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Frankreich: Miss France wegen Frisur als "woke" kritisiert


"Dekadente Ära"
Miss France wegen ihrer Frisur als "woke" kritisiert

Von t-online, mtt

18.12.2023Lesedauer: 2 Min.
Ève Gilles: An ihrer Frisur hat sich eine hitzige Debatte entzündet.Vergrößern des Bildes
Ève Gilles: An ihrer Frisur hat sich eine hitzige Debatte entzündet. (Quelle: Nasser/ABACA/imago-images-bilder)

Kaum gewählt, wird die neue Miss France im Netz beschimpft und böse beleidigt. Es geht um ihre Kurzhaarfrisur und ihre Figur.

In Frankreich liegen die Nerven blank, nachdem Zuschauer und Jury am Wochenende eine junge Frau mit kurzen Haaren zur Miss France 2024 gewählt haben. Viele Kommentatoren wittern Kulturkampf, etliche Beiträge in den sozialen Medien strotzen vor Gehässigkeit – und das alles ausgelöst durch eine Kurzhaarfrisur.

In einem Post bei X (vormals Twitter), der bis zum Montagmorgen 1,4 Millionen Mal Menschen angezeigt wurde, heißt es: "Miss Frühstücksbrett mit eklig kurzen Haaren und nicht einmal Brüsten. Sieht aus wie eine Transsexuelle."

"Miss France, Edition woke", befand ein anderer User – und benutzte damit einen Begriff, der zum Schlachtruf der politischen Rechten geworden ist und der in vielen Beiträgen zur neuen Miss France eine zentrale Rolle spielt. Von einer "dekadenten Ära" ist die Rede und vom "woken Universalismus, der auf dem Vormarsch ist". Jemand forderte, den Schönheitswettbewerb in "Miss Woke" umzubenennen, um "hübschen und weiblichen Frauen Zeitverschwendung zu ersparen".

"Die extreme Rechte manipuliert die öffentliche Debatte"

Auf der anderen Seite schalteten sich Politiker ein, um die neue Miss France, die 20-jährige Ève Gilles, zu verteidigen. Fabien Roussel, Nationalsekretär der Kommunistischen Partei Frankreichs, schrieb, die junge Frau leide unter der "Gewalt einer Gesellschaft, die nicht akzeptiert, dass Frauen sich selbst in all ihrer Vielfalt definieren". Die grüne Parlamentsabgeordnete Sandrine Rousseau zeigte sich erschüttert über die frauenverachtenden Kommentare. "Unsere Haare und was wir damit machen, wie wir sie stylen, gehen Männer nichts an", hielt sie fest. Und fügte an: "Die extreme Rechte verfügt über einflussreiche Medien, soziale Netzwerke und die Unterstützung von Milliardären, sie manipuliert die gesamte öffentliche Debatte, aber die Gefahr liegt im 'Wokismus'..."

Die Siegerin Ève Gilles selbst sagte nach der Wahl, sie wolle nicht bloß als "die Miss mit den kurzen Haaren" in Erinnerung bleiben. "Ich bin nicht wegen meiner Haare einzigartig, ich bin einzigartig, weil ich Ève bin."

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Kurze Haare als Zeichen von Diversität

Die kurzen Haare von Ève Gilles waren im Übrigen schon vor der von Feministinnen als sexistisch kritisierten Misswahl ein Thema. Die Verantwortlichen des Wettbewerbs hatten sie als Zeichen von Diversität verkaufen wollen, nachdem zwar die Teilnahmebedingungen für den Wettbewerb gelockert worden waren und nun zumindest theoretisch auch Frauen ab 25 Jahren, Mütter und tätowierte Kandidatinnen zugelassen sind – unter den 30 Teilnehmerinnen 2023 aber keine einzige Mutter war und keine ein sichtbares Tattoo trug. Dafür sei aber immerhin zum ersten Mal eine Kandidatin mit kurzen Haaren dabei, sagte TV-Produzentin Alexia Laroche-Joubert.

Während der Veranstaltung und nach der Wahl sprach dann auch Ève Gilles, eine Mathestudentin aus der Nähe von Dunkerque, über ihre kurzen Haare: "Wir sind wunderschöne Misses mit langen Haaren gewöhnt, aber ich habe kurzes Haar und ein androgynes Erscheinungsbild", sagte sie. Jede Frau sei anders, und dass sie gewonnen habe, bedeute einen Sieg für die Vielfalt.

Verwendete Quellen
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