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Gerhard Schröder: Trotz Kritik in Doku zum 80. Geburtstag gelassen


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Dokumentation über Schröder
Eine Frage bleibt


03.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Gerhard Schröder (SPD): Er war Bundeskanzler von 1998 bis 2005. (Quelle: Michael Kappeler/dpa)
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Der SPD-Politiker Gerhard Schröder polarisiert. Wegen seiner Freundschaft mit Putin wenden sich Weggefährten ab. Doch er verteidigt sie vehement.

Seinen 70. Geburtstag hatte Gerhard Schröder noch mit Freund Wladimir Putin in Sankt Petersburg nachgefeiert. Anlässlich seines 80. am kommenden Sonntag gewährte der Altkanzler ARD-Reporter Lucas Stratmann einen Einblick in sein Leben "a. D.".

Sechs Monate lang nahm er den Journalisten dafür zu ausgewählten Anlässen mit. In "Außer Dienst? – Die Gerhard Schröder-Story" sieht man den Kanzler auf dem Golfplatz, bei einer Fabrikbegehung in China, wie er mit Flughafenmitarbeitern scherzt oder in seinem Stammlokal mit Freunden und Wegbegleitern.

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Schröder dämpft Erwartungen

Immer an seiner Seite: Ehefrau Soyeon Schröder-Kim, die ihm vor Auftritten mit der Hand das Jackett fusselfrei wischt, bei Treffen mit Politikern Protokoll führt und bei allen Gesprächen mit Stratmann selbst mitfilmt, wie der berichtet. Außerdem immer dabei: zwei Mitarbeiter des Bundeskriminalamts, die den Altkanzler beschützen sollen.

"Das war wieder der übliche Fehler, den ich gelegentlich mache", sagt Schröder selbstkritisch, nachdem er auf dem Golfplatz einen Ball mit falschem Eisen geschlagen hat. "Strategisch falsch", fügt er hinzu.

Schröder will "besonderes Verhältnis" zu Putin behalten

So kritisch wie auf sein Golfspiel blickt er auf seine Freundschaft mit Kremlchef Wladimir Putin nicht, im Gegenteil: Zu ihr steht Schröder nach wie vor. Mit Blick auf die Rolle, die er bei einer Beendung des Ukraine-Krieges spielen könnte, dämpfte er allerdings mögliche Erwartungen.

Mehr als zu einer Verhandlungslösung beitragen könne er nicht, erklärte der Altkanzler. Seine Möglichkeiten als "jemand, der mal Regierungschef war" seien begrenzt. In einem Nebensatz fügt er über sich hinzu: "Wenn auch mit einem besonderen Verhältnis zum russischen Präsidenten – das soll auch bestehen bleiben."

Der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz seien diejenigen, die in Europa eine diplomatische Lösung des Konflikts hätten finden können, so Schröder. Eine militärische Lösung werde es seiner Auffassung nach für beide Seiten nicht geben.

Altkanzler: In Russland gibt es freie Wahlen

Während es eigentlich der Reporter Stratmann ist, der versucht, mit kritischen Fragen zu ergründen, was den Altkanzler antreibt, gibt es auch einen Moment, in dem Schröder den Spieß umdreht. Er schlüpft in die Rolle des Interviewers.

Dazu kommt es, als es um das Thema Demokratie in Russland geht. Auf Nachfrage räumt Schröder ein, es habe sich "nicht bewahrheitet", dass Putin Russland zu einer ordentlichen Demokratie gemacht habe. Obwohl er in der Vergangenheit davon überzeugt gewesen sei, dass er das tun werde. Freie Wahlen gebe es jedoch, bemerkte der Altkanzler.

"Aber keine freien Oppositionen", entgegnete Stratmann. Das stimme zwar, aber verboten seien sie auch nicht, so Schröder. Als der Journalist darauf hinweist, dass sich die Situation in den vergangenen 20 Jahren in Russland nicht verbessert habe, bemerkt der SPD-Mann: "Nein, es wird aber auch nicht besser durch unser Gespräch!"

Schröder nimmt Stratmann in die Mangel

Im Folgenden hat Stratmann Mühe, ein Wort unterzubringen, denn Schröder nimmt ihn in die Mangel: Ob sich die Lage denn verbessere, wenn man sich von Russland abgrenze, fragt der Altkanzler immer wieder und erklärt, er werde immer für "Gesprächsbereitschaft" sein.

Auf eine Abgrenzung wolle er überhaupt nicht hinaus, stellt Journalist Stratmann mehrfach klar und kriegt seine Frage dann doch noch unter: Wie Schröder darauf hinwirken wolle, dass sich Russlands Einstellung verbessere? Man solle sich nicht überschätzen, entgegnet Schröder. Es sei ein Irrtum zu glauben, er könne die Situation "völlig veränderbar" machen.

Neben seiner politischen Rolle geht es in der Dokumentation auch immer wieder darum, wie sich Schröder damit fühlt, dass sich die Führung der eigenen Partei und andere aufgrund seiner Russlandnähe von ihm distanziert haben.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe angekündigt, ihm nicht zum 80. Geburtstag gratulieren zu wollen, konfrontiert Stratmann den Altkanzler. "Das muss er doch selber wissen", zeigte der sich gelassen. Er mache eine "schöne Feier", und wer meine, nicht kommen zu sollen oder zu gratulieren, der solle es lassen.

Brandmauern machen Schröder nichts aus

Überhaupt wurde Schröder nicht müde zu betonen, dass er zeit seines politischen Lebens immer Gegner gehabt habe und die aktuelle Situation für ihn deswegen nicht neu sei. Wenn man sich gelegentlich "außerhalb des Mainstreams" bewege, dürfe man auch nicht mit der üblichen Art der Zustimmung rechnen, erklärte der noch 79-Jährige. Dieser Zustand habe sein Leben bisher durchzogen, und damit sei er auch nicht unzufrieden, so Schröder.

Eine Frage bleibt

Tatsächlich zeigte sich der Altkanzler in mehreren Situationen gelöst. Bei den privaten Feierlichkeiten nach der Ehrung anlässlich seiner sechzigjährigen SPD-Mitgliedschaft sitzt neben Ex-Parteichef Sigmar Gabriel auch der frühere Innenminister Otto Schily mit am Tisch.

In einer Rede vor denen, die sich nicht distanziert haben, scherzt Schröder: Eigentlich laute die "übliche Floskel" nach einer Ehrung ja, es sei "übertrieben" gewesen. Aus seiner Sicht sei es aber "gar nicht übertrieben" gewesen. "War okay", so der Altkanzler.

In einer anderen Szene sieht man, wie er sein von Unternehmen gesponsertes Ticket nach China vorzeigt. Als ihm eine Flughafen-Mitarbeiterin eine "gute Reise" wünscht, witzelt er: "Bald hätte ich gesagt: 'Ihnen auch', aber wahrscheinlich nur noch nach Hause ins Bett."

Journalist Stratmann beendet seine Zeit mit Schröder mit einem unschlüssigen Fazit: "Was ihn antreibt, bleibt unklar, wo er hinkommt, polarisiert er, und manchmal macht es den Eindruck, er habe Spaß daran."

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