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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zyklon "Ianos" Griechenland bereitet sich auf Mittelmeer-Hurrikan vor
In Griechenland warnt die Regierung vor einem möglichen Medicane, der Mittelmeer-Variante eines Hurrikans. Von Italien zieht das Sturmtief Richtung Peloponnes und wird immer stärker.
Mit Orkanböen und enormen Niederschlagsmengen zieht ein Wolkenungetüm Richtung Griechenland: Im Mittelmeer bildet sich ein möglicher "Medicane", ein "Mediterranean hurricane". Ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen können aus einem normalen Tiefdruckgebiet einen gefährlichen Zyklon mit einem Kern aus warmer Luft erzeugen, der mit Tropenstürmen viel gemeinsam hat. Und das Mittelmeer in der Region bringt es auf 27 Grad. Dazu wenig Wind in der Höhe – das sind Bedingungen, die ideal sind, damit sich der Medicane bilden kann.
Wie schlimm wird es?
Während RTL-Meteorologe Björn Alexander bereits von Böen mit bis zu 180 Stundenkilometern auf dem Meer und auf den vorgelagerten Inseln spricht, erwarten die griechischen Experten die Entwicklung nicht so heftig. Der amtliche griechische Wetterdienst kündigt sieben Meter hohe Wellen an – aber "nur" bei einer Windstärke von 10 auf der Beaufortskala, die bis 12 reicht. Das bedeutet schweren Sturm mit Geschwindigkeiten bis knapp über 100 km/h. Es ist vor allem auch mit heftigen Niederschlägen mit mehr als 300 Litern auf den Quadratmeter zu rechnen. Das ist etwa die Hälfte des Jahresniederschlags in Berlin.
In den Morgenstunden des Freitags werde "Ianos" auf die Inseln treffen, danach auf die Peloponnes. Die Zugbahn ist noch ungewiss, ein Abdrehen nach Süden sei auch möglich. Die Flüchtlingslager werden nicht betroffen sein, diese Inseln liegen Hunderte Kilometer entfernt zwischen Griechenland und der Türkei.
Der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas appellierte am Donnerstag, in den betroffenen Regionen unnötige Reisen zu vermeiden und Schutzvorkehrungen zu treffen.
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Auf den Namen "Ianos" hört das Tiefdruckgebiet beim Nationalen Observatorium Athen, "Udine" hat es das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin genannt. Das Phänomen findet seit einigen Jahren mehr Beachtung: 2017 waren während eines Medicanes 21 Menschen in Griechenland bei Überflutungen ums Leben gekommen, allerdings hatten Meteorologen das nicht direkt diesem Sturm zugeschrieben.
Hurrikans haben mehr Potenzial
Seit jenem Jahr gibt Griechenland Medicanes Namen, im gleichen Jahr haben private Wetterbeobachter das "European Medicane Monitoring Center" gegründet, 2018 das "Mediterranean Cyclone Centre". Dort hat der aktuelle Medicane den Namen "Cassilda" bekommen.
Im Mittelmeer können Stürme nicht die gleiche vernichtende Kraft wie die Hurrikans im Atlantik erreichen, weil das Mittelmeer kleiner und damit auch das Potenzial kleiner ist, sich mit Energie aufzuladen. Deshalb sind Medicanes auch nicht so langlebig wie Hurrikans.
- Eigene Recherchen
- Meteo.gr: Einschätzung des griechischen Wetterdienstes
- Spektrum der Wissenschaft: Bildet sich ein tropischer Wirbelsturm im Mittelmeer
- rtl.de: Monstersturm am Mittelmeer
- Greek Reporter: No link between hurricane Numa and deadly floods