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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fahrlässige Körperververletzung Nach Hieb: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kalbitz
Ein kleiner Boxhieb unter Freunden ist zum Fall für die Staatsanwaltschaft geworden. Die Potsdamer Behörde ermittelt gegen Andreas Kalbitz. Und Kalbitz' frühere rechte Hand vergleicht ihn mit einer schleimigen Kröte.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Andreas Kalbitz eingeleitet. Es geht um einen offenbar heftig ausgefallenen Schlag in die Seite zur Begrüßung. Der kommissarische Brandenburger AfD-Fraktionsvorsitzende Dennis Hohloch musste danach in Krankenhaus.
Verfahren von Amts wegen
Anzeigen gab es deshalb bisher laut Staatsanwaltschaft keine, Hohloch hatte den Fall auch selbst nicht öffentlich gemacht. Laut Kalbitz sind beide "seit Jahren freundschaftlich verbunden". Die Staatsanwaltschaft ist von sich aus tätig geworden. Nach den Presseberichten sei von Amts wegen ein Verfahren eingeleitet worden, sagte Sprecher Markus Nolte zu t-online.de.
Wenn Strafverfolgungsbehörden Hinweise haben, die einen Anfangsverdacht auf eine Straftat begründen, müssen sie dem nachgehen. Stellt sich bei einer fahrlässigen Körperverletzung dann aber in den Ermittlungen heraus, dass kein öffentliches Interesse besteht, wird nur bei einem Strafantrag des Geschädigten weiter ermittelt.
Kalbitz: "Verkettung unglücklicher Umstände"
Der Zwischenfall hatte sich am Montag, 10. August, in der AfD-Fraktion abgespielt, der Kalbitz aktuell nicht angehört, aber als Gast auftaucht. Nach Bekanntwerden erklärte er, er bedauere "dieses Missgeschick sehr und diese Verkettung unglücklicher Umstände". Er hatte Hohloch nach Schilderungen aus dem Umfeld der Fraktion in die Seite geboxt, Kalbitz-Unterstützer sprechen von "freundschaftlich gebufft".
Dann kommt die angebliche "Verkettung unglücklicher Umstände" ins Spiel. Kalbitz soll eine unentdeckte Zyste an der Milz getroffen haben, die dann geplatzt sei. So verbreiteten es Kalbitz-Unterstützer wie der Bundesatagsabgeordnete Frank Pasemann. Allerdings schrieb Hohloch am Dienstag auf Twitter selbst, dass er einen Milzriss erlitten habe – "keine Zyste".
Opfer "zerbrechliches Weichei" genannt?
Es könnte eine Reaktion auf mögliches Verhalten von Kalbitz sein: Hohllochs Stellvertreter als Fraktionsgeschäftsführer in Brandenburg, Kai Laubach, schrieb auf Facebook an Kalbitz: "Du verspottest ihn [Hohloch] danach (...) mir gegenüber als 'zerbrechliches Weichei', nachdem mir Dennis schon enttäuscht davon erzählt hat, dass du überall genau so etwas verbreiten würdest." Laubach war als Grundsatzreferent der Fraktion die rechte Hand von Kalbitz.
Bei fahrlässiger Körperverletzung wird davon ausgegangen, dass der Beschuldigte nicht wusste, dass er einen anderen Menschen verletzen könnte und dies auch nicht wollte. Ihm wird dann aber vorgeworfen, die notwendige Sorgfaltspflicht außer Acht gelassen zu haben.
Im Kalbitz-Umfeld wird das Bekanntwerden des Vorfalls als eine Schmutzkampagne gegen die Führungsfigur des formal aufgelösten Flügels dargestellt. Am Freitag behandelt das Landgericht Berlin einen Eilantrag von Kalbitz gegen die Aufhebung seiner AfD-Mitgliedschaft.
Fraktions-Vizegeschäftsführer Laubach wift Kalbitz dagegen vor, politisches Kapital aus seinem "unkontrollierten, besoffenen Verhalten zu ziehen". Laubach schrieb: "Es ist keine Schmutzkampagne. Du bist so unfassbar dreckig!" Statt zu seiner Verantwortung zu stehen, wolle Kalbitz sich "wie eine schleimige Kröte herauswieseln".
Der Text wurde mit den Erklärungen von Dennis Hohloch und Kai Laubach aktualisiert.