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Tagesanbruch: Chemnitz kommt nicht zur Ruhe – Wo ist die Mitte?


Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.

Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

MeinungVon Jan Hollitzer

Aktualisiert am 03.09.2018Lesedauer: 6 Min.
Sachsen, Chemnitz: Eine Teilnehmerin der Kundgebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Chemnitz unter dem Motto "Wir in Chemnitz · aufeinander hören, miteinander handeln" hält ein Schild mit der Aufschrift "hält ein Pappschild mit der Aufschrift "#chemnitzermitte" hoch.Vergrößern des Bildes
Sachsen, Chemnitz: Eine Teilnehmerin der Kundgebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Chemnitz unter dem Motto "Wir in Chemnitz · aufeinander hören, miteinander handeln" hält ein Schild mit der Aufschrift "hält ein Pappschild mit der Aufschrift "#chemnitzermitte" hoch. (Quelle: Monika Skolimowska/dpa-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

"Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse. Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien."

So steht es im Pressekodex unter Ziffer 1. Nach diesen Grundsätzen arbeiten Journalisten unabhängiger Medien, so auch t-online.de. Die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit setzt Recherche voraus. Sie kann langwierig sein, ehe alle Aspekte eines Sachverhaltes durchgedrungen sind. Sie kann unbequem für alle Beteiligten sein – für Journalisten wie Protagonisten. Sie findet bestenfalls am Ort des Geschehens statt, sofern es ein aktuelles Ereignis ist. Journalisten müssen auf der Suche nach Wahrheiten also – im übertragenen Sinne – dahin, wo es weh tut. Wahrheiten auf der Spur zu sein, kann unangenehm werden.

Für Journalisten verschiedener Medien traf dies am Wochenende leider nicht im übertragenen Sinne zu. Sie wurden bei ihren Recherchen in Chemnitz Opfer von körperlicher Gewalt. Auch unser Reporter Jan-Henrik Wiebe, der sich ein Bild des nicht homogenen Teilnehmerfeldes des Trauermarsches für den erstochenen Daniel H. machen wollte, wurde angegriffen. Ihm geht es glücklicherweise gut. Die Art und Weise wie offen gegen Journalisten vorgegangen wird, lässt einem den Atem stocken. Die in Artikel 5 des Grundgesetzes verankerte Pressefreiheit soll Bürgern eine freie Meinungsbildung ermöglichen, in dem Journalisten das Tun und Handeln von Politikern, Unternehmern oder Organisationen hinterfragen und sauber transportieren. Die Pressefreiheit ist eng mit der Meinungsfreiheit verbunden, auf die sich vor allem auch jene berufen, die dieser Tage einen Mord instrumentalisieren, um ihre rechte Hetze und Parolen zu verbreiten. Eine ganze Stadt, ja ein ganzes Bundesland wird verunglimpft.

Der Chefredakteur von t-online.de Florian Harms fürchtet: Der Rechtsstaat gerät in Gefahr. "Die überwältigende Mehrheit dieses Landes verabscheut Gewalt und Extremismus, sie möchte sich sicher und furchtlos im öffentlichen Raum bewegen können. Das ist ihr gutes Recht. Und es ist die Pflicht der Sicherheitsbehörden, der Landesregierungen und der Bundesregierung, dieses Recht zu gewährleisten."

Jan-Henrik Wiebe ging seiner Arbeit übrigens weiter nach, um ein möglichst differenziertes Bild von der Lage zeichnen zu können. Dabei beobachtete und filmte er auch das andere Chemnitz, das sich an seinem Mikrofon zu Wort meldete und unbedingt Farbe bekennen wollte gegen Fremdenhass. Meine Kollegen Martin Trotz und Axel Krüger haben sein Material und die Aufnahmen der Kolleginnen und Kollegen von Watson, Reuters und BuzzFeed zusammengetragen und so die wichtigsten Vorfälle in Chemnitz in einem Video dokumentiert.

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An verschiedenen Orten Deutschlands haben Menschen für die Seenotrettung in Deutschland demonstriert. Tausende Menschen haben auf ihrer Flucht in diesem Jahr bereits ihr Leben im Mittelmeer verloren. Die Lage ist dramatisch. Doch noch immer gibt es kein einheitliches europäisches Verfahren, wie sichere Fluchtwege gewährleistet und Gerettete aufgenommen werden können.

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WAS STEHT AN?

Regierung trifft Sozialpartner - Thema ist Digitalisierung

Die Bundesregierung setzt ihre Spitzengespräche mit den Sozialpartnern in Deutschland fort. Im Gästehaus der Bundesregierung, dem brandenburgischen Schloss Meseberg nördlich von Berlin, treffen dazu Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie acht ihrer Kabinettsmitglieder mit Spitzenfunktionären von Wirtschaft und Gewerkschaften zusammen. Zentrales Thema dieses "9. Zukunftsgesprächs" soll die Digitalisierung sein. Erst kürzlich hatte die Bundesregierung einen Digitalrat vorgestellt, der Kritiker allerdings wenig Hoffnung macht, dass dieses als eines der zentralen Zukunftsthemen, welches die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes schicksalhaft sichern muss, mit der notwendigen Entschiedenheit vorangetrieben wird.

