Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wegen Abi-Aufgabe Schüler aus NRW überschütten US-Journalisten mit Kommentaren
In Nordrhein-Westfalen war am Freitag das Englisch-Abitur fällig. Die Schüler bekamen dabei die Kolumne eines US-Journalisten. Der wird nun auf seinen Social-Media-Kanälen mit Kommentaren überhäuft.
Auf Twitter überhäufen Abiturienten aus Nordrhein-Westfalen seit gestern einen amerikanischen Autor der "New York Times" mit Kommentaren. Die Schüler haben am Freitag ihre zentrale Abiturprüfung in Englisch geschrieben. Dabei hatten sie drei Aufgaben zur Auswahl, darunter auch eine Analyse einer Kolumne des Autors Farhad Manjoo, die sich mit der Immobilienlage in Kalifornien beschäftigt. Die Kolumne können Sie hier in englischer Sprache lesen.
Der Text "Let’s Quit Fetishizing the Single-Family-Home" war im Februar 2020 in der "New York Times", einer der größten Zeitungen in den USA, erschienen. Im Text geht Manjoo auch auf seine eigenen Erfahrungen ein und schreibt etwa, wie ihn die Wohnkultur in den 80er Jahren als Kind von Einwanderern faszinierte. Heute habe er eine kritischere Meinung zur Bebauung mit Einfamilienhäusern, da sie wenig ressourcenschonend sei und soziale Ungleichheit fördere, heißt es im Text.
"Wenn ich eine 6 kriege, hast du ein Problem"
Nach der Abiturprüfung wollten einige Schüler wohl wissen, ob sie in ihrer Analyse richtig lagen und kontaktierten den Journalisten über dessen Social-Media-Accounts bei Twitter und Instagram. Die Kommentare sind oft ironisch. Einer schreibt etwa: "Junge, wie wär’s wenn du dich ein bisschen kürzer fasst. 1.000 Worte und null Inhalt..." Ein anderer droht scherzhaft: "Wenn ich eine 6 kriege, hast du ein Problem."
Manjoo nimmt es mit Humor und antwortet in einem Tweet: "Schüler aus Deutschland mussten offensichtlich eine meiner Kolumnen in einer großen Prüfung analysieren und ich kriege jetzt viele Nachrichten, in denen sie sich entweder für die Hilfe zur 1 bedanken oder behaupten, ich hätte ihr Leben ruiniert."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Eine Schülerin hatte in der Debatte einen guten Gedanken: "Ich frage mich, ob Autoren wie du, die am Ende Teil der Prüfungen sind, ihre eigenen Texte im selben Licht sehen wie wir. Wir sind da draußen und analysieren deine Sachen wie: Der Autor benutzt diese Metapher, um das Interesse des Lesers zu wecken & du bist wahrscheinlich wie lol ich habe das geschrieben, weil es nett klang." Darauf antwortete Manjoo: "Yeah, ungefähr so ist es."
"Wegen dir verfluche ich Einfamilienhäuser"
Auch bei Instagram kommentierten einige Schüler ein Foto des Journalisten. Einige schrieben "Wegen dir ganze Klausur verkackt" oder auch "Zeig mal dein Townhouse Bruder", "Wegen dir verfluche ich Einfamilienhäuser". Eine andere schreibt unter das Foto: "Versuch mal kürzere Artikel in Zukunft zu schreiben."
Die Aufgabe selbst wurde von den Schülern heftig kritisiert. Sie haben an diesem Samstag eine Petition gestartet. Damit wollen sie erreichen, dass die erschwerten Bedingungen durch die Pandemie bei der Benotung des Abiturs berücksichtigt wird. "Wir fühlen uns als Schüler benachteiligt, als wenn die Pandemie nicht schon genug unseren Lernfluss gestört hätte, werden uns noch weitere Steine auf den Weg gelegt", heißt es da.
- Eigene Recherche
- Instagram: Profil von Farhad Manjoo
- Twitter: Profil von Farhad Manjoo
- Rheinische Post: Abiturienten tauschen sich mit dem Autor ihres Prüfungstextes im Netz aus (kostenpflichtig)
- New York Times: Let’s Quit Fetishizing the Single-Family Home (englisch)