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Zum journalistischen Leitbild von t-online.t-online-Redakteure berichten Das waren unsere miesesten Weihnachtsgeschenke
Die abartige Kreiselschnecke, der scheußlichste Kuchen der Menschheitsgeschichte, der Teufel von der Schwiegermutter: Nicht jedes Weihnachtsgeschenk sitzt. Die t-online-Redaktion kann ein Lied davon singen.
Meistens ist der Weihnachtsmann ja ein prima Kerl. Das ganze Jahr über hat er empathische Überlegungen angestellt, jetzt liefert er bei seiner Tour um die Welt gekonnt ab.
Leider ist das nicht immer so. Manchmal scheint Santa Claus während der langen, einsamen Zeit am Nordpol auch ein wenig zu dösen. Den Quatsch, den er dann bei seinen Elfen zur Fertigung in Auftrag gibt, versteht kein Mensch.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von t-online haben das auch schon erlebt. Hier sind die enttäuschendsten Geschenke, die sie je unterm Baum gefunden haben – oder die sie selbst dort hingelegt haben.
Erinnert an Rasierschaum und löst Hustenreiz aus
Philipp Michaelis, Bereichsleiter Aktuelles: Immerhin ist er kein Dinkelplätzchen. Das ist aber auch schon alles, was man zur Verteidigung des Panettone sagen kann. Dinkelplätzchen sind ja, wie es der Kabarettist Jochen Malmsheimer einmal zutreffend gesagt hat, ein als Gebäck missverstandener Baustoff, der uns regelmäßig zur Weihnachtszeit das dental möblierte Esszimmer ramponiert. Der Panettone ist immerhin weich.
Dass er im Mund keine Verletzungen bewirkt, rettet mein Verhältnis zum Panettone aber auch nicht. Dieses seltsame, staubtrockene Weihnachts-Früchtebrot aus Mailand wird in der vorfestlichen Zeit gerne in Geschenkkörben zu Recht entfernter Verwandter oder böswilliger Arbeitgeber metastasiert. Ein Biss in die Teigstruktur erinnert konsistenziell an Rasierschaum und löst unweigerlich starken Hustenreiz aus – kein Wunder, wegen der völligen Absenz von Feuchtigkeit. Panettone schenkt auch gerne der Italiener ums Eck. Ich habe ihn immer als Aufforderung interpretiert, das entsprechende Etablissement künftig zu meiden. Kurz: Panettone ist kein Geschenk. Er ist – wie Dinkelplätzchen – ein geschmackliches Missverständnis. Weihnachten ist schon allein schwierig genug.
Die scheußliche Swarovski-Schnecke
Laura Helbig, Redakteurin Ratgeber: Vor vielen Jahren war ich mal in einer Fernbeziehung mit einem Mann, der in Italien wohnte. Wir konnten uns über Weihnachten leider nicht besuchen, wollten uns dafür aber Geschenke schicken. Mein Ex-Freund war ein großer Fan einer Band, die zu jener Zeit gerade eine Album-Trilogie herausgebracht hatte, die ich mit viel Liebe und einigen Leckereien verpackte und nach Italien schickte.
Ungeduldig wartete ich auf mein Paket, das er erst nach Weihnachten losgeschickt hatte (ein schlechtes Omen). Als es endlich da war, packte ich es voller Vorfreude aus – und war angenehm überrascht. Ein Kästchen von Swarovski! Nun ja, es waren am Ende aber keine Ohrringe oder eine hübsche Kette darin. In dem Kästchen befand sich eine Kreiselschnecke aus Swarovski-Kristall. Auch wenn das Ding potthässlich war, zählt doch der Gedanke, oder? Das dachte ich auch. Bis er mir erzählte, dass er die scheußliche Schnecke aus dem Besitz seiner Mutter "genommen" hatte, die davon nichts wusste. Ich habe die Schnecke versteckt und zwölf Jahre lang in ihrem Verlies gelassen, bis ich umgezogen bin – und sie in einem Karton in den Flur stellte. Ich hoffe, sie hat bei einem meiner ehemaligen Nachbarn ein neues Zuhause gefunden.
