"Vater des modernen Brandenburgs" SPD-Politiker Manfred Stolpe stirbt im Alter von 83 Jahren

Von 1990 bis 2002 war Manfred Stolpe Ministerpräsident in Brandenburg, anschließend führte er drei Jahre lang das Bundesverkehrsministerium. Nun ist der SPD-Politiker im Alter von 83 Jahren gestorben.
Der SPD-Politiker Manfred Stolpe ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Das teilte die Staatskanzlei Brandenburg in Potsdam im Namen der Familie mit. Der langjährige Ministerpräsident des Landes Brandenburg sei nach langer Krankheit "friedlich eingeschlafen".
Der am 16. Mai 1936 in Stettin geborene Jurist war von 1990 bis 2002 Regierungschef in Brandenburg. Nach seinem überraschenden Rücktritt wurde er im Herbst 2002 Bundesverkehrsminister in der damaligen rot-grünen Bundesregierung und blieb bis zum Ende der Legislaturperiode 2005 im Amt.
Stolpe trat 1990 in die SPD ein
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von einem "Tag tiefer Trauer". "Wir nehmen Abschied von einem großen Mann, der unser junges Land geprägt hat wie niemand sonst. Manfred Stolpe war der Vater des modernen Brandenburgs", erklärte Woidke.
Stolpe wurde 1990 SPD-Mitglied, trat als Spitzenkandidat an und wurde im November von einer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 zum ersten Ministerpräsidenten Brandenburgs gewählt. Einen Namen machte sich Stolpe dabei als Vertreter der Interessen Ostdeutschlands. Er forderte staatliche Programme zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Kurskorrektur bei der Treuhandanstalt, die Volkseigene Betriebe fit machen und privatisieren sollte.
Zu DDR-Zeiten hatte Stolpe Kontakt zur Stasi
Stolpes Vergangenheit wurde immer wieder kritisch thematisiert. Als Kirchenfunktionär hatte er Kontakte mit der Stasi, die Behörde führte ihn gar als Inoffiziellen Mitarbeiter. Die Leitung der evangelischen Kirche erklärte Mitte der 1990er-Jahre nach einer Untersuchung, Stolpe sei ein "Mann der Kirche und nicht der Stasi gewesen". 2005 – Stolpe sprach von später Genugtuung – entschied das Bundesverfassungsgericht zudem, dass Stolpe nicht als Stasi-Mitarbeiter zu bezeichnen sei.
In den 1990er-Jahren war Stolpe in Brandenburg sehr beliebt – doch Vorzeigeprojekte wie der Lausitzring, der Cargolifter oder die Chipfabrik in Frankfurt (Oder) scheiterten oder liefen nicht wie erhofft. Überraschend erklärte Stolpe 2002, als Regierungschef zurücktreten zu wollen, um einen Generationenwechsel zu ermöglichen.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa