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Flug MH370: Absturz-Nachricht löst Tumult unter Angehörigen aus


Flug MH370 endete wohl im Indischen Ozean
Absturz-Nachricht löst Tumult unter Angehörigen aus

Von dpa, afp
Aktualisiert am 24.03.2014Lesedauer: 5 Min.
Flug MH370: Angehörige der vermissten Passagiere gehen auf Medienvertreter losVergrößern des Bildes
Angehörige der vermissten Flug-MH370-Passagiere gehen auf Medienvertreter los (Quelle: Reuters-bilder)

Das verschollene Flugzeug der Malaysia Airlines ist nach neuesten Analysedaten über dem Indischen Ozean abgestürzt. Das letzte Signal sei von einer Region westlich von Perth in Australien aufgefangen worden, weitab von jeder Landemöglichkeit, sagte Malaysias Regierungschef Najib Razak in Kuala Lumpur. Die Nachricht löste einen Tumult wütender Angehöriger aus.

"Mit Bedauern und Betroffenheit muss ich sagen (...), dass Flug MH370 über dem südlichen Indischen Ozean geendet hat", sagte Najib. Für Dienstag kündigte er weitere Details an. Der Regierungschef benutzte das Wort Absturz selbst nicht.

Er machte aber auch deutlich, dass es keine Hoffnung für die Menschen an Bord gebe. "Für die Angehörigen waren die vergangenen Wochen herzzerreißend", sagte Najib. "Ich weiß, dass diese Nachricht noch härter ist. Ich bitte die Medien dringend, ihre Privatsphäre zu respektieren."

Angehörige gehen auf Medienvertreter los

Die Familien der chinesischen Insassen an Bord des Flugzeugs haben die Nachricht vom Absturz mit Wut und Erschütterung aufgenommen. Im Pekinger Lido Hotel, wo sie am Montag informiert wurden, dass niemand überlebt habe, kam es zu Tumulten zwischen Verwandten und Reportern.

Wütende Angehörige gingen auf wartende Medienvertreter los. Diese hatten den Saal belagert, in dem die Familien die erschütternden Informationen erhalten hatten und trauerten. Eine Frau schlug empört mit der Tasche auf Kameras ein. "Haut ab!", schrie sie. "Lasst uns endlich in Ruhe!", rief eine andere Frau.

Angehörige offenbar per SMS informiert

Die Verwandten waren bereits vor der Pressekonferenz des malaysischen Ministerpräsidenten informiert worden. Einige reagierten mit Schreien und lautem Weinen auf die Nachricht, dass niemand überlebt haben könne. Mehrere brachen zusammen und wurden mit Krankenwagen weggebracht. Etwa zwei Drittel der 239 Insassen von Flug MH370 waren chinesische Staatsbürger.

Der Zorn der Angehörigen richtet sich gegen die für den Flug verantwortliche Malaysia Airlines. Das Hin und Her der frustrierenden Suche hatte den Verwandten die letzten Nerven geraubt. "Mörder, Mörder!", rief eine Frau, die aus dem Saal kam, das Gesicht von Tränen überströmt. Eine Frau schrie: "Das war mein einziges Kind. Mörder! Die malaysische Regierung ist schuld."

Wie der britische Rundfunksender BBC berichtete, hatte Malaysia Airlines die Angehörigen per SMS benachrichtigt. Die Textnachricht lautete demnach: "Malaysia Airlines bedauert zutiefst, dass wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen müssen, dass MH370 verloren gegangen ist und dass keiner an Bord überlebt hat... Wir müssen akzeptieren, dass alle Indizien dafür sprechen, dass das Flugzeug im südlichen Indischen Ozean abgestürzt ist."

Skepsis in China

Chinesische Experten haben mit Vorsicht auf die Angaben der malaysischen Regierung reagiert. Ohne Trümmer gebe es keine klaren Beweise, kommentierten Fachleute laut "China Daily". Es brauche noch "eine beträchtlich lange Zeit", um die Schlussfolgerung zu verifizieren, sagte der Luftverkehrsexperte Wu Peixin der Zeitung. Außerhalb der Satellitenfirma Inmarsat, den britischen Absturzermittlern (AAIB) und der malaysischen Regierung habe niemand "solide Beweise" wie etwa Wrackteile gesehen.

China hat Malaysia um "alle Informationen und Beweise" gebeten, die zu der Schlussfolgerung über den Absturz von Flug MH370 geführt haben. Das sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei. China schenke den Angaben von Malaysias Premier Najib Razak, dass der Flug im Indischen Ozean geendet sei, "große Aufmerksamkeit".

