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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bei "Markus Lanz" Lauterbach spricht von "Fake-Zahlen" und will Lockdown
Bund und Länder ringen nach wie vor um einen einheitlichen Corona-Kurs und ganz nebenbei steht noch die K-Frage im Raum. Bei Lanz sorgte das einmal mehr für eine hitzige Diskussionsrunde.
"Fake-Zahlen", diese Worte hallten nach Markus Lanz‘ jüngster ZDF-Talkrunde besonders nach. In den Raum geworfen hatte sie Karl Lauterbach. Konkret wies der SPD-Gesundheitsexperte dabei darauf hin, dass die Corona-Daten, die nach den Osterfeiertagen vorliegen, wegen deutlich weniger Tests nicht korrekt seien. Nach einem Jahr Pandemie sei das "ein Skandal", so Lauterbach.
Gleichzeitig machte er auch deutlich, dass die Datenlage dennoch ausreichend sei, um einen weiteren Lockdown zu beschließen. Der sei angesichts der Entwicklungen dringend nötig. Deswegen ergebe auch eine vorgezogene Ministerpräsidentenkonferenz Sinn. "Wir reden darüber, wer Entscheidungen treffen muss, anstatt sie zu treffen", so Lauterbach. "Das ist total ermüdend."
Mit Nachdruck warnte der Epidemiologe vor der neuen Coronavirus-Mutation B.1.1.7, die als ansteckender gilt als die vorhergegangenen. Wegen B.1.1.7 seien Menschen zwischen 30 und 60 nun besonders gefährdet. Und nicht nur das: "Kindergärten und Schulen werden Hotspots für B.1.1.7 sein", prognostizierte Lauterbach, der in der Vergangenheit mit seinen Voraussagen bereits häufig richtig gelegen hatte.
"Niemand verlässt die Intensivstation so, wie er reingekommen ist"
"Wir machen den Fehler zu denken, vielleicht kommt es nicht so schlimm", so Lauterbach. In der Realität sei es mit Corona-Maßnahmen jedoch "wie mit Krebs-Behandlungen". Wenn man zu spät damit anfange, werde es noch schlimmer.
Mit Blick auf die möglichen Folgen einer Corona-Erkrankung wurde der Mediziner dabei ganz konkret: "Niemand verlässt die Intensivstation so, wie er reingekommen ist", sagte Lauterbach eindrücklich. Und weiter: "Eine Woche Corona-Behandlung kann den Wert von 30 Jahren joggen und guter Ernährung kaputtmachen."
Neben verschärften Maßnahmen und ausgereiften Teststrategien lautete sein Vorschlag, die zeitlichen Abstände zwischen der ersten und der zweiten Impfdosis zu verlängern. Auf diesem Weg können laut Lauterbach mehr Menschen schnell eine Erstimpfung bekommen: Bis zum ersten Juli sei es möglich, dass so alle deutschen Impfwilligen geimpft werden. "Alles spricht dafür."
Der Plan hakt jedoch da, wo die Ständige Impfkommission (Stiko) ins Spiel kommt. "Der Stiko fehlt aber der Mut, auch wenn sie sonst gute Arbeit leistet", sagte Lauterbach. Vorteil seines Ansatzes seien neben der Verhinderung von Infektionen und einer Entschleunigung der Pandemie auch weniger Mutationen.
Dann geht es wieder um die K-Frage
Wie auf der politischen Bühne ging es im Zusammenhang mit Corona-Strategien auch bei Markus Lanz um die K-Frage. Vor allem Armin Laschet bekam von dem Moderator sein Fett weg. Ob der viel diskutierte "Brückenlockdown" nicht in Wahrheit eine Brücke zwischen Laschet und der Kanzlerin bilden solle, spekulierte Lanz gleich in der Gäste-Vorstellungsrunde zu Beginn der Sendung. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak schüttelte daraufhin vehement mit dem Kopf.
Einen Rückblick auf eine Rede, in der Laschet vor einem Jahr das schlechte Wetter für die anhaltende Pandemie mitverantwortlich gemacht hatte – oder wie Lanz es nannte "Pandemie-Bekämpfung nach Wetterbericht" betrieben hatte – nahm Ziemiak in Schutz.
Angesprochen auf die Sticheleien von CSU-Chef Markus Söder gegenüber Laschet blieb Ziemiak professionell gelassen. "Finden Sie das gut?", wollte Lanz konkret wissen. "Das ist nicht mein Job als Generalsekretär bei allem zu hinterfragen, hätte man das anders machen können", so der CDU-Mann.
Könnte es am Sonntag eine Entscheidung geben?
Ebenso vage blieb Ziemiak hinsichtlich seines Treffens mit der Kanzlerin, Söder, Laschet, Ralph Brinkhaus, und dem CSU-Generalsekretär Markus Blume am kommenden Sonntag. "Es gibt eine Tagesordnung, die festgelegt ist, es geht um Inhalte", so Ziemiak. Auf Lanz‘ Anmerkung, dass auch die Nominierung eines Kanzlerkandidaten ein Inhalt sei, ließ er sich nicht ein. Es bleibt also spannend.
Bis spätestens Pfingsten wollen die Unionsparteien ihren Kanzlerkandidaten benennen. Der Druck wächst – auch weil die Grünen am 19. April verkünden wollen, wer aus ihren Reihen die Union herausfordert.
- "Markus Lanz" vom 8. April 2021