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Nach Stückel-Mord an Hans-Peter Mack: Thailand erklärt deutschen Outlaws Krieg


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Nach Stückel-Mord an Hans-Peter Mack
Thailand erklärt deutschen Rockern den Krieg


Aktualisiert am 12.07.2023Lesedauer: 6 Min.
Festnahme bei den Outlaws: Der Polizeieinsatz gegen Olaf B., der Hauptverdächtige im Mordfall Mack, wurde in den Clubräumen in Bangkok gefilmt.Vergrößern des Bildes
Festnahme bei den Outlaws: Der Polizeieinsatz gegen Olaf B., der Hauptverdächtige im Mordfall Mack, wurde in den Clubräumen in Bangkok gefilmt. (Quelle: Screenshot thairat.co.th)

Erst ging es nur um einen Mord an dem Deutschen Hans-Peter Mack. Nun will die Polizei im thailändischen Pattaya mit Rockerstrukturen aufräumen, wo Deutsche Schutzgeld von Deutschen erpressen.

Als die Polizisten Olaf B. in Handfesseln abführten, wurden sie flankiert von Fahnen und Bannern mit Totenkopf und gekreuzten Motorkolben. Es sind Hinterlassenschaften von Chaptern des Motorradklubs Outlaws MC aus aller Welt, sie hängen an Wänden und Decken in den Hinterzimmern einer Kneipe im Bezirk Phatthanakan der thailändischen Hauptstadt Bangkok.

Mit einem gestohlenen Motorrad hatte sich Olaf B. in Pattaya abgesetzt und in den Räumen des Bangkoker Zweigs des Rockerklubs Unterschlupf gesucht. Der kräftige Mann mit dem weißen Bart und den zum Zopf gebundenen Haaren wurde verhaftet als Hauptverdächtiger im Fall des getöteten deutschen Eventmanagers Hans-Peter Mack. Dessen Leiche war am Dienstag in einer Kühltruhe gefunden worden, zerstückelt in 13 Einzelteile.

Die Nachrichten zu den Ermittlungsergebnissen überschlagen sich seitdem. Doch in Thailand geht es längst nicht mehr nur um diesen einen Fall. Die Polizei spricht inzwischen davon, nun kriminelle Ausländernetzwerke zerschlagen zu wollen. Eine deutsche Mafia in Thailand – das soll es nicht mehr geben.

Thailands Polizei erklärt den Rockern deshalb jetzt den Krieg. Denn sie bringt den Mord mit den Outlaws-Strukturen in Verbindung, mit Deutschen, die in Thailand anderen Deutschen Schutzgeld abpressen. Was maßgeblich an Olaf B. liegt und den Vorwürfen gegen ihn. Denn die Polizei hält ihn für ein "Schlüsselmitglied" der Outlaws.

"Big Joke" ist dran

Es ist kein normaler Kriminalfall in Thailand: "Big Joke" hat sich der Sache angenommen und noch am Dienstag um 23 Uhr ein Treffen der Ermittler angesetzt. "Big Joke" ist der Spitzname des Polizei-Generalmajors Surachate Hakparn, stellvertretender nationaler Polizeichef des Landes, und er hat ihn nicht bekommen für lachhaften Umgang mit Kriminellen.

Der frühere Kommandeur der Touristenpolizeiabteilung und frühere Leiter der Einwanderungsbehörde weiß sehr genau, dass nach Thailand nicht nur Urlauber kommen, die Erholung suchen. Das war Thema der Besprechung zu nächtlicher Stunde.

"Bei diesen Gruppen handelt es sich um transnationale kriminelle Banden, die sich in wichtigen Touristenzielen wie Pattaya niederlassen", sagte Hapkarn. "Sie kommen zu Besuch und beginnen dann, mafiösen Einfluss auszubauen. Jeder Ausländer, der Geschäfte machen möchte, muss sich an diese Leute wenden."

Die Polizei in Thailand ist nach dem Mord an Mack sehr schnell mit ihren Schlüssen, präsentiert den Fall als aufgeklärt, wo eigentlich noch die Unschuldsvermutung gelten sollte. Olaf B., auf dessen Konto in Kambodscha mehrere Zahlungen von Macks Konto eingegangen sind, gilt als Rädelsführer.

