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AfD-Chefin Alice Weidel: "Ich sage es jetzt zum zehnten Mal"


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TV-Interview außer Kontrolle
AfD-Chefin Weidel: "Ich sage es jetzt zum zehnten Mal"


08.12.2021Lesedauer: 3 Min.
Plenarsitzung des Deutschen Bundestages: Die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel ist auch im Bundestag für ihre scharfen Wortmeldungen bekannt.Vergrößern des Bildes
Plenarsitzung des Deutschen Bundestages: Die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel ist auch im Bundestag für ihre scharfen Wortmeldungen bekannt. (Quelle: imago-images-bilder)

Olaf Scholz war gerade zum Kanzler gewählt, da holte Alice Weidel im TV schon zum Rundumschlag aus. Eine eigentlich harmlose Frage des Moderators führte dazu, dass das Gespräch ziemlich aus dem Ruder lief.

Mit Rechten reden? Dass das nicht immer einfach ist, musste am Mittwochmorgen der Phoenix-Moderator Erhard Scherfer erfahren. Er hatte die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel zum Gespräch geladen. Es sollte um die Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler gehen und es begann harmlos.

Scherfer wollte wissen, wen Weidel im Bundestag gewählt habe. Ein launiger Einstieg zum Warmwerden. Die AfD-Frau gab an, dass sie "natürlich nicht" Scholz gewählt habe. Scherfer warf ein, dass das "Feindbild Merkel" nun aber doch weg sei. Nun flog das Gespräch aus der Kurve, denn Weidel setzte zum Rundumschlag an. Sie warf der Regierung einen "epochalen Wortbruch" in Sachen Impfpflicht vor und keilte ganz allgemein gegen die Corona-Politik.

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Die 42-Jährige steigerte sich in eine regelrechte Wutrede hinein, die in der massiven Kritik an den momentan am Markt erhältlichen mRNA- und Vektorimpfstoffen gipfelte.

Dauerkritik an der Impfpflicht

Phoenix-Mann Scherfer versuchte vergeblich einzuhaken, wollte dem Interview irgendwie Struktur geben, aber Weidel machte keine Anstalten, ihr Gegenüber zu Wort kommen zu lassen. Im Gegenteil. Sie echauffierte sich ausdauernd über die Impfpflicht-Diskussion.

Weidel: "Und die Skepsis ist ja auch begründet."

Scherfer: "Sagen Sie ..."

Weidel: "Ich lass mir das auch nicht von irgendwelchen ahnungslosen Politikern sagen."

Scherfer: "Sagen Sie ..."

Ein zufriedenes Lächeln huschte über Weidels Gesicht. Scherfer taumelte. Der Moderator holte kurz Luft, versuchte, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Doch es dauerte nicht lange, da war Weidel wieder bei der Impfpflicht und warum diese ihrer Meinung nach vollkommen falsch sei.

Weidel: "... weil wir keinen Wettbewerb am Markt haben."

Scherfer: "Aber ..."

Weidel: "Wir haben monopolistische Strukturen, da werden Konkurrenten ganz gezielt aus dem Markt gehalten."

Scherfer: "Aber wenn ich doch eine Auswahl habe ..."

Weidel: "Noch mal."

Scherfer: "Doch"

Weidel: "Nein."

Scherfer: "Natürlich haben wir eine Auswahl. Wir haben Vektor- und wir haben mRNA-Impfstoffe."

Weidel: "Nein. Ich sage es jetzt zum zehnten Mal. Das trägt ja nicht."

Scherfer: "Doch, natürlich trägt das."

Weidel: "Nein, das trägt ja eben nicht."

Scherfer: "Aber Frau Weidel."

Weidel: "... 2G-Partys ..."

Scherfer: "Frau Weidel!"

Weidel: "Jaaaaa?"

Wie ein Faustkampf auf dem Rummel

Das Gespräch driftete jetzt zielstrebig ins Absurde ab. Das Ganze erinnerte an einen Faustkampf auf dem Rummel, bei dem die Kontrahenten sich minutenlang im Staub wälzen. Keiner der beiden wich mehr zurück. Und so ging der Clinch in die nächste Runde.

Scherfer: "Wo haben Sie denn Ihre Zahlen her?"

Weidel: "Schauen sie sich die Destatis an, Bundesamt für Statistik."

Scherfer: "Sagen Sie jetzt."

Weidel: "Nein, das sage ich nicht. Sagen sie's doch"

Scherfer: "Nein, ich bin hier der Interviewer, deswegen."

Weidel: "Sie konfrontieren mich hier mit völlig falschen Zahlen"

Scherfer: "Ne, ich hab doch gar keine Zahlen genannt."

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Weidel: "Kommen wir hier noch irgendwie überein?"

Scherfer: "Natürlich nicht."

Weidel: "Ah ja. Natürlich nicht."

Damit war die nächste Eskalationsstufe erreicht. Die Diskutanten fielen aus ihren Rollen, sie verließen kurz den Ring und gaben ihr Selbstverständnis preis: Hier der kritisch hinterfragende Journalist, der sich vermeintlicher Falschbehauptungen erwehrt, dort die Oppositionspolitikerin, die die mediale Bühne kompromisslos zur Vermarktung ihrer politischen Agenda nutzt und am Dialog wenig interessiert zu sein scheint.

Erkenntnisgewinn? Ach wo.

Als der Phoenix-Moderator Weidel für ihre zweifelhafte Argumentation tadelte, konnte er sich einen Anflug von Selbstironie nicht verkneifen. Weidel lachte. Es war ein kurzer, überraschender Moment der Gelöstheit. Beinahe freundlich.

"Jetzt müssen Sie selber ein wenig schmunzeln", stellte Scherfer schon fest und streckte verbal die Hand aus. Doch Weidel ließ ihn auflaufen. "Ich muss schmunzeln über die Diskussion", erwiderte sie, rollte mit den Augen und ließ ihre Gesichtszüge umgehend wieder einfrieren.

Zu lange wollte sie ihre Rolle dann wohl doch nicht verlassen. Stattdessen schaltete sie in den Angriffsmodus zurück und ging den öffentlich-rechtlichen Moderator hart an.

Weidel: "Sie stellen immer wieder die gleichen Fragen."

Scherfer: "Weil Ihre Antworten nicht überzeugend waren, ganz einfach."

Weidel: "Und Ihre Fragen waren auch nicht überzeugend, was wollen Sie denn jetzt?"

Scherfer: "Dann würde ich sagen, steht es 1:1."

Mit Rechten reden? Das war an diesem Morgen eher ein Spektakel der zweifelhaften Sorte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtung
  • Livestream Phoenix
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