"Unterschiedliche Sichtweisen verbinden" Lindner denkt schon an die nächste Wahl
Noch ist die Ampelkoalition nicht in trockenen Tüchern, da schaut FDP-Chef Christian Lindner schon in die Zukunft. Er sieht in der Zusammenarbeit mit SPD und Grünen mehr als ein Zweckbündnis.
Eine Koalition sollte nach Ansicht des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner auch mit dem Ziel ihrer Wiederwahl ihre Arbeit aufnehmen. "Eine Koalition sollte mit der Absicht antreten, gemeinsam wiedergewählt zu werden", sagte Lindner der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Wenn man es anders angehe, führe das zu koalitionsinternem Wettbewerb. "Das schwächt eine Konstellation insgesamt."
Lindners FDP verhandelt derzeit mit SPD und Grünen über das Zustandekommen einer gemeinsamen Bundesregierung. Erklärtes Ziel der drei Parteien ist eine Regierungsbildung in der Nikolauswoche, also ab dem 6. Dezember. Am Samstag sollen die Gespräche nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen fortgesetzt werden.
Man übernehme in dieser Lage Verantwortung, damit Deutschland vorankommt, sagte Lindner der Zeitung. "Dabei unternehmen wir den Versuch, ganz unterschiedliche Sichtweisen, Werthaltungen und Milieus zu verbinden." Eine mögliche Ampelkoalition wolle die progressive Mitte des Landes repräsentieren. Lindner sagte aber auch, er wolle sich "für die FDP aber bemühen, dass wir Interessen und Anliegen der Wählerinnen und Wähler von CDU und CSU mit im Blick behalten". Wenn man die Wahlprogramme als Ausgangspunkt nehme, dann beginne die Ampel offensichtlich als Zweckbündnis. "Daraus kann zukünftig aber mehr entstehen."
Bei Fragen von Emanzipation, Vielfalt und Liberalität werde es Fortschritt geben. "Es werden auch Blockaden gelöst, die CDU und CSU lange hatten", sagte Lindner. "Ich denke da an die Einwanderungspolitik. Wir brauchen auf der einen Seite mehr Offenheit für fleißige Hände und kluge Köpfe. Dem ohne Zweifel bestehenden Alltagsrassismus müssen wir uns entschieden entgegen stellen. Auf der anderen Seite brauchen wir mehr Kontrolle beim Zugang nach Deutschland und der Begrenzung irregulärer Einwanderung."
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters