Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alles in Blau Der kuriose Streit um das spanische Schlumpfdorf
In Südspanien ist ein Dorf komplett blau eingefärbt. Die Geschichte dahinter ist so kurios wie traurig.
Im Jahr 2011 kam mit "Die Schlümpfe" eine Mischung aus Real- und Computeranimationsfilm in die Kinos. Um dem Film über die kleinen blauen Kreaturen möglichst viel Aufmerksamkeit zu verschaffen, entschied man sich für eine besondere Werbung – die einen langen Streit zur Folge hatte.
Die kleine andalusische Gemeinde Júzcar im Süden Spaniens beheimatete im Jahr 2010 knapp 250 Menschen und etwa 300 Touristen zog es jährlich in das beschauliche Örtchen. Viel mehr gab es über das Dorf nicht zu berichten, bis im Jahr 2011 ein besonderes Angebot auf dem Tisch des Bürgermeisters lag. Um den Kinofilm "Die Schlümpfe" mit Hollywoodstar Neil Patrick Harris zu bewerben, wollte die Produktionsfirma das Dorf komplett blau einfärben.
50 Maler und knapp 10.000 Liter Farbe später erstrahlte Júzcar in neuem Glanz. Eigentlich war das Ganze als kurze Marketingkampagne gedacht. Doch bei einer Abstimmung zum Ende des Jahres 2011 stimmte die deutliche Mehrheit der Bewohner dafür, die blaue Farbe zu behalten.
So ging der Schlumpf-Hype zu Ende
Fortan errichtete man einen Schlumpfmarkt und viele weitere Schlumpf-Attraktionen. Statt 300 Menschen, besuchten nun knapp 100.000 Menschen jährlich das einzige Schlumpfdorf der Welt. Dieser wirtschaftliche Erfolg weckte auch das Interesse der Familie des Schlumpf-Erfinders, dem belgischen Comiczeichner Peyo.
"2016 kam das erste Mal ein Vertreter des Lizenzgebers IMPS vorbei und forderte zwölf Prozent des Gesamtumsatzes", erzählte Júzcars Bürgermeister Paco Lozano Fernandez 2018 "Bild". Lange Zeit stritt man mit Peyos Familie um eine Lizenzvereinbarung – vergeblich. "Wir wurden uns nicht einig, mussten das Thema Schlumpf leider vorerst beerdigen", fasste Lozano Fernandez die Ereignisse zusammen. Alle Schlümpfe und Schlumpf-Attraktionen wurden also wieder abgebaut.
Einige Bewohner und Hotelbetreiber wehrten sich noch eine Weile gegen das Verbot und malten Schlümpfe auf ihre Hauswände. Doch der große Hype war passé. Fast alle Arbeitsplätze, die das Schlumpfdorf einst schaffte, sind nun wieder weg. Und so bleibt nur noch die blaue Farbe der Hauswände, die an den kurzen Welterfolg des kleinen Dorfes erinnert.
- urlaubsguru.de: "DAS SCHLUMPFDORF JUZCAR"
- bild.de: "Schlumpf-Verbot in Schlumpfhausen" (kostenpflichtig)
- Eigene Recherche