der Anhörung. Der Anwalt Hywel Jenkins, der Polizeichef Mark Rowley vertritt, nannte Carricks Verbrechen "abscheulich, gezielt und vorsätzlich". Sie hätten "katastrophale" Folgen für seine Opfer und deren Familien gehabt und zugleich das Vertrauen in die Polizei untergraben.
Die Menschen in London erwarteten von Polizisten, "dass sie das Gesetz einhalten und Frauen vor Gewalt schützen", sagte Rolfe. "Der Polizeibeamte Carrick hat das Gegenteil getan." Carrick, der an der Anhörung nicht teilnahm und sich auch nicht durch einen Anwalt vertreten ließ, wurde wegen groben Fehlverhaltens aus dem Polizeidienst entlassen. In einem Strafverfahren gegen ihn will das Gericht Anfang Februar das Urteil verkünden.
"Schwarzen Tag für die Polizei und die Metropolitan Police"
Die Metropolitan Police steht nach einer Reihe von Skandalen schon länger massiv in der Kritik. Für Empörung sorgte zuletzt besonders die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung der Londonerin Sarah Everard durch einen Polizisten im März 2021. Der inzwischen entlassene Beamte Wayne Couzens, der ebenfalls in einer Einheit zum Schutz von Abgeordneten und Diplomaten diente, hatte die junge Frau unter dem Vorwand eines Verstoßes gegen Corona-Regeln in sein Auto gelockt. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Innerhalb der Metropolitan Police läuft derzeit eine großangelegte Untersuchung zu möglichem Fehlverhalten oder Straftaten von Beamten. Laut der Met werden in diesem Kontext mehr als 1.600 Fälle mutmaßlicher Sexualstraftaten und häuslicher Gewalt geprüft.
Die britische Innenministerin Suella Braverman sprach von einem "schwarzen Tag für die Polizei und die Metropolitan Police". Nach einem Treffen mit Polizeichef Rowley begrüßte sie zwar die bisher ergriffenen Maßnahmen, um kriminelle und korrupte Beamte aus dem Polizeidienst zu entfernen. Braverman forderte aber, die Anstrengungen noch zu verstärken - auch wenn dies "bedeuten könnte, dass kurzfristig weitere schockierende Fälle ans Licht kommen".
- Nachrichtenagentur afp