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Wetter in Deutschland: Der Winter ist zurück – Chaos bei der Bahn in Leipzig


Winter-Einbruch in Deutschland
Schnee sorgt für Chaos bei der Bahn in Leipzig

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 17.03.2018Lesedauer: 5 Min.
Sachsen, Leipzig: Zahlreiche Besucher, unten ihnen auch Coosplayer, kommen im Schneegestöber zur Leipziger Buchmesse.Vergrößern des Bildes
Sachsen, Leipzig: Zahlreiche Besucher, unten ihnen auch Coosplayer, kommen im Schneegestöber zur Leipziger Buchmesse. (Quelle: dpa)

Der Winter ist zurück und Leipzig versinkt im Schnee. Dies sorgt besonders bei der Bahn für heftige Probleme – zum Leid der

Die Entwicklung war seit dem Vortag absehbar: Reichlich Schnee und starker Wind hatten den Verkehr in und um Leipzig schon am Freitagabend behindert. Am traditionell besucherstärksten Tag der Buchmesse versinkt die Stadt vollends in den Flocken.

"Verspätung etwa 60 Minuten", "Verspätung etwa 140 Minuten": Die Anzeigetafeln auf dem Leipziger Hauptbahnhof verheißen nichts Gutes. Stundenlang ist in der Nacht Schnee gefallen, Weichen ohne Heizung froren ein, Räumkommandos kämpfen gegen Schneeverwehungen. Trotz des regen Schneetreibens herrscht im Bahnhofsgebäude eine gewisse Gelassenheit. "Natürlich wollen die Leute wissen, wann sie an ihr Fahrtziel kommen", sagt ein Mitarbeiter der Bahn, der seit zwei Stunden kostenlos heiße Getränke an wartende Fahrgäste austeilt. Doch böse Worte bleiben aus.

"Wie komme ich jetzt nach Tübingen?" oder "Wann fährt mein Zug nach München?" - beim besten Willen können die Mitarbeiter am Servicepunkt der Bahn am Vormittag nicht sagen, wann der Verkehr in vollem Umfang wieder aufgenommen werden soll. Die Sperrung des Bahnhofs betreffe sowohl den Fern- als auch den Nahverkehr, teilte die Deutsche Bahn am Morgen mit. Der Fernverkehr werde umgeleitet, die S-Bahnen führen so nah wie möglich an Leipzig heran.

Fahrplan außer Kraft

Vor dem Bahnhof drängen sich die Menschen an der zentralen Haltestelle der Leipziger Verkehrsbetriebe. Am Gleis 1, wo die Straßenbahnen zur Buchmesse abfahren, ist kaum ein Durchkommen. Erstes Problem: Die Bahnen haben den Betrieb nur mit Einschränkungen aufgenommen. "Wegen der Witterungs- und Straßenverhältnisse in der Stadt Leipzig sowie im Umland ist bei den Bussen und Straßenbahnen der LVB der Fahrplan außer Kraft gesetzt", heißt es auf der Internetseite der Verkehrsbetriebe. Zweites Problem: Wenn die Bahnen am Hauptbahnhof ankommen, sind sie schon gut besetzt.

Schlange stehen ist auch an den Taxiständen am Bahnhof angesagt. Die Fahrer der Funkdroschken können die Türen gar nicht schnell genug öffnen, so stark sind ihre Dienste an diesem Samstag gefragt. Wo an normalen Tagen immer um die zehn Taxen auf Fahrgäste warten, warten jetzt die Fahrgäste darauf, dass die sandfarbenen Fahrzeuge sie aufnehmen. Doch nicht jeder, der eines der begehrten Transportmittel ergattert hat, kommt damit schneller ans Ziel: "Liebe Teilnehmer der #lbm18 Autorenrunde - mein Taxi steckt im Schnee und ich komme leider zu spät zu Euch! Verzeiht und flitzt schnell zu anderen Tischen!", twittert die Buch-Expertin Karla Paul.

Christiane Munsberg vom Bertelsmann-Verlag flüchtet sich auf Twittter in Ironie: "In drei Tagen ist #Frühlingsanfang, @DB_Bahn herrscht Chaos: unsere Autoren und Moderatoren sitzen im Zug fest oder können nicht nach Hause fahren...".

Erneuter Wintereinbruch

Nach einigen milden Tagen sind die Temperaturen in der Nacht zum Samstag vor allem in der nördlichen Hälfte Deutschlands wieder deutlich unter den Gefrierpunkt gefallen. In Altenberg im Erzgebirge wurden um 5 Uhr morgens minus 8,8 Grad gemessen, auf dem Brocken im Harz sogar minus 13 Grad. Das ist auf einer Karte des Wetterdienstes Kachelmannwetter zu sehen.

Im Süden zeigte das Thermometer demnach vielerorts Pluswerte an, so etwa knapp vier Grad im bayerischen Ort Metten. Für Samstag warnt der Deutsche Wetterdienst an der Küste und in höheren Lagen der Mittelgebirge vor zum Teil schweren Sturmböen. Auf dem Brocken werden orkanartige Böen erwartet.

