Erschossener CDU-Politiker Wende im Fall Lübcke: Polizei lässt Mann wieder frei
Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke wurde mit einem Kopfschuss getötet. Die Polizei hat dazu einen Mann vernommen – er ist nun wieder auf freiem Fuß.
Die Polizei hat im Fall des getöteten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke am Samstag einen Mann in Gewahrsam genommen – und ihn nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt. "Er wurde befragt und konnte danach gehen", sagte ein Polizeisprecher am Sonntagmorgen. Es habe nach eingehender Befragung keine Anhaltspunkte für eine Tatbeteiligung gegeben. Weitere Details nannte die Polizei zunächst nicht.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte zuvor über einen dringenden Tatverdacht berichtet und von einer Festnahme gesprochen. Das hatte ein Polizeisprecher t-online.de am Samstag allerdings nicht bestätigt. Der Mann sei in Gewahrsam genommen worden, um weitere Informationen von ihm zu erhalten. Weiteres müssten die Vernehmungen zeigen. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte ein Sprecher, die Person könne nicht als verdächtigt bezeichnet werden.
Angeblich kannten sich Lübcke und der Mann
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll es sich um einen jüngeren Mann handeln, der in privater Beziehung zu dem CDU-Politiker Lübcke gestanden habe. Wie genau der Kontakt aussah, müsse noch ermittelt werden. Die Ermittler waren sich angeblich sicher, den Täter gefasst zu haben. Der Bericht sei allerdings nicht zutreffend, sagte Staatsanwalt Andreas Thöne. "Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Ermittlungslage, dass wir uns mit der Täterschaft sicher sind."
Lübcke war am 2. Juni gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha bei Kassel mit einer Schussverletzung am Kopf entdeckt worden. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Der Schuss war den Ermittlungen zufolge aus nächster Nähe mit einer Kurzwaffe abgegeben worden. Es gibt keinerlei Hinweise auf Suizid, über Motiv und Täter ist bislang nichts bekannt. Lübcke hatte vor einigen Jahren Morddrohungen von Rechtsextremisten erhalten. Die Ermittler haben aber bislang keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Tat.
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Das ZDF hatte zuletzt in "Aktenzeichen XY... ungelöst" einen Zeugenaufruf ausgestrahlt. Bis Samstagmittag waren bei den Behörden 160 Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Fall eingegangen. In sozialen Medien hatten Rechtsextremisten Lübcke nach der Tat verunglimpft und das Verbrechen bejubelt. Die Ermittler prüfen in diesem Zusammenhang auch die Strafbarkeit vieler Äußerungen.
- "FAZ": Polizei nimmt Verdächtigen fest
- Eigene Recherchen
- Mit Material von dpa und AFP