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USA: Mann mit Stickstoff hingerichtet – 16 Minuten Todeskampf


Zeugen beschreiben "krampfartige Bewegungen"
Mann in USA mit Stickstoff hingerichtet: 16 Minuten Todeskampf


19.03.2025 - 09:01 UhrLesedauer: 3 Min.
Jessie Hoffman Jr.: Zum Zeitpunkt des ihm vorgeworfenen Mordes war er 18 Jahre alt, nun starb er als 46-Jähriger.Vergrößern des Bildes
Jessie Hoffman Jr.: Zum Zeitpunkt des ihm vorgeworfenen Mordes war er 18 Jahre alt, nun starb er als 46-Jähriger. (Quelle: Louisiana Department of Corrections und Louisiana Attorney-General's Office)
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Louisiana hat zum ersten Mal einen Menschen mit Stickstoff hingerichtet. 19 Minuten lang strömte das Gas, dann war Jessie Hoffman Jr. tot.

In den USA ist die insgesamt fünfte Hinrichtung mit Stickstoff vollzogen worden. Bisher wurden im Staat Alabama vier Hinrichtungskandidaten auf diese Art getötet, nun starb im Bundesstaat Louisiana der erste Mensch durch diese Methode.

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Jessie Hoffman Jr. bekam eine Gesichtsmaske aufgesetzt, durch die 19 Minuten lang reiner Stickstoff strömte, was zum Tod durch Sauerstoffmangel führte. Zeugen zufolge wurde Hoffman um 18.17 Uhr am Dienstagabend (Ortszeit) in die Hinrichtungskammer des Staatsgefängnisses von Louisiana gebracht, um 18.21 Uhr fing der Stickstoff an zu fließen.

Hoffman begann laut den Zeugen zu zucken. Seine Hände hätten sich geballt und sein Kopf habe sich bewegt, die Zeugen sprachen von "krampfartigen Bewegungen". Dann wurde sein Atem zunehmend flacher. Sein letzter wahrnehmbarer Atemzug sei um 18.37 Uhr erfolgt, kurz darauf seien die Vorhänge zur Todeskammer geschlossen worden.

Anwälte: Recht auf freie Religionsausübung verletzt

Hoffman hatte zuvor sowohl auf eine letzte Mahlzeit als auch auf letzte Worte verzichtet. Er hatte sich mit seinen Anwälten bis zuletzt gegen die Hinrichtungsmethode gewehrt. Als im vergangenen Jahr erstmals in Alabama ein Mensch durch Stickstoffzufuhr hingerichtet worden war, hatten Zeugen einen qualvollen Todeskampf beschrieben. Das UN-Menschenrechtsbüro warnte vor einer weiteren Verbreitung dieser Exekutionsmethode.

Die Anwälte von Hoffman führten auch religiöse Gründe gegen die Hinrichtungsmethode an. Ihr Mandant hatte sich vor mehr als 20 Jahren dem Buddhismus zugewandt. Jetzt argumentierten sie: Das Erstickungsgefühl während der Hinrichtung verletzte das Recht auf freie Religionsausübung Hoffmans. Als Buddhist sei für ihn meditatives Atmen während des Übergangs vom Leben zum Tod wichtig. Dies beruhe auf der Überzeugung, dass Meditation und ungehindertes Atmen im Moment des Todes die Qualität der Wiedergeburt bestimmen, argumentierten die Anwälte gegenüber dem Obersten Gerichtshof.

Seit 1976 wurden mehr als 1.600 Menschen hingerichtet

Die republikanische Justizministerin des Bundesstaats, Liz Murrill, sagte nach der Hinrichtung, Hoffman stehe nun "vor dem höchsten Gericht Gottes im Jenseits". Er war wegen Mordes einer Frau in New Orleans im Jahr 1996 zum Tode verurteilt worden. Zum Zeitpunkt des Mordes war Hoffman gerade 18 Jahre alt geworden. Seine Hinrichtung war nach Angaben des Informationszentrums für Todesstrafe (DPIC) die erste in Louisiana seit 2010.

Die Todesstrafe ist in den USA umstritten. Bislang haben sie 23 der 50 US-Bundesstaaten abgeschafft. In mehreren anderen Bundesstaaten wird sie de facto nicht mehr vollstreckt. Seit 1976 wurden in den USA laut DPIC mehr als 1.600 Menschen hingerichtet. Die Giftspritze ist die häufigste Hinrichtungsmethode.

Justizirrtümer, zurückgehaltene Beweise, Rassismus

Fortschritte in der Forensik sowie Enthüllungen über Justizirrtümer und zurückgehaltene Beweise nähren indes Zweifel an der Unfehlbarkeit des Systems – in den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass möglicherweise auch Unschuldige exekutiert wurden. Soziale Ungleichheit und Rassismus spielen ebenfalls eine Rolle: Angeklagte mit geringem Einkommen haben mitunter keine Chance auf eine gute Verteidigung. Studien zeigen außerdem, dass Täter, die weiße Opfer ermordet haben, häufiger die Todesstrafe erhalten und schwarze Verurteilte für vergleichbare Verbrechen härter bestraft werden als weiße.

Diese Woche sind drei weitere Hinrichtungen in den USA angesetzt, alle durch die Giftspritze – am Mittwoch in Arizona und am Donnerstag in Florida und Oklahoma.

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