"Führende Rolle" für Deutschland Nato rüstet sich gegen russische Invasion
Die Nato will für den Fall eines Angriffs aus Russland ihre Reaktionsfähigkeit verbessern. 30.000 Soldaten sollen schneller eingreifen können – falls nötig.
Das transatlantische Verteidigungsbündnis Nato will seine Wehrfähigkeit für den Fall eines Angriffs aus Russland stärken. Das Bündnis plant, einen neuen Bereitschafts-Pool von rund 30.000 Soldaten aufzubauen, die innerhalb von 30 Tagen einsatzbereit sein sollen. Sie sind laut Planung mit mehreren hundert Kampfflugzeugen und Schiffen ausgerüstet.
Bericht: Erklärung der Regierungschefs geplant
Die schon jetzt bestehenden Einheiten sollen zusätzlich zur bestehenden Nato-Reaktionsstreitmacht höhere Bereitschaftsstandards erhalten, um im Ernstfall schneller mobilisiert werden zu können. Das schreibt der auf Verteidigungspolitik spezialisierte Journalist Thomas Wiegold. Zuvor hatten Nachrichtenagenturen einen Bericht der "Welt am Sonntag" verbreitet, in dem fälschlicherweise von einer neuen "Eingreiftruppe" der Nato die Rede war.
Die Nato-Verteidigungsminister werden in der kommenden Woche bei ihrem Treffen in Brüssel darüber beraten. Die Nato-Staats- und Regierungschefs sollen demnach bei ihrem Gipfeltreffen Mitte Juli eine entsprechende politische Erklärung verabschieden.
Über die Pläne, die auf eine Initiative der USA zurückgehen, berichtete zuerst das "Wall Street Journal". In Nato-Kreisen heißt es dem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge, "Deutschland wird eine führende Rolle" in diesem neuen Pool spielen. "Wir müssen schneller werden und eine große Zahl an Soldaten und Gerät zügig bewegen können, um glaubhaft abzuschrecken und Verteidigungsbereitschaft zu zeigen", wird ein Nato-Diplomat zitiert. Die Initiative für die neue Eingreiftruppe ging dem Bericht zufolge in den vergangenen Monaten von den USA aus.
Verbesserte Infrastruktur notwendig
Wie die "Welt am Sonntag" weiter berichtet, will die Nato künftig auch die militärische Mobilität verbessern, um schweres Gerät wie Panzer schneller zum Einsatzort transportieren zu können. Dafür seien Verbesserungen in der Infrastruktur notwendig, aber auch der Abbau administrativer Hürden und beschleunigte politische Entscheidungen.
"Wir diskutieren derzeit (...) verschiedene Maßnahmen, um die Einsatzbereitschaft der Nato-Streitkräfte zu erhöhen, so dass sie bei Bedarf schnell verlegt werden können", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am vergangenen Montag am Rande eines Besuchs in Warschau. Die Nato müsse sicherstellen, dass sie glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung gewährleisten könne.
Besonders in Osteuropa tragen sich Nato-Mitglieder mit der Sorge vor russischer Aggression – nicht erst seit der Krim-Annexion durch den großen Nachbarn. Zuletzt hatte die schwedische Regierung eine Broschüre neu aufgelegt, die die Bevölkerung auf den Ernstfall vorbereiten soll. Zum ersten Mal seit Ende des Kalten Krieges.
Update: 2.6.2018, 13.02 Uhr: In einer früheren Version des Artikels war von einer "neuen Eingreiftruppe" der Nato die Rede. Diese Angabe wurde aus der Nachrichtenagentur Reuters übernommen, die den Bericht der "Welt am Sonntag" aufgriff. Auch die Nachrichtenagentur AFP verbreitete diese Darstellung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
- Reuters, dpa
- Thomas Wiegold: "Noch 'ne Nato-Eingreiftruppe? Nicht so ganz."