1,4 Millionen unterzeichnen Polizei-Petition Böllerverbot? Dafür ist die Mehrheit der Deutschen
Erneut kam es während des Jahreswechsels zu Randale und Gewalt. Die Polizei fordert ein Böllerverbot. Doch was denken die Menschen in Deutschland?
Raclette, Raketen und "Dinner for One": Für viele gehören diese Dinge zum Jahreswechsel dazu. Doch in Deutschland gibt es neuerdings eine weitere Tradition – die Diskussion um ein Böllerverbot. Denn auch dieses Mal sorgten Hobby-Pyromanen für Empörung an Silvester durch das Feuern auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, durch das gezielte Schießen auf Menschen und die Nutzung von illegalen Feuerwerkskörpern.
„In Leipzig, München, Köln und Hamburg wurden wir gezielt beschossen und verletzt", erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die GdP Berlin schlug daraufhin Alarm und forderte in einer an Bundesinnenministerin Nancy Faeser und die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (beide SPD) gerichteten Petition ein bundesweites Böllerverbot im privaten Bereich. "Diese massive Gewalt gegen unsere Kolleginnen und Kollegen muss aufhören", ist darin zu lesen. Mit Erfolg: Bis Montagmittag (Stand 12 Uhr) hatte die Petition bereits 1,4 Millionen Unterschriften gesammelt.
GdP kritisiert "ergebnislose Leier"
Doch wird die große Unterstützung des Vorhabens Konsequenzen haben? In den letzten Jahren gab es keine gesetzlichen Änderungen. Entsprechend kritisiert die GdP die jährlichen "Scheindebatten" und "ergebnislose Leier" um ein Verbot: "Seit Jahren kommt die Debatte um ein Böllerverbot wenige Tage vor Silvester auf und erreicht dann am 1. Januar ihren Höhepunkt. Für den Rest des Jahres spricht kaum noch wer darüber", heißt es in der Petition. Das dürfe dieses Jahr nicht zugelassen werden. Die Petition ist dabei nicht neu – sie sei bereits vor zwei Jahren gestartet, wie ein GdP-Sprecher erläuterte. Über den Jahreswechsel sei die Zahl der Unterschriften dann stark gestiegen.
- Pro und Kontra zum Böllerverbot: Der Silvester-Wahnsinn muss ein Ende haben
Auch eine deutliche Mehrheit der t-online-Leser ist für ein Böllerverbot. Bei einer Umfrage, an der rund 49.000 Menschen teilnahmen, stimmten 78 Prozent der Aussage zu: "Ja, die Böller sind zu gefährlich und schaden der Umwelt." 19,6 Prozent finden dagegen, dass jeder selbst entscheiden solle, ob er Böller nutzt. 2,4 Prozent der Leser sind unentschlossen.
Neu ist die Ablehnung gegen Böller und Feuerwerk nicht. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab im Januar 2023, dass eine Mehrheit der Befragten für ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk ist. Ein Drittel sprach sich dagegen aus. Vor der Corona-Pandemie fiel das Ergebnis noch knapper aus. 2018 stimmten 47 Prozent teilweise oder vollständig für ein Verbot von Feuerwerk und Böllern. 44,5 Prozent wollten nicht auf die Silvesterknaller verzichten.
Eine Befragung von Dezember 2024 zeigt den Sinneswandel vieler Menschen in Deutschland. Nur noch 28 Prozent finden, dass Feuerwerk an Silvester unabdingbar ist. Für den Rest (72 Prozent) ist es jedoch kein Muss zum Jahreswechsel. Stattdessen finden Gegner der Pyrotechnik, dass das Feuerwerk unverantwortlich wegen der Auswirkungen auf Tiere (41 Prozent) und die Umwelt ist. Außerdem seien die Silvesterknaller ohnehin zu teuer.
Ob es nun zu einer Änderung kommt oder nicht, muss das Bundesinnenministerium entscheiden. Das Sprengstoffrecht kann nur auf Bundesebene angepasst werden. Nancy Faeser schlug nun vor, dass die Kommunen mehr Handlungsspielräume für lokale Verbotszonen bekommen sollen. Dafür brauche es aber nicht nur eine Mehrheit im Bundestag, sondern auch im Bundesrat. Diese fehlte bislang. Ob sich daran noch etwas vor den Bundestagswahlen am 23. Februar ändert, ist jedoch fraglich.
- innit.it: "Bundesweites Böllerverbot, jetzt!"
- statista.com: "Würden Sie ein generelles bundesweites Verbot von privatem Feuerwerk befürworten oder ablehnen?" (kostenpflichtig)
- statista.com: "Können Sie sich Silvester ohne Feuerwerk vorstellen?"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa