Fliegende Intensivstation "MedEvac" Madeira-Verletzte sicher in Köln gelandet
Die Bundeswehr hat die Verletzten des Busunglücks von Madeira nach Deutschland gebracht. Ein Airbus der Flugbereitschaft war im Einsatz – er kann auch Schwerstverletzte befördern.
Die meisten Überlebenden der Buskatastrophe von Madeira sind am Karsamstag mit einer Sondermaschine der Bundeswehr in Köln gelandet. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) begrüßte die Verletzten nach Angaben der Staatskanzlei im militärischen Teil des Flughafens in Köln-Wahn.
Das Flugzeug erreichte Köln nach Angaben der Luftwaffe um kurz nach 17 Uhr. Die 15 Verletzten an Bord stammen aus dem nordrhein-westfälischen Rhein-Erft-Kreis, dem Ruhrgebiet und vom Niederrhein sowie aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg, wie die Stadt Köln mitteilte. Der Rettungsdienst der Domstadt stehe mit seinen Teams und Fahrzeugen für den Weitertransport der unterschiedlich schwer Verletzten bereit. Mehrere Krankenwagen waren vor der Landung der Maschine im Konvoi zum Flughafen gefahren.
Die fliegende Intensivstation der Bundeswehr
Der "MedEvac"-Airbus der Luftwaffe war am frühen Morgen von Köln-Wahn Richtung Madeira gestartet. Er ist die fliegende Intensivstation der Bundeswehr. Die Luftwaffe bezeichnet die Maschine als "wichtiges Glied in der Rettungskette zur medizinischen Evakuierung schwer und schwerst verletzter Personen über große Distanzen".
An Bord sind bis zu sechs Plätze für intensivmedizinische Behandlung. Zudem gibt es 38 weitere Liegeplätze, wobei für 16 Patienten eine verstärkte medizinische Überwachung mit Monitoren möglich ist. Damit können 44 Patienten liegend transportiert werden. Die medizinische Besatzung kann bis zu 25 Menschen zählen. Die Luftwaffe hält auf dem Flughafen Köln-Wahn immer einen MedEvac-Airbus in 24-Stunden-Bereitschaft.
Am Mittwoch war auf Madeira ein Reisebus von der Straße abgekommen und hatte sich überschlagen. 29 Menschen starben, viele wurden verletzt. Am Freitag befanden sich noch 16 Verletzte in der Klinik von Funchal. Eine verletzte Deutsche war nach Angaben der Klinikleitung noch nicht transportfähig und blieb zunächst im Krankenhaus. Sieben Betroffene wollten nach Angaben des Reiseveranstalters trendtours am Samstag mit normalen Flügen heimkehren. Die Ursache des Unglücks ist noch immer unklar – ein Überlebender vermutete allerdings Bremsversagen als Grund für den Unfall.
Obduktion abgeschlossen, Identifizierung steht noch aus
Rechtsmediziner auf der Atlantikinsel haben derweil die Autopsie der Toten abgeschlossen. Die Obduktion der überwiegend aus Deutschland stammenden Opfer sei vom Nationalen Institut für Rechtsmedizin und Forensische Wissenschaften (INMLCF) in Zusammenarbeit mit der Polizei durchgeführt worden, zitierten portugiesische Medien eine Mitteilung des Justizministeriums vom Freitagabend.
Im Laufe des Samstags wurden aus Deutschland aber noch Akten mit Fingerabdrücken und zahnärztlichen Daten erwartet, die die endgültige Identifizierung der Toten ermöglichen sollen, hieß es. Wann Einzelheiten zu den Opfern und ihren Herkunftsorten in Deutschland bekanntgegeben werden sollen, blieb zunächst unklar.
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Am Samstagmorgen hatten Krankenwagen nach und nach die Verletzten von der Klinik zu dem Lazarettflugzeug gefahren. In den Ambulanzen seien Ärzteteams aus Portugal und Deutschland im Einsatz gewesen, hieß es. Begleitet wurden die Fahrzeuge von Polizei und Zivilschutz. Auf Tragen wurden die Deutschen in den Airbus gebracht. Nach rund zwei Stunden waren alle Verletzten im Flieger.
Madeira stand nach der Tragödie noch immer unter Schock. Am Karfreitag hatten Überlebende und ihre Angehörigen in Funchal an einem Gedenkgottesdienst teilgenommen. Zu der Trauerfeier hatte die Pfarrerin der Deutschsprachigen Evangelischen Kirche auf der Atlantikinsel, Ilse Everlien Berardo, eingeladen.
- Nachrichtenagentur dpa