Zu viel Schnee: Bahn sperrt Leipziger Hauptbahnhof

Starker Schneefall hat auch den Zugverkehr am Leipziger Hauptbahnhof am Samstag komplett lahmgelegt. Die Sperrung des Bahnhofs betreffe sowohl den Fern-, als auch der Nahverkehr, teilte die Deutsche Bahn am Morgen mit. Der Fernverkehr werde umgeleitet, die S-Bahnen führen so nah wie möglich an Leipzig heran.

Aufgrund der Kälte seien vor dem Bahnhof die Weichen ohne Weichenheizung eingefroren. Seit 3 Uhr am Samstagmorgen seien Räumkommandos im Einsatz, die Schneeverwehungen entfernten. Außerdem würden die Weichen repariert. "Solange es nicht aufhört zu schneien, ist die Arbeit ein Fass ohne Boden " sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die DB versuche Ersatzbusse zur Verfügung zu stellen, könne aber nicht garantieren, dass die in Leipzig ankommen, da die Lage auf den Straßen bisher unklar sei.

Zwei schwere Unfälle

Wegen Glätte hat es auf der Autobahn 38 zwei schwere Unfälle gegeben - fünf Menschen wurden verletzt. Vier von ihnen erlitten so schwere Verletzungen, dass sie in Krankenhäuser gebracht werden mussten, wie die Polizei in Halle mitteilte. Ein Lkw kam in Richtung Leipzig bei Merseburg (Saalekreis) von der Fahrbahn ab und landete im Graben. Grund dafür waren nach Angaben der Polizei Schnee und Glätte. Der Fahrer wurde schwer verletzt.

Etwa ein eineinhalb Stunden später kam es in Richtung Göttingen bei Lützen zu einem weiteren Unfall. Dieses Mal verunglückten zwei Kleintransporter und ein Auto. Drei Menschen wurden schwer verletzt. Ein weiterer Mensch wurde leicht verletzt und vor Ort ärztlich versorgt. Die Polizei geht auch hier davon aus, dass Schnee und Glätte die Unfallursache waren. Der genaue Unfallhergang war zunächst aber nicht klar. Die A38 Richtung Göttingen war am Freitagabend für etwa zwei Stunden gesperrt.

Minus 42 Grad

Auf dem 1141 Meter hohen Brocken im Harz ist derzeit eisig und ungemütlich. Die gefühlte Temperatur liege wegen des "Windchill-Effekts" bei minus 42 Grad Celsius, sagte ein Mitarbeiter der dortigen Wetterwarte. "Tatsächlich zeigt das Thermometer minus 14 Grad", so der Wetterbeobachter. Der "Windchill-Effekt" ist der Unterschied zwischen der gemessenen Lufttemperatur und der gefühlten Temperatur in Abhängigkeit vom Wind.

Und der puste gerade mit Spitzengeschwindigkeiten von 108 Stundenkilometer ordentlich über das Bergplateau. "Grundsätzlich beruhigt sich das Wetter über den Tag, aber der Wind bleibt auf diesem Niveau." Der Brockenverkehr der Harzer Schmalspurbahnen sei derzeit nicht eingeschränkt, hieß es von der Fahrplanauskunft.

Im Harz habe es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in den vergangenen Stunden zwischen 20 und 30 Zentimeter Neuschnee gegeben. Auf dem Brocken sei die Decke wieder auf 1,30 Meter angewachsen. Laut Harzer Tourismusverband lohne ein Ausflug ins Mittelgebirge. Es seien 13 von 51 Pisten geöffnet und fünf Rodelbahnen präpariert. Für einen gemütlichen Winterspaziergang seien 210 von 319 Kilometer Wanderwege vorbereitet. Vorsicht sei aber geboten: Der DWD warnt vor starken Schneeverwehungen im Harz.

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Es bleibt kalt

Bis zu minus 13 Grad sind in der Nacht zum Montag möglich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Vor allem an den Alpen und im Bergland soll es kräftig frieren und reichlich schneien. Autofahrer müssen sich daher am Wochenende auf glatte Straßen einstellen. "Es treten winterliche Straßenverhältnisse mit teils erheblichen Behinderungen auf", warnte ein DWD-Meteorologe am Freitag in Offenbach. Vor allem in der Mitte Deutschlands fällt bis zu 15 Zentimeter Neuschnee.

Mit dem Kälteeinbruch setzt sich die Achterbahnfahrt der Temperaturen dieses Winters fort. Denn laut DWD ging es in den vergangenen Monaten permanent auf und ab: Dezember und Januar waren nass und mild, der Februar hingegen kalt und trocken. Anfang März ging es mit den Temperaturen steil nach oben, Blumen und Sträucher trieben aus. Wie lange der neuerliche Temperatursturz die Natur jetzt wieder in Schach hält, ist unklar. Mindestens bis Montag bleibt es bei leichtem Dauerfrost im Osten und Südosten. Im Rest der Republik steigen die Werte dann aber schon wieder auf bis zu plus fünf Grad.

Verwendete Quellen
  • dpa, afp
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