Wie Chucky auf LSD
Susanne Litzka, Head of Lektorat: Der große Friedrich Torberg hat in seinem Roman "Die Tante Jolesch" der Namensgeberin höchstselbst diese Worte in den Mund gelegt: "Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist." Gemeint damit ist: Glück gehabt, es hätte durchaus schlimmer kommen können, aber noch besser, wenn es gar nicht erst dazu käme. In meiner Familie gern in abgewandelter Form verwendet: "Bewahre uns vor allen, die es gut mit uns meinen."
Gerade bei Weihnachtsgeschenken gibt es eine eigenartige Kombination aus Gutmeinen und Pflichtgefühl, die seltsame Blüten treibt und häufig wenig glücksverheißend ist. Eine unvollständige Auflistung: Da gab es die rosafelligen Schweinekostüme, die meine älteste Schwester aus dem Nichts heraus meinte, allen Frauen der Familie schenken zu müssen, Seifen, Duschgele, Socken, die der Kategorie Verlegenheitslösung entsprungen waren und die nichts, aber auch gar nichts mit dem persönlichen Geschmack der Beschenkten zu tun haben. Und dann noch ein eigentlich großartiges Geschenk meiner Mutter: eine uralte Porzellanpuppe, die ich bereits als Kind in der Vitrine meiner Oma ehrfürchtig bewundert hatte. Ein Spielzeug, das nicht zum Spielen gedacht war, das den Nimbus des Unantastbaren und Edlen umschwebte. Nur: Die Originalkleidung war zerschlissen, nackte Puppen vermutlich anrüchig zu verschenken, weshalb kurzerhand meine mittlere Schwester engagiert wurde – die eine der Familie, der handarbeitliches Geschick unterstellt werden kann. Seitdem hockt in meinem Bücherregal eine historische Puppe, die in ihrem grasgrünen Häkeloutfit aussieht wie Chucky auf LSD. Ein Ausbund an Hässlichkeit. Aber: Immer noch ein Glück. Hätte schlimmer kommen können.
Der Räucher-Teufel von Schwiegermutter
Nicole Fuchs-Wiecha, Video-Redakteurin: Das Verhältnis zwischen Schwiegertöchtern und Schwiegermüttern ist nicht immer rosig. In meinem Fall bin ich allerdings davon ausgegangen, dass ich mich mit der Mutter meines Mannes sehr gut verstehe. Bis zu einem Weihnachtsfest vor einigen Jahren. Voller Vorfreude packte ich das Geschenk meiner Schwiegermutter aus und stutze: Es war ein Räuchermännchen in Teufelsform. Schenkte sie mir einen Teufel? Zu Weihnachten? Ich war verwirrt und hatte allerlei Fragen im Kopf. Ich fragte mich, ob sich dahinter eine versteckte Botschaft befinden könnte. Ob sie mich eigentlich nicht leiden könne. Ich fragte sie scherzhaft, ob sie mir mit dem Geschenk etwas sagen wolle. Als Antwort bekam ich ein Lachen.
Meine angeheiratete Schwägerin bekam den gleichen Räucher-Teufel. Schwiegermutter selbst beschenkte sich dagegen mit einem Räuchermännchen in süßer Kätzchenform.
Seitdem frage ich mich jedes Jahr beim Aufstellen der Weihnachtsdekoration, ob ich den Räucher-Teufel aufstelle oder ihn doch lieber wieder einpacken sollte. Bis mein kleiner Sohn mir diese Entscheidung abnahm, denn er mag das Teufelchen besonders gern. Nun steht der Räucher-Teufel jedes Jahr aufs Neue in meinem Wohnzimmer.
