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Peru: Isolierter Stamm der Palotoa-Teparo hat Internet und schaut Pornos


Isolierter Stamm hat jetzt Internet
Lehrerin findet Pornos auf Schüler-Tablets

Von t-online, ams

21.10.2024 - 11:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Eine Gruppe der indigenen Palotoa-Teparo empfangen die Ministerin für Frauen und gefährdete Bevölkerungsgruppen, Teresa Hernández (m).Vergrößern des BildesEine Gruppe der indigenen Palotoa-Teparo: Die Einwohner empfangen die Ministerin für Frauen und gefährdete Bevölkerungsgruppen, Teresa Hernández (m). (Quelle: Ministerium für Frauen und gefährdete Bevölkerungsgruppen)

Sie haben kein fließendes Wasser, keine Fernseher und bisher keinen Handyempfang. Doch jetzt kann ein isolierter indigener Stamm ins Internet – eine große Herausforderung.

Er besteht aus nur knapp 20 Familien: der indigene Stamm der Palotoa-Teparo in Peru. Die weitestgehend isolierte Gruppe versorgt sich mit Nahrung und Medizin aus dem umliegenden Regenwald und dem Amazonas, spricht noch immer ihre uralte Matsigenka-Sprache. Sie verfügen zwar nicht über fließendes Wasser, Abwasser, dauerhaften Strom, Fernsehen oder ein Mobilfunksignal – dafür können sie jetzt im Internet surfen, berichtete die britische Zeitung "Daily Telegraph".

Demnach wurde mithilfe des US-Satelliten der Firma HughesNet das World Wide Web in die entlegene Region des südamerikanischen Landes gebracht. Jeden Morgen um 7 Uhr fährt das Internet hoch, das durch Solarenergie betrieben wird. Ein Benefizverein habe die Infrastruktur dafür bereits vor der Corona-Pandemie eingeführt.

Die meisten Menschen empfänden das Internet dort als quälend langsam. Mit einem Mbit pro Sekunde seien etwa das Abspielen von Videos und hochauflösende Videotelefonate kaum möglich. Doch die Vorteile seinen nicht zu bestreiten. Dazu gehöre, dass die Gemeinschaft mühsame Logistik im Dschungel optimieren, medizinische Notfälle schnell verwalten und die Grundschule des Dorfes auf Online-Lernwerkzeuge zugreifen kann.

Kinder dürfen Tablets nicht mehr nach Hause nehmen

Gerade in der Schule hat das neu eingeführte Internet aber auch für Probleme gesorgt. Das größte Ärgernis: "Pornos!", sagte die Lehrerin Romualda Cahuari. Seit der Corona-Pandemie habe die Grundschule von der peruanischen Regierung ein eigenes Internet und zwölf Tablets zur Verfügung gestellt bekommen. Diese dürfen die Kinder mittlerweile nicht mehr nach Hause nehmen. Einige seien verloren oder kaputtgegangen. Viel schlimmer sei jedoch, dass nicht jugendfreie Inhalte auf den Tablets entdeckt worden, so Cahuari weiter.

Auch sonst lenke das Internet die Kinder ab: "Sie spielen Spiele oder verbringen die ganze Zeit in den sozialen Medien und vernachlässigen ihre Schulaufgaben. Sie verbringen weniger Zeit damit, Fußball zu spielen, auf Bäume zu klettern oder in den Fluss zu gehen. Das ist nicht gesund", sagte die Lehrerin dem "Daily Telegraph".

Besonders beliebt sei das soziale Netzwerk Facebook, erklärte die Anführerin des Stammes, Virginia Silva, laut dem Bericht. Nachdem sie sowohl Missionaren als auch peruanischen Politikern und Funktionären widerstehen konnten, sich "zivilisieren" zu lassen, scheint der Bann nun also gebrochen.

Indigene können Land besser schützen

Denn bisher war das Leben der Gruppe von jahrhundertealten Traditionen geprägt. Sie fischen und jagen diverse Tierarten – von Brüllaffen über Tapiren bis zu einem Nagetier (Agoutis), das einer großen Ratte ähnelt, so der "Daily Telegraph" weiter. Hauptnutzpflanze ist Maniok, das die Palotoa-Teparo für Nahrung und ihr traditionelles Bier, Masato, nutzt. Geld verdienen sie damit nicht. Ihr niedriges Einkommen erzielen sie lediglich aus Bananen, die gelegentlichen in der nächsten Stadt verkauft werden.

Einer der Hauptgründe für die Einführung des Internets: Das offiziell anerkannte Gebiet des Stamms soll geschützt und potenziell noch vergrößert werden. Ohne Internet habe sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit Besetzern des Gebiets ereignet. Vor allem verarmte Migranten aus Nachbarstaaten seien dafür verantwortlich. Sie hätten auch Teile der Wälder abgeholzt. "Das ist ein großer Unterschied", sagt Silva. "Früher musste man ständig hin- und herfahren. Das spart so viel Zeit und Kraftstoff."

Damit soll jetzt aber Schluss sein. Dank des Internets können Vorfälle schneller gemeldet und flotter eingegriffen werden. Bisher verfügen die Indigenen über rund 60 Quadratkilometer. Weitere 30 Quadratkilometer sollen dazu kommen, so der Wunsch der Gruppe.

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