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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Zum Tod von Klaus Kinkel Der große Mann weinte still
Energiebündel, Staatsdiener, Vater: Klaus Kinkel war ein eindrucksvoller Mensch. Als Parteichef wurde er nicht glücklich. Geklagt hat er darüber nie.
Klaus Kinkel war ein fröhliches Energiebündel. Mit ihm war gut lachen, er konnte sich herrlich über die FDP amüsieren, über den Kanzler, der damals natürlich Helmut Kohl hieß, über Hans-Dietrich Genscher, seinen Förderer und Mentor.
Kinkel war ein sonniger Schwabe mit Kodderschnauze. Ansonsten war er nach Temperament und Mentalität ein Beamter des Staates, dem er mit ganzer Kraft diente. Insofern ist er aus heutiger Sicht ein Anachronismus gewesen, einer von Gestern, einer aus der alten Bundesrepublik.
Wachhund eines vergessenen Ministers
Ich habe ihn einst im Justizministerium kennengelernt, als er noch Staatssekretär und damit Wachhund eines zu Recht vergessenen Justizministers war. Davor war er schon Präsident des Bundesnachrichtendienstes gewesen und damit ein wichtiger Mann. Erst nach dem Mauerfall gewann er Bedeutung: Zunächst als Justizminister, dann 1992, nach Genschers Rücktritt, als Außenminister.
Auch in der Partei musste er schließlich einen Platz einnehmen, den lange Genscher gefüllt hatte. Dass er Vorsitzender der FDP werden musste (und nur zwei Jahre blieb), ging nicht auf seine Entscheidung zurück, sondern auf die Not der Nach-Genscher-Ära.
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Es erging ihm ähnlich wie Martin Schulz
Kinkel erging es ganz ähnlich wie Martin Schulz in der SPD: toller Start, scharfer Bruch, vom Hof gejagt, gedemütigt, gebrochen. Dabei lässt sich an Klaus Kinkel studieren, was Liberalismus sein kann: Pragmatismus, Menschenfreundlichkeit, soziale Marktwirtschaft, besonnener Blick auf den Staat, im Prinzip Freiheit vor Staat.
Die FDP hatte nach Hans-Dietrich Genscher viele Vorsitzende, von Martin Bangemann (erinnert sich noch jemand an ihn?) über Guido Westerwelle bis zu Christian Lindner. Klaus Kinkel war kein Spieler wie Bangemann und kein Gaukler wie Westerwelle und er war nicht mal-so-mal-so wie Lindner. Er war nur eine Figur des Übergangs. Zum Parteichef taugte er nicht, da er kein Politiker war. Er war eben ein Staatsdiener. Es waren zwei unglückliche Jahre für ihn.
Die große Tragödie seines Lebens
Darüber beschwerte er sich nicht, er beklagte sich nicht, er jammerte nicht. Nach der Politik zog er sich zurück und war wieder Anwalt wie zu Anfang seines Lebens.
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Als ich ihn wieder einmal besuchte, erzählte er von der großen Tragödie seines Lebens. Sie ereignete sich, als seine Tochter mit 20 Jahren bei einem Verkehrsunfall starb. Wir saßen in seinem Büro, der große, raumgreifende Mann weinte still, ich hätte fast mitgeweint.
Ein guter Mensch, ein Staatsdiener, ein eindrucksvoller Vater ist gestorben.
- Eigene Erinnerungen