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Baumeisterin zu Feuerkatastrophe: "Notre-Dame wird wieder aussehen wie früher"


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Baumeisterin
"Notre-Dame wird wieder aussehen wie früher"

InterviewVon Tim Kummert

Aktualisiert am 16.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Notre-Dame nach dem Brand: Die Dombaumeisterin Yvonne Faller hält einen Wiederaufbau für möglich.Vergrößern des Bildes
Notre-Dame nach dem Brand: Die Dombaumeisterin Yvonne Faller hält einen Wiederaufbau für möglich. (Quelle: reuters)

Der Brand in Notre-Dame hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Eine Münster-Baumeisterin glaubt aber, dass die Kirche wieder zu restaurieren ist, und erklärt, warum dabei Pläne aus dem 19. Jahrhundert eine Rolle spielen.

Yvonne Faller ist seit 13 Jahren die Baumeisterin des Freiburger Münsters. Ihre Aufgabe ist es, die Kathedrale der Stadt in Stand zu halten, sie beauftragt Renovierungsarbeiten und ist Expertin für alte Kirchengebäude. Die studierte Diplom-Ingenieurin erklärt, was jetzt bei der Restauration von Notre-Dame zu beachten ist – und warum ein Computerspiel und Pläne aus dem 19. Jahrhundert dabei helfen könnten.

Frau Faller, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Bilder der brennenden Kathedrale Notre-Dame gesehen haben?

Ich war und bin entsetzt darüber, dass so etwas passieren konnte, die Bilder machen mich fassungslos. Gestern Abend sah es ja nach einer unfassbaren Katastrophe aus, da stand sogar im Raum, dass die Kirche gar nicht zu retten ist. Jetzt, nachdem das Feuer gelöscht wurde, ist klar: Es gibt große Schäden. Trotzdem bin ich auch erleichtert, dass der Brand nicht ganz so sehr gewütet hat, wie zunächst befürchtet.

Halten Sie es für möglich, die Kathedrale wieder vollständig aufzubauen?

Ganz sicher kann man das natürlich erst sagen, wenn der Schaden von Fachleuten begutachtet wurde. Ich war zwar selbst noch nicht vor Ort, aber nach gegenwärtigem Stand halte ich einen vollständigen Wiederaufbau von Notre-Dame absolut für möglich. Die Schäden, die es gegeben hat, dürften wieder auszubessern sein. Trotz aller Bestürzung: Wir sollten uns vor Augen führen, dass das ganz große Inferno ausgeblieben ist. Und das ist, bei aller Traurigkeit, eine gute Nachricht.

Die Kirche wird also bald schon wieder aussehen wie früher?

Bald sicherlich nicht, der Wiederaufbau an sich kostet Zeit, und auch die Planung, die dem Ganzen vorausgeht. So ein Mammutprojekt lässt sich ja nicht von heute auf morgen realisieren, zumal bei den alten Bauwerken auch immer Spezialisten am Werk sein müssen. Dann allerdings kann die Kirche wieder so aussehen wie früher.

Das Strebewerk beispielsweise ist ein Kennzeichen von Notre-Dame, jetzt muss präzise analysiert werden, wie viel davon zu retten ist. Dann muss auch geschaut werden, welche Baumaterialien verwendet werden können.

Was müssen die Verantwortlichen bei der Restauration beachten?

Ein Vorteil ist, dass das Gewölbe im Mittelteil des Kirchenschiffs nicht eingestürzt ist. Ja, es ist viel Holz weggebrannt, die Bäume aus dem 12. Jahrhundert sind verloren, das ist ein großer Verlust. Das hat auch für die entsprechend hochschlagenden Flammen auf den Fotos, die um die Welt gingen, gesorgt. Doch der Stein der Mauern ist zu großen Teilen noch erhalten und nicht eingebrochen – das ist für die Restaurierung extrem wichtig und hilfreich. Denn so steht noch das grobe Gerüst, das die Grundlage für den Wiederaufbau bietet.

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Offen ist doch noch, welche Pläne dabei zum Einsatz kommen werden: Von Notre-Dame gibt es extrem präzise 3-D-Modelle, die für ein Computerspiel angefertigt wurden. Könnten diese für den Wiederaufbau hilfreich sein?

Eine der wichtigsten Quellen sind die Pläne aus dem 19. Jahrhundert: Damals wurde sehr präzise festgehalten, was die Kirche zu diesem Stand für Maße hatte, daran hat sich seitdem nicht viel geändert. Aber auch die von Ihnen angesprochenen 3-D-Modelle könnten helfen. Wenn das tatsächlich so präzise dort festgehalten ist, wie die Kirche vor dem Brand aussah, sind solche Informationen natürlich Gold wert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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