Weil die Mieten immer teurer werden Eine Stadt plant Sozialwohnungen für Normalverdiener
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Hamburg wird zu wenig gebaut – vor allem bei den Nicht-Luxus-Wohungen. Jetzt soll ein neuer Förderweg helfen.
Für viele Durchschnittsverdiener werden die Mieten in Großstädten unerschwinglich teuer. Aber für den Anspruch auf eine Sozialwohnung verdienen sie trotzdem zu viel. Die Hamburger Politik möchte dem nun entgegenwirken.
Die SPD und die Grünen haben zum 1. April einen neuen, dritten Förderweg für Sozialwohnungen eingeführt, berichtet die "Bild". Die Errichtung der Wohnungen wird gefördert, dafür soll die Nettokaltmiete pro Quadratmeter zumindest anfangs bei 12,10 Euro liegen. Das ist deutlich günstiger als aktuell bei frei finanzierten Neubauwohnungen – deren Quadratmeterpreis liegt in Hamburg oft bei mehr als 20 Euro. Diese sind also nur noch von Besserverdienern bezahlbar.
"Wer hier einsteigt und baut, geht ganz und gar nicht pleite"
Vor allem Familien mit mittlerem Einkommen soll so ermöglicht werden, weiter in der Stadt wohnen zu können. Bewerben können sich bei den Bezirksämtern etwa Alleinstehende mit einem Nettojahreseinkommen von nicht mehr als 28.800 Euro, Zweipersonenhaushalte mit bis zu 43.200 Euro Jahreseinkommen oder Paare mit einem Kind und bis zu 80.250 Euro Jahreseinkommen. Insgesamt trifft das jetzt auf 650.000 Haushalte zu.
Mit der neuen Förderung bekommen Bauherren einen günstigen Kredit von der Stadt, verpflichten sich dafür aber, dass ihre Wohnungen Sozialwohnungen werden. "Wer hier einsteigt und baut, geht ganz und gar nicht pleite, sondern bekommt über die gesamte Förderdauer von 30 Jahren Kredite zu einem Zinssatz von einem Prozent und perspektivisch Rendite von vier bis fünf Prozent", sagte der wohnungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, Olaf Duge, der "Welt". Ein weiterer Effekt für die Mieter: "Damit geben wir diesen Menschen eine elementare Sicherheit und locken so auch genau die Fachkräfte in unserer Hansestadt, die wir so dringend brauchen."
"Was ist es für ein Signal?"
Allerdings gibt es die neuen Wohnungen noch gar nicht: Sie können frühestens in eineinhalb bis zwei Jahren verfügbar sein, wenn Bauherren mit der neuen Förderung bauen. Allerdings sind zuletzt die Wohnungsbauzahlen bundesweit stark zurückgegangen – die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist auf dem niedrigsten Stand seit 2012.
Kritik an der Maßnahme kam von der FDP, die erklärte: "Was ist es für ein Signal, wenn man Familien mit einem Haushaltseinkommen von über 6.000 Euro brutto im Monat zu Bedürftigen erklärt?" Auch die Linke ist nicht zufrieden: Der Senat sollte erst einmal die fast 600.000 Haushalte versorgen, die eine Wohnung im 1. oder 2. Förderweg beanspruchen könnten, forderte die wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann. Dort fehlten Hunderttausende Wohnungen mit Mieten zwischen sieben und neun Euro.