Schmalzige Gedichtsammlung unterm Tannenbaum
Nils Frenzel, Regio-Redakteur für Köln: Als Student trat ich oft bei Poetry-Slams auf und begeisterte mich für die deutschsprachige Spoken-Word-Szene. Als Julia Engelmann im Jahr 2013 in einem Bielefelder Hörsaal auftrat und mit ihrem Text "One Day" über Nacht schlagartig berühmt wurde, war ich gleichermaßen neidisch wie genervt. Ich hielt sie, wie viele meiner Kollegen aus der Szene, für überhyped. Ihr vorgetragener Kitsch in Gedichtform, die "Alles wird gut, wenn du nur an dich glaubst"-Kalenderspruch-Mentalität in ihren Texten – dafür hatte ich nicht einmal mehr Verachtung übrig. In Gesprächen mit Freunden und Familie war es mir immer wichtig zu betonen, dass ich "nicht so etwas wie Julia Engelmann" machen würde.
Vor zwei Jahren schenkte mir mein Vater zu Weihnachten "Lass mal an uns selber glauben". Das vierte Buch von Julia Engelmann. Bis heute bin ich mir unsicher, ob mein Vater mir nicht richtig zugehört hat oder der größte Zyniker der Welt ist.
Ungläubig starrte ich auf die blutige Kettensäge
Lena Kappei, Chefin vom Dienst: Ob Hollywood-Blockbuster, romantische Komödien, Historienschinken oder abstruse Arthouse-Filme: Ich gebe vielen Film-High- und Lowlights gern eine Chance. Was aber partout nicht geht: Horrorfilme. Was möglicherweise daran liegt, dass ich mit acht Jahren aus Versehen einige Szenen aus Stephen Kings "Es" gesehen hatte. Und diesen albernen "Critters"-Film.
Später versuchte ich es noch einmal mit "The Shining". Künstlerisch sicher ein tolles Werk und mit Jack Nicholson kann man nicht falschliegen. Aber eines steht fest: Mit dem Genre Horror werde ich in diesem Leben nicht mehr warm. Und das sollte auch die liebe Verwandtschaft wissen. Dachte ich.
Dann packte ich vor vielen Jahren eines Heiligabends eine DVD aus: "The Texas Chainsaw Massacre". Allein der Titel ist alles andere als besinnlich. Ungläubig starrte ich erst auf die blutige Kettensäge, dann auf die Schenkende. Als diese die zahlreichen Fragezeichen in meinem Gesicht sah, konnte sie sich ein entschuldigendes Grinsen nicht verkneifen. Mit einem belustigten "Das ist doch spannend!" versuchte sie, die Situation noch zu retten.
Keine Chance, ich habe mir den Film nie angeschaut. Was sie mit diesem Fehlkauf damals geritten hatte, kann sie bis heute nicht erklären. Darüber lachen können wir mittlerweile beide.
Die absurdeste Farb- und Formkonstellation des Jahres
Matti Hartmann, Redakteur Panorama und Klima: Manchmal nervt mich meine eigene Beständigkeit. An dummen Routinen halte ich gerne stoisch fest, wie zum Beispiel an der, meiner Frau zu Weihnachten eine unnütze Vase zu schenken.
Dahinter steckt die Hoffnung, eines Tages ein ansprechendes Gefäß zu finden, in das der Standardstrauß Blumen aus dem Supermarkt passt, ohne dass die Gesamtkonstruktion kippt, klirrt und die Küche einsaut. Ich verbringe also Tage auf Flohmärkten und in Trödelläden, finde schließlich Gefallen an der absurdesten Farb- und Formkonstellationen des Jahres, schlage zu – und ernte an Heiligabend hochgezogene Augenbrauen. Großmütig nimmt meine Frau dann die neue Vase und stellt sie kommentarlos zu den anderen Staubfängern in den Schrank, die ich aufgrund mangelnder räumlich-ästhetischer Vorstellungskraft in den Vorjahren als geeignet erachtet hatte. Der Schrank ist inzwischen voll, es passen schon nicht mehr ganz alle Pullis rein. Und Blumen kommen bei uns wie vor 20 Jahren immer noch in Biergläser oder Cocktailshaker.
- Eigene Erfahrungen