Dreyer begründet Rücktritt "Akkus laden sich leider nicht mehr so schnell auf"
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz tritt von ihrem Amt zurück. Jetzt hat sich die SPD-Politikerin erstmals öffentlich dazu geäußert.
Nach ihrem angekündigten Rücktritt hat sich Malu Dreyer erstmals zu den Gründen geäußert. "Meine Akkus laden sich leider nicht mehr so schnell auf", sagte Dreyer auf einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei in Mainz. Dreyer gehe mit "schwerem Herzen", da sie sich nicht amtsmüde fühle, aber ihr die Energie mittlerweile fehle.
Dreyers Entscheidung für den Rückzug sei allerdings schon länger gereift. Sie habe immer viel Kraft aus den Begegnungen mit Menschen gezogen. Aber auch durch den vergangenen Europawahlkampf habe sie gemerkt, dass ihre Kraft für die Ausübung des Amts nicht mehr ausreiche. Mit 63 Jahren habe sie nicht mehr die Kraft, die sie noch mit 50 hatte. "Leider hat sich das bei mir verändert." Dennoch sei ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen.
In den vergangenen Jahren seien viele Krisen aufeinandergetroffen. Neben den Fluchtbewegungen seien das etwa die Corona-Pandemie und die "schlimmste Naturkatastrophe unseres Landes im Ahrtal", sagte Dreyer. "Sie ist auch für mich eine schmerzhafte Zäsur, die auch mein Leben oder das Leben von mir in eine Zeit davor und danach unterteilt."
Geräuschlose Ampelregierung
Dreyer zeigte sich sehr erfreut, dass Alexander Schweitzer ihr Nachfolger werde. Die SPD-Fraktion habe sich einstimmig hinter den bisherigen Arbeitsminister gestellt. Für Schweitzer gehe mit Dreyers Rücktritt eine Ära zu Ende. Nachfolgerin des scheidenden SPD-Landeschefs Roger Lewentz soll Sabine Bätzing-Lichtenthäler werden.
Es gehe "nicht weniger als eine Ära" zuende, sagte Schweitzer bei dem gemeinsamen Presseauftritt mit Dreyer. Ihr habe die SPD historische Wahlsiege zu verdanken: "Es sind sehr große Fußstapfen, in die ich trete." Es gebe einen sehr guten Koalitionsvertrag mit Grünen und FDP. Er wolle das Regierungsbündnis fortsetzen.
Am Mittwochmorgen hatten zunächst mehrere Medien übereinstimmend berichtet, dass Dreyer ihren Rückzug als Landeschefin plane. Mehr dazu lesen Sie hier. Die 63 Jahre alte Dreyer ist seit 2013 Regierungschefin in Rheinland-Pfalz. In dem Amt folgte sie damals auf Kurt Beck, führte zunächst eine rot-grüne Landesregierung an und seit 2016 eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP an, die – anders als die auf Bundesebene – weitgehend geräuschlos agierte.
Es ist im politischen Mainz ein offenes Geheimnis, dass Dreyer mit vielen Gesprächen einen wesentlichen Teil dazu beiträgt. Die 63-Jährige hat Multiple Sklerose (MS) und geht offen damit um. Sie sagte einmal: "Ich leide nicht, ich habe meinen Frieden mit der Krankheit gemacht, kämpfe nicht mehr dagegen an."
- Eigene Beobachtungen
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa