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Blackout: Stromausfall trifft Südeuropa – "So etwas ist noch nie passiert"


Spanischer Ministerpräsident
Massiver Blackout – "So etwas ist noch nie passiert"

Von t-online, mtt, aj

Aktualisiert am 29.04.2025 - 04:26 UhrLesedauer: 4 Min.
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Der Ministerpräsident von Spanien, Pedro Sánchez: Am späten Abend hielt er eine Fernsehansprache. (Quelle: Terje Pedersen/NTB Scanpix/AP/dpa/dpa-bilder)
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Ein massiver Blackout hat die Iberische Halbinsel getroffen. In ganz Spanien blieben Züge stehen, auch Flugreisende waren betroffen. Die Lage normalisiert sich nur langsam.

Nach dem massiven Stromausfall in Spanien und Portugal normalisiert sich die Lage für Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel langsam. Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica teilte gegen 3 Uhr morgens mit, dass 82,4 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt seien. Auch im Nachbarland Portugal gab es wieder Elektrizität in den meisten Haushalten, wie der Sender RTP unter Berufung auf den Netzbetreiber E-Redes berichtete: Rund 95 Prozent der rund 6,5 Millionen Kunden würden inzwischen wieder versorgt, hieß es gegen Mitternacht.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte in einer Fernsehansprache am Vorabend eine Rückkehr zum Normalzustand am Dienstag in Aussicht gestellt. Eine Ursache für den Blackout nannte Sánchez nicht. Man schließe keine Möglichkeit aus, sagte er.

Innerhalb von fünf Sekunden habe das Land 15 GW der Stromerzeugung verloren, was etwa 60 Prozent des landesweiten Bedarfs an Strom entspreche, sagte Sánchez. "So etwas ist noch nie zuvor passiert". Er habe auch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gesprochen.

In ganz Spanien und Portugal sowie in Südwestfrankreich war am Montagmittag der Strom ausgefallen. Das staatliche spanische Eisenbahnunternehmen Renfe hatte auf der Plattform X mitgeteilt, gegen 12.30 Uhr sei es zu einem "Stromausfall im gesamten nationalen Stromnetz" gekommen. Sánchez berief eine Krisensitzung der Regierung in Madrid ein.

Institut für Cybersicherheit untersucht die Situation

Als Ursache des Ausfalls stehen unter anderem eine atmosphärische Störung und ein möglicher Cyberangriff im Raum. Die spanische Zeitung "El País" meldete, dass das Nationale Institut für Cybersicherheit (Incibe) die Situation untersuche, bisher aber nicht zu einem Ergebnis gekommen sei. Der Ministerpräsident der Region Andalusien, Juan Manuel Moreno, sagte der Zeitung "ABC" zufolge, momentan deute alles auf eine Attacke von Computerhackern hin. EU-Ratspräsident António Costa glaubt indes nicht an einen Cyberangriff. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise darauf, erklärte er im Onlinedienst X.

Laut Portugals Regierungschef Luís Montenegro ist die Ursache "wahrscheinlich in Spanien" zu finden. Der portugiesische Ministerpräsident sprach am Abend vor Journalisten von einer "ernsten und beispiellosen" Situation.

Atmosphärische Störung?

Vermutlich sei in Spanien eine seltene atmosphärische Störung aufgetreten, berichteten mehrere portugiesische Medien. "Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im spanischen Landesinneren kam es zu anomalen Schwingungen in den Hochspannungsleitungen", teilte demnach der portugiesische Netzbetreiber mit. Diese atmosphärischen Schwingungen hätten Synchronisationsstörungen zwischen den Stromnetzen verursacht.

Spanischen Medien zufolge waren Millionen Bürger betroffen. Auch Flughäfen und der Fährverkehr wurden zeitweise lahmgelegt, Ampeln fielen aus, das Mobilfunknetz brach teilweise zusammen und Hunderte Aufzüge blieben stecken. Nur die Inseln waren den Berichten zufolge nicht betroffen.

Die EU-Kommission zeigte sich besorgt und steht nach eigener Auskunft im Austausch mit nationalen Behörden. "Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet", teilte die Behörde in Brüssel mit. Es gehe darum, "die Ursache und die Auswirkungen der Situation zu verstehen".

Atomkraftwerke im Notbetrieb

Die spanischen Atomkraftwerke, die in dem Land in Betrieb sind, schalteten in den Notstrombetrieb. Der nukleare Sicherheitsrat teilte mit, die Reaktoren seien automatisch entsprechend dem Sicherheitsprotokoll heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Der Strom wurde unter anderem benötigt, um die Pumpen für die Kühlung weiterzubetreiben. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich nun in einem "sicheren" Zustand, hieß es.

Auf die Beschäftigten der Kraftwerke, Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Umwelt habe der Vorgang keine Auswirkungen gehabt, erklärte der Sicherheitsrat weiter.

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Bürger sollen zu Hause bleiben

In Madrid verursachte der Stromausfall ein Verkehrschaos. Auf den Straßen stauten sich die Fahrzeuge. Zudem mussten Teile der U-Bahn in der spanischen Hauptstadt evakuiert werden, berichteten Radiosender. Bürger wurden dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Krankenhäuser seien dank des Einsatzes von Generatoren nicht beeinträchtigt, hieß es. Auch an den Flughäfen sorgten Notstromsysteme dafür, dass der Betrieb schließlich weiterlaufen konnte, auch wenn es zu Verzögerungen kam.

t-online-Leser Torsten Kloxin berichtete von Verwunderung und Ratlosigkeit der Menschen vor Ort. Der 57-Jährige lebt seit zwei Jahren in der 30.000-Einwohner-Stadt Almuñécar in Andalusien und kümmert sich um die Fincas von Ausländern, wenn diese nicht in Spanien sind. Ihm fielen am Mittag zunächst die ausgefallenen Ampeln auf. Dann erfuhr er an einer Tankstelle, an der die Zapfsäulen nicht funktionierten, vom Stromausfall.

"Der Gefrierschrank taut ab, die Kaffeemaschine funktioniert nicht, das Internet ist weg, der Fernseher bleibt schwarz", zählte Kloxin die für ihn größten Ärgernisse auf. "Und wenn das Handy leer ist, werde ich es wohl erst einmal nicht mehr laden können." Ansonsten sei die Stimmung in der Stadt aber gelassen gewesen.

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Im Kleinstaat Andorra fiel ebenfalls der Strom aus. Dort dauerte der Blackout allerdings nur wenige Sekunden, meldete der Energieversorger Feda auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.

Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit einem t-online-Leser vor Ort
  • x.com: Post des staatlichen Eisenbahnunternehmens Renfe und Beiträge von Red Eléctrica (Spanisch)

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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