Chef eines Drogenkartells? FBI jagt ehemaligen Snowboard-Olympioniken
Er war 2002 bei den Olympischen Spielen im Team der US-Snowboarder. Jetzt sucht das FBI nach Ryan Wedding.
Ryan Wedding, ein früherer kanadischer Olympiateilnehmer im Snowboarden, steht im Zentrum einer FBI-Ermittlung zu einem internationalen Drogenkartell. Die US-Behörden werfen ihm vor, über 13 Jahre hinweg eine kriminelle Organisation geführt zu haben, die jährlich rund 60 Tonnen Kokain schmuggelte und mehrere Menschen hinrichten ließ.
Wedding, der bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City im Parallelriesenslalom den 24. Platz belegte, befindet sich derzeit auf der Flucht. Laut Angaben der Ermittler soll er in Mexiko leben, berichtet die "Washington Post". In einer Pressekonferenz bezeichnete der US-Staatsanwalt Martin Estrada die Gruppe als "extrem produktiv und skrupellos" und sagte: "Statt seine Privilegien als Olympiateilnehmer zum Guten einzusetzen, entschied er sich, ein bedeutender Drogenhändler und Mörder zu werden."
Netzwerk aus Kolumbien, Mexiko und Kanada
Laut der am Mittwoch veröffentlichten Anklageschrift soll Weddings Organisation Kokain aus kolumbianischen Drogenküchen bezogen und über Mexiko und die USA in Lagerhäuser in Los Angeles transportiert haben. Von dort wurde die Ware weiter nach Kanada und an die US-Ostküste geschmuggelt. Die Gewinne seien teilweise durch Kryptowährungen gewaschen worden. Eine beschlagnahmte digitale Brieftasche enthielt laut den Ermittlern über drei Millionen US-Dollar.
Im Zuge der Ermittlungen wurden mehr als eine Tonne Kokain, drei Schusswaffen, Dutzende Schuss Munition und über 255.000 Dollar Bargeld sichergestellt,
Mord an unschuldigen Touristen
Wedding und sein mutmaßlicher Komplize Andrew Clark, der bereits am 8. Oktober festgenommen wurde, sind unter anderem wegen Mordes und Verschwörung zur Drogenverteilung angeklagt. Ein besonders grausames Beispiel für die Brutalität des Kartells: Die beiden sollen den Mord an einem indischen Touristenpaar in Kanada angeordnet haben, das fälschlicherweise für das Verschwinden einer Kokainlieferung verantwortlich gemacht wurde. Die Opfer wurden im November vor den Augen ihrer Tochter erschossen, die ebenfalls verletzt wurde. "Diese Morde wurden absichtlich auf diese Weise verübt, damit die Angehörigen die Hinrichtungen miterleben", erklärte Estrada laut "Washington Post".
Haftstrafen drohen
Wedding, der bereits vor 15 Jahren wegen Kokainhandels in den USA verurteilt wurde und eine mehr als einjährige Haftstrafe verbüßte, wird derzeit per Haftbefehl gesucht. Die US-Bundespolizei FBI hat eine Belohnung von bis zu 50.000 US-Dollar für Hinweise ausgelobt, die zu seiner Verhaftung und Auslieferung führen.
Sollten Wedding und seine Mitangeklagten verurteilt werden, droht ihnen allein für die Mordvorwürfe eine lebenslange Haftstrafe. Insgesamt sind 14 Personen angeklagt, zwölf von ihnen befinden sich bereits in Gewahrsam. "Wir sind entschlossen, diese Operation zu zerschlagen", sagte Matthew Allen von der US-Drogenbehörde DEA und betonte, dass das Kartell "viel zu lange unermesslichen Schaden angerichtet" habe.
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- washingtonpost.com: "Former Olympic snowboarder accused of operating deadly drug enterprise"
- fbi.gov:"RYAN JAMES WEDDING"