"Männer übergriffig geworden" Linken-Abgeordnete sieht Sexismus-Problem auch im Bundestag
Ist das Sexismus-Problem bei den Linken größer als bekannt? Eine Abgeordnete berichtet nun auch von Fällen innerhalb der Fraktion im Bundestag. Diese hätten keinerlei Konsequenzen gehabt.
Die Linken-Abgeordnete Martina Renner hat nach den Vorwürfen von Sexismus und sexuellen Übergriffen auch strukturelle Probleme innerhalb der Bundestagsfraktion beklagt. "Es herrscht ein Grundklima, das auch übergriffiges Verhalten beflügelt", sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Es gibt Männer in der Fraktion, die sich alles herausnehmen und dafür bisher nie sanktioniert wurden."
"Seitdem ich im Bundestag bin, kenne ich Fälle von männlichen Abgeordneten, die Kolleginnen gegenüber übergriffig geworden sind", sagte Renner. In der Fraktion gebe es einen Mangel an Problembewusstsein und "keine Form der Compliance, keine Reflexion über die Ausnutzung von Hierarchien und über die bestehenden patriarchalen Strukturen". Gerade in der Linken hätten sie aber "eigentlich einen anderen Anspruch an uns selbst als feministische Partei".
Parteichefin zurückgetreten
Die Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch sowie der Parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte teilten auf RND-Anfrage mit, Vorwürfe sexistischen und sexuell übergriffigen Verhaltens seien ihnen zuvor nicht bekannt gewesen. "Wir sehen in unserer Fraktion keinen strukturellen Sexismus", erklärten sie. Am Dienstag hatte die Linksfraktion den Angaben zufolge in einer geschlossenen Fraktionssitzung auch über die Themen "struktureller Sexismus und sexuelle Übergriffe" gesprochen.
Die Linkspartei wird derzeit von einer Affäre um Sexismus-Vorwürfe im hessischen Landesverband erschüttert. Vergangene Woche war die Co-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow zurückgetreten, was sie mit der bislang gescheiterten Erneuerung der Partei, privaten Angelegenheiten, aber auch mit den Berichten über sexuelle Übergriffe bei der hessischen Linken erklärte.
Die Linken-Führung beschloss daraufhin, dass beim Parteitag im Juni der gesamte Vorstand neu gewählt werden solle. Zudem wird es nun bei dem Treffen in Erfurt "einen gesonderten Themenblock zur Sexismus-Debatte" geben.
- Nachrichtenagentur AFP