Als Komplizin wurde die Event- und Künstlermanagerin Petra G. festgenommen. Als letzter Verdächtiger ging am späten Dienstag ein aus Pakistan stammender Thailänder ins Netz, er wollte sich offenbar nach Burma absetzen, berichtet die Zeitung "Naewna". Seine genaue Rolle ist noch unklar.

WC-Reiniger zur Spurenbeseitigung

Petra G. ist offenbar die Frau auf dem letzten Foto, welches das Mordopfer lebend zeigt: Er sitzt ihr gegenüber, die beiden unterhalten sich in einem Restaurant, eine Überwachungskamera hat die Szene festgehalten. Macks Spur verlor sich danach, erst wurde sein Mercedes gefunden, getränkt mit ätzendem WC-Reiniger, um Spuren zu beseitigen, ehe schließlich auch seine Leiche entdeckt wurde.

Video | Aufnahmen zeigen Leichenfund in Kühltruhe
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Quelle: t-online

160 Kilometer war Macks Körper offenbar in der Kühltruhe durchs Land gefahren worden, ehe er mit einer Kettensäge zerkleinert wurde. Das Einfrieren sollte verhindern, dass Blut spritzt, sagte ein Ermittler, aber Spuren ließen sich nicht vermeiden. Am Tatort seien DNA und Fingerabdrücke gefunden worden, auch eine verräterische Zigarettenkippe. Die Beweise reichten aus, um dem Gericht eine Verurteilung zu ermöglichen, berichtete "Daily News" vom Treffen der Ermittler mit "Big Joke".

Die Truhe habe Olaf B. in ein Haus gefahren, in dem eine Bekannte von ihm lebte, die so auch in den Fokus der Ermittler geriet. Sie ist ebenfalls Deutsche mit vielen Bezügen zu den Outlaws: Sie stammt aus Nordrhein-Westfalen, trägt auf Fotos oft ein Shirt "Support Outlaws Ruhr District" und ist seit Dezember in Thailand.

Sie reagiert auf Postings der Outlaws in Thailand auf Facebook, ist dort aber auch mit Dutzenden Outlaws aus aller Welt befreundet. Wie weit die "Freundschaft" mit Olaf B. geht, ist unklar. In Darstellungen thailändischer Medien habe sie vor allem Angst gehabt. Er habe die Truhe bei ihr untergestellt und ihr gesagt, bloß die Finger davon zu lassen, berichtet das Portal "Siamrath". Zwei Nächte soll sie nichtsahnend im Zimmer neben der eingefrorenen Leiche geschlafen haben.

Dann tauchten immer mehr Berichte auf zu Mack – und sie verschwand erst einmal. Mit Bildern von Überwachungskameras konnten die Polizisten die wichtige Zeugin finden. Sie versteckte sich im Hinterzimmer eines Restaurants und reagierte panisch: Mit zehn Schnitten an beiden Handgelenken versuchte sie, sich die Pulsadern aufzuschneiden, berichtete die Polizei. Sie wollte wohl lieber sterben, als festgenommen zu werden.

Ermittlungen wegen Betrugs gegen Petra G.

Das Portal "Siam Eagle" schreibt, die Bekannte von Olaf B. kenne seine Geheimnisse, sie habe deshalb Angst vor Verfolgung und Tod. Als die Polizei sie nach einer kurzen Behandlung im Krankenhaus mit bandagierten Unterarmen zur Vernehmung brachte, trug sie erneut ein T-Shirt der Outlaws.

Die Polizisten brachten sie in ein großes Büro, in dem sie vorher schon Petra G. befragt hatten. Petra G. hat als Event- und Künstlermanagerin in Deutschland, Österreich und Mallorca vielerorts verbrannte Erde hinterlassen. Frühere Kunden fluchen, sie seien auf gemeinsamen Bildern, die sie als Eintrittskarte genutzt habe, um die nächsten Kunden anzusprechen. Gegen sie wurde wegen Betrugs ermittelt.