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Konzert in Chemnitz gegen Rassismus - Sondersitzung des Landtags

Auch heute wird Chemnitz wieder einige der Schlagzeilen bestimmen. Mit einem Gratis-Konzert wollen sich Künstler gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt positionieren. Es spielen unter anderem die Toten Hosen, Kraftklub, K.I.Z., Marteria und Feine Sahne Fischfilet - unter dem Motto "#wirsindmehr". Erwartet werden Tausende Zuschauer. Auch Künstler wie Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel, BAP oder Clueso riefen dazu auf, sich gegen Rechts zu stellen.

In Kritik geraten war zuvor vor allem die Teilnahme der Punkrock-Band Feine Sahne Fischfilet, die als anti-staatlich beschrieben wird, Gewalt gegen politische Gegner legitimiert und in ihren Texten gegen "Bullen" hetzt.

Ganz ehrlich: Ich finde es mehr als notwendig und sehe es als unser aller Pflicht, dass öffentlich Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden. Ich kann Außenminister Heiko Maas in seiner Forderung nur beipflichten, dass sich Bürger lauter und öffentlich im Kampf gegen Rassismus und die Verteidigung der Demokratie einsetzen sollen. Ganz wohl fühlte ich mich aber bereits vor Tagen nicht dabei, als ich das Lineup des Konzerts gelesen habe. Denn hier bewegen wir uns schon wieder im entgegengesetzten Extrem. So engagiert die Band nicht nur mit Auftritten, sondern auch weiteren Veranstaltungen gegen einen Rechtsruck ankämpft, so sehr befürchte ich, dass sich viele Menschen in Chemnitz auch in diesem Extrem nicht wiederfinden. Wo ist die Mitte, wo ist das Maß? Wie oben bereits erwähnt, lehnt der überragende Teil der Bevölkerung Gewalt jeglicher Art ab. Ich denke, dass wir einen gesellschaftlichen Diskurs darüber brauchen, wie wir mit den Ängsten und Nöten der Menschen rund um die Migration in allen Bereichen umgehen sollen. Das Pendeln zwischen den Extremen schürt nur weitere Verunsicherung und sorgt für Orientierungslosigkeit.

Ebenfalls wird sich der Landtag heute in Dresden mit den Ausschreitungen und dem Verhalten der Polizei bei den Demonstrationen beschäftigen. Der Innenausschuss kommt auf Antrag der Grünen zu einer Sondersitzung zusammen.

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DGB gibt Überblick über Qualität der Ausbildung in Deutschland

Zum Start des Ausbildungsjahrs gibt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Montag (9.00 Uhr) einen Überblick über die Qualität der Lehre in Deutschland. Er stellt dazu in seinem Ausbildungsreport 2018 Ergebnisse einer Umfrage unter Azubis vor. Es ist das 13. Mal, dass der DGB die Ausbildungsbedingungen untersucht hat.

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Urteil nach Tod von 15-Jähriger in Kandel erwartet

Im Mordprozess um den Tod einer 15-Jährigen im südpfälzischen Kandel soll heute in einer nicht öffentlichen Verhandlung das Urteil fallen. Angeklagt ist der vermutlich aus Afghanistan stammende Abdul D., der Ex-Freund der getöteten Mia. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Mädchen am 27. Dezember 2017 in einem Drogeriemarkt in Kandel erstochen zu haben.

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Halbzeitwahlen in den USA stehen an

In zwei Monaten finden die wichtigen Halbzeitwahlen in den USA statt. Verliert Donald Trump dabei seine Mehrheit im Parlament? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold hat vier große Trends in der aktuellen US-Politik ausgemacht und erklärt, warum jetzt auf allen Seiten radikale Kandidaten Aufschub erfahren.

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Löw unter Druck

Diese Woche ist die vielleicht wichtigste für Joachim Löw, seit er Bundestrainer ist. Heute trifft sich das kaum veränderte DFB-Team zur Vorbereitung auf die Spiele am Donnerstag gegen Frankreich und gegen Peru am Sonntag. Dabei steht Löw unter Druck wie nie zuvor. Die ganze Fußball-Welt ist gespannt, ob er die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Debakel wieder aufrichten kann, oder ob das Ende der lange erfolgreichen Beziehung droht - wie einst unserem Kolumnisten Berti Vogts. Der durfte nach der weniger erfolgreichen WM 1998 als Bundestrainer weitermachen und trat dann nach zwei schwachen Testspielen ab. Luis Reiß wird Löw für uns durch die Woche begleiten und vor Ort bei den Länderspielen ganz genau beobachten. Vorher diskutieren Heiko Ostendorp und Florian Wichert im Zweikampf der Woche, ob Löw noch mal die Kurve kriegt. Diskutieren Sie unter den Kommentaren der beiden mit und stimmen Sie ab, wer sie überzeugt.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Super und Diesel für 99 Cent? Ja, Sie lesen richtig: 99 Cent pro Liter. Logisch, dass sich dieser Preis unter Schnäppchenjägern gestern im westpfälzischen Kusel wie ein Lauffeuer verbreitete. Die Folge? Verkehrschaos. Die Innenstadt sei zwischenzeitlich nicht befahrbar gewesen. Der Grund für das Angebot war übrigens ein ganz pragmatischer.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Ihr Jan Hollitzer
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Twitter: @janhollitzer

Mit Material von dpa.

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