Noch viele Unklarheiten

Dank der neuen Analyse ist eindeutig, wo das Wrack zu suchen ist. Völlig unklar ist aber nach wie vor, warum die Maschine am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Kurs abgewichen war und warum die Kommunikationssysteme an Bord ausfielen. Die Polizei in Malaysia ermittelt wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus. Die Ermittler haben aber einen technischen Fehler an Bord nicht ausgeschlossen. Weil die wahrscheinliche Absturzstelle in internationalen Gewässern liegt, wird Malaysia als Heimatstaat des Flugzeugs die weiteren Ermittlungen leiten.

Die neue Analyse stamme von der Satellitenfirma Inmarsat, welche die letzten elektronischen Signale der Boeing mit 239 Menschen an Bord aufgefangen hatte, sagte Najib. Inmarsat hatte zunächst von Malaysia aus einen möglichen nördlichen und einen südlichen Flugkorridor ausgemacht. Weil keines der Länder entlang des nördlichen Korridors die Maschine auf Radar entdeckte, konzentrierte sich die Suche seit einer guten Woche bereits auf den Indischen Ozean.

Mögliche Trümmerteile entdeckt

Dort entdeckte die Crew eines australischen Aufklärungsflugzeugs grüngraues und orangefarbenes Treibgut, das zu der Boeing 777-200 gehören könnte. Das Versorgungsschiff "HMAS Success" war in der Region und nutzte die letzten Tageslichtstunden, um die Wasseroberfläche abzusuchen. "Die gesamte Crew hält Ausschau", twitterte die australische Seesicherheitsbehörde (Amsa). Das letzte Suchflugzeug habe das Gebiet bei Einbruch der Dunkelheit verlassen, ohne neue Objekte zu sichten.

Es war das erste Mal, dass mögliche Wrackteile von einem niedrig fliegenden Flugzeug entdeckt wurden. Alle anderen Entdeckungen stammten von Satellitenbildern. Der australische Regierungschef Tony Abbott informierte seinen Amtskollegen in Malaysia über die Sichtung. "Ich warne aber: Wir wissen noch nicht, ob diese Teile zu Flug MH370 gehören, es kann auch gewöhnliches Treibgut sein", sagte Abbott im Parlament.

Insgesamt waren am Montag zehn Flugzeuge im Einsatz, darunter zwei aus China und eines aus Japan. Das Suchgebiet liegt 2500 Kilometer südwestlich von Perth an der australischen Westküste. Es dauert drei Stunden, bis die Maschinen die Region erreichen.

Stärke der Strömung ist entscheidend

Die Strömung ist in dem rauen Seegebiet stellenweise gewaltig. Die Universität von Westaustralien hat Computermodelle entwickelt, um zu sehen, wohin mögliche Wrackteile getragen worden sein könnten. "Die Strömung treibt die Teile in zwei Sekunden einen Meter weit", sagte Meeresforscher Charitha Pattiaratchi - das wären bis Montag 700 Kilometer gewesen.

In dem derzeitigen Suchgebiet seien die Verhältnisse aber anders, berichtete der Amsa-Abteilungsleiter für Noteinsätze, John Young. Die Flugzeuge haben Bojen ins Wasser gesetzt, die ihre Position via Satellit übermitteln und mit der Strömung treiben. Die Bojen seien in verschiedene Richtungen getrieben worden oder hätten sich im Kreis bewegt, sagte Young. "Das ist gut für uns, dann müssen wir das Suchgebiet nicht jeden Tag neu anpassen", sagte er.

Ein chinesischer Reporter an Bord einer der beiden chinesischen Maschinen, die am Montag erstmals das Suchgebiet überflogen, hatte am Morgen nach eigenen Angaben ebenfalls mögliche Wrackteile gesichtet. Allerdings flog die Iljuschin-76-Maschine sehr hoch. Die Teile sollen durch ein Wolkenloch erspäht worden sein. Amsa betonte, dass es sich nicht um dasselbe Material handelte wie das, was die Crew des australischen Aufklärungsflugzeugs sah.

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Ein tiefer fliegender US-Aufklärer vom Typ Poseidon konnte die Teile nicht wiederfinden, teilte Amsa mit. Dennoch nahmen der mit Hubschraubern ausgestattete chinesische Eisbrecher "Xuelong" sowie zwei Schiffe der chinesischen Marine Kurs auf die Region. "Sie werden allerdings erst am Dienstag oder Mittwoch in der Region ankommen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.

Blackbox sendet noch zwei Wochen Signale

Sobald Wrackteile eindeutig identifiziert sind, können Meeresforscher anhand der Strömungsmodelle feststellen, wo die Maschine ins Wasser getaucht sein muss. Die Zeit drängt: Die Blackbox, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnet, funkt etwa 30 Tage lang ein Signal. Das ist nach Angaben von Experten noch aus mehr als 4000 Metern Wassertiefe zu empfangen - so tief dürfte das Meer in dem angenommenen Absturzgebiet sein. Funkstille wäre etwa ab dem 7. April.

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