Bei Petra G. sind keine Verbindungen zu den Outlaws offensichtlich – sehr wohl aber ins Rockermillieu: Sie hatte in Europa Kontakt zu Rotlichtgrößen. In Thailand war sie beteiligt, als eine von Europäern gegründete Sicherheitsfirma in Pattaya Pläne für einen neuen Standort schmiedete. Sie stehen oft in engen Beziehungen zu Rockergangs. Auf Facebook hat sie mehrmals "Gefällt mir" für Charter* der Hells Angels vergeben – eigentlich Konkurrenten der Outlaws. Von den Behörden gibt es bisher keine Angaben darüber, wie tief sie über ihre Bekanntschaft mit Olaf B. hinaus in Outlaws-Strukturen verstrickt ist.

Die Outlaws werden in den USA zu den "großen Vier", oftmals kriminellen Motorradgangs, gezählt, neben Hells Angels, Bandidos und Pagan MC. In Deutschland gibt es über das Land verteilt diverse Chapter, die Outlaws hierzulande distanzieren sich aber zumindest öffentlich von Straftaten. Auf ihrer Seite erklären sie, dass sie sich "Einprozenter" nennen, bedeute nur, dass sie anders sind als 99 Prozent der Menschen. Nicht aber, dass sie Gesetze missachteten. Der Ansprechpartner für die Outlaws Deutschland hat auf Fragen von t-online nicht reagiert.

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Olaf B. auf Wohltätigkeitsevents

Olaf B. sieht man in Thailand nicht nur auf Klubtreffen der Outlaws in zentraler Position, man findet ihn mehrfach auch auf Fotos von Wohltätigkeitsveranstaltungen für kranke Kinder, wo er an einem Tisch mit Mitgliedern anderer Klubs sitzt. B. sei sogar von einem Rotary Club gewürdigt worden, heißt es. Einen Beleg dafür konnte t-online nicht finden. Gutes zu tun, Kinder zu schützen, das gehört oft zur Außendarstellung der Klubs.

Dabei spielen sie zugleich oft eine Rolle bei Menschenhandel und Drogengeschäften. Auch Olaf B. sei bereits wegen Drogendelikten angeklagt gewesen, sagte der Polizist "Big Joke". Wo und wann das war, ist unklar. Es wäre aber denkbar, dass er auch deshalb nicht mehr in Deutschland lebt. Dann wäre er dem Vorbild des früheren Hells-Angels-Vize aus Kiel gefolgt, Dennis F. Als diesem der Prozess gemacht wurde wegen Schüssen auf einen Konkurrenten, setzte er sich nach Thailand ab und heiratete eine Thailänderin.

Doch Rockerasyl in Thailand soll nun nicht mehr so einfach sein. Der stellvertretende nationale Polizeichef kündigte laut der Zeitung "Naewna" an, dass Rocker überprüft und auf eine schwarze Liste gesetzt werden sollen. "Diesen Personen ist der Aufenthalt in Thailand untersagt, weil jeder Vorfall eine Schande für Thailand darstellt." Auch seriöse Investoren würden von ihnen abgeschreckt. Hilfe erhofft sich Thailand dabei auch von deutschen Behörden: "Wir werden Informationen zu diesen Gruppen von ihnen erhalten, um damit in Thailand zu arbeiten."

*Wir hatten an dieser Steller zunächst von "Chaptern" geschrieben. Bei den Hells Angels heißen die Untergliederungen Charter.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • naewna.com: รวบแล้ว! 'ชาฮ์รูค คารีม' มืออุ้มฆ่านักธุรกิจเยอรมัน เตรียมหนีข้ามชายแดนกาญจนบุรี (thailändisch)
  • siamrath.co.th: สองหญิงผู้ต้องหาร่วมกันฆ่า'นักธุรกิจชาวเยอรมัน'ถูกคุมตัวสอบปากคำหลังเข้ามอบตัวไม่ให้ประกันตัวทุกกรณี (thailändisch)
  • naewna.com: ‘บิ๊กโจ๊ก’ฮึ่มประกาศล้างบาง‘แก๊ง Outlaw’ แฉ‘โอลาฟ’คนร้ายฆ่าหั่นศพตัวการใหญ่ (thailändisch)
  • bka.de: Rockerkriminalität
  • ndr.de: Untergetauchter Rocker soll Haftstrafe antreten (archiviert)
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