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Michel Houellebecq: Anzeige wegen Islamfeindlichkeit


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"Es wird Attentate in Moscheen geben"
Skandal-Schriftsteller wegen Islamfeindlichkeit angezeigt


04.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Michel Houellebecq turns 60Vergrößern des Bildes
Der französische Autor Michel Houellebecq ist nicht nur preisgekrönt, sondern auch umstritten. (Quelle: EPA/Andreu Dalmau/Archiv/dpa)
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Er gilt als bekanntester Vertreter der zeitgenössischen französischen Literatur – und auch als der streitbarste: Michel Houellebecq. Jetzt gibt es für seine Aussagen auch juristische Konsequenzen.

Wenn Schriftsteller Michel Houellebecq öffentlich über die Zukunft fantasiert, dann ist diese Vision meist alles andere als rosig. So auch im vergangenen Herbst in einem Interview für die französische Zeitschrift "Front Populaire": Darin bedient er unter anderem die Verschwörungserzählung eines "Bevölkerungsaustauschs", bei dem die westliche Gesellschaft von muslimischen Menschen unterwandert werden soll. Nun wurde er unter anderem wegen Islamfeindlichkeit angezeigt.

"Wenn ganze Territorien unter islamistischer Kontrolle sein werden, wird es Widerstandsakte geben, denke ich. Es wird Attentate und Schießereien in Moscheen geben, in von Muslimen besuchten Cafés, kurz: umgekehrte Bataclans", prophezeite der Schriftsteller in dem Interview.

"Gute Lösung, wenn Muslime einfach abhauen"

Weiter sagt er: "Ich glaube, der Wunsch der französischen Stammbevölkerung ist nicht, dass die Muslime sich assimilieren, sondern dass sie aufhören, uns zu bestehlen und zu attackieren, kurz gesagt, dass ihre Gewalttätigkeit abnimmt, dass sie das Gesetz und die Menschen respektieren. Eine gute Lösung wäre es auch, wenn sie einfach abhauen."

Aufgrund dieser Aussagen wurde Houellebecq jetzt wegen Islamfeindlichkeit und "Aufstachelung zum Hass gegen Muslime" angezeigt. Der Mann, der juristisch gegen den wohl bedeutendsten französischen Gegenwartsautor vorgeht, ist Chems-eddine Hafiz. Der Anwalt gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Islams in Frankreich und ist Rektor der großen Moschee in Paris. Zugleich wird Hafiz als Vertreter des liberalen Islams angesehen und setzte sich in der Vergangenheit gegen radikalen Islamismus ein.

Anwalt: Literarisches Genie sei kein Freifahrtschein für Hass

In einem Gastbeitrag in der französischen Zeitung "Le Figaro" rechtfertigt Hafiz seine Anzeige mit der "erstaunlichen Brutalität" in Houellebecqs Aussagen, deren Ziel es sei, Hass auf Musliminnen und Muslime zu schüren. Die Anerkennung seines literarischen Genies oder Talents sei kein Freifahrtschein für Beleidigungen oder die Verbreitung von Hass.

Hafiz beklagt in seiner Erklärung, dass Houellebecq nicht zwischen integrierten Muslimen und radikalen Islamisten unterscheide. Der Anwalt betont gleichzeitig, dass es ihm nicht um Zensur gehe. Er schalte lediglich die Justiz ein, was in einem Rechtsstaat richtig und wichtig sei.

Houellebecq liebt die Provokation

Es ist nicht das erste Mal, dass Hafiz juristisch gegen Houellebecq vorgeht. Bereits 2002 versuchte er, den Schriftsteller für die Aussage zu verklagen, der Islam sei die "dümmste aller Religionen". Die Klage wurde allerdings abgewiesen.

Michel Houellebecq liebt die Provokation, das hat er in der Vergangenheit oft bewiesen. Für seine umstrittenen Aussagen wird er regelmäßig von Kritikern als Rassist, Frauenhasser oder Islamfeind bezeichnet. Seine Bewunderung für Putins Regierungsstil in Russland oder lobende Worte für Trump brachten ihm ebenfalls viel Gegenwind ein. Auch in seinen Romanen stellt er den Islam teilweise als dämonische Bedrohung dar. Am deutlichsten wird dies im Werk "Unterwerfung", in dem er eine muslimische Machtübernahme in Frankreich beschreibt.

Verwendete Quellen
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