Forsa-Chef zur Flüchtlingskrise "Ganz andere Sorgen, die die Menschen bewegen"
Die zur Zeit niedrigen Umfragewerte für Bundeskanzlerin Angela Merkel scheinen alarmierend: Nicht mal jeder zweite Befragte ist mit ihrer Arbeit noch zufrieden. Oft wird ihre Haltung in der Flüchtlingskrise als Grund angesehen. Stimmt nicht, sagt Forsa-Chef Manfred Güllner. Die meisten Menschen hätten ganz andere Sorgen.
Im Deutschlandtrend hat Angela Merkel seit April ganze 26 Prozentpunkte in der Beliebtheitsskala verloren. Was dramatisch klingt, sollte richtig eingeordnet werden, sagt Forsa-Chef Güllner im Gespräch mit t-online.de.
Es sei die Uneinigkeit in der Union, die die Menschen irritiert habe. Vor allem die Heftigkeit der geführten Kontroversen habe die Werte nach unten getrieben.
"Ganz andere Sorgen bewegen"
"Der Zustrom der Flüchtlinge ist jedoch für die meisten Menschen nicht problematisch",sagte der Experte. Die Flüchtlingsfrage sei für sie zwar wichtig, als bedrohlich werde sie von 70 bis 80 Prozent der Befragten jedoch nicht angesehen. Das läge auch daran, dass viele Menschen in ihrem Umfeld bislang noch gar keine Flüchtlinge erlebt hätten.
"Vor Ort sind es ganz andere Sorgen, die die Menschen bewegen", sagt Güllner. Die Einwohner Kölns störe beispielsweise der Dreck in der Innenstadt besonders. In Frankfurt am Main seien Wohnungsknappheit und steigende Mieten seit Jahren die drängenden Probleme. In anderen Städten sei es die Verkehrssituation und in Berlin vor allem der Flughafen, der als Synonym für schlechte Verwaltung angesehen werde.
Talsohle erreicht
"Es kommt jetzt darauf an, wie im Alltag der Flüchtlingszustrom bewältigt wird, also wie gut die Bürokratie vor Ort funktioniert", sagt Güllner. Kommt es hier zu massiven Problemen, könnte sich die Stimmung ändern. Für die Werte der Bundeskanzlerin und der Großen Koalition sieht er die Talsohle vorerst aber erreicht. Nach der Einigung vom Donnerstagabend könnten die Zahlen ab nächster Woche sogar wieder nach oben gehen.