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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umstrittene Rentenidee "Gerade jetzt ist es richtig, auf mehr Aktien zu setzen"

Er gilt als Erfinder der Aktienrente – und hält auch angesichts des Kursrutschs an der Börse an der Idee fest: Warum Aktien für FDP-Vize Johannes Vogel alternativlos sind.
Trotz des weltweiten Börsenbebens setzt die FDP weiter auf eine Politik, die die Menschen zur Geldanlage in Aktien animieren soll. Der stellvertretende Parteichef der Liberalen, Johannes Vogel, sagte dazu am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin: "Es ist gerade jetzt genau richtig, auf mehr Aktien in der Altersvorsorge zu setzen."
Allen, die ob des Kurseinbruchs jetzt gegen Aktien wetterten, könne er nur entgegnen: "Langfristiges Denken ist so wichtig." Das gelte generell in der Politik und das gelte auch in diesem Fall. "Ja, Börsen schwanken. Ich bin wütend, dass Menschen wie Donald Trump in Verantwortung sind und Eigentum und Vermögen von Menschen auf Talfahrt schicken, die sich das hart aufgebaut haben."
Es gelte aber weiterhin, dass sich Investments am Aktienmarkt langfristig auszahlten. Langfristig gebe es darum "keine Alternative" zu einer Reform der sozialen Sicherungssysteme, sodass diese stärker auf Aktien setzen. "In der Rückschau wird auch dieser Rückgang nur ein kleines Zucken in einer langfristig aufwärts gehenden Kurve sein", so Vogel. "Und gerade bei Fragen der Altersvorsorge reden wir über lange Zeiträume, 30, 40 Jahre. Deshalb ist es genau richtig, auf Aktien zu setzen."
Viele Menschen entdecken Aktien für sich
Vogel gilt als Erfinder der sogenannten Aktienrente, ein Konzept der FDP, das in seiner Ursprungsform vorsieht, einen Teil der Beiträge zur gesetzlichen Rente langfristig und breit gestreut an der Börse anzulegen. Auf diese Weise soll das Vermögen der Rentenversicherung wachsen und den absehbar starken Anstieg der Rentenbeiträge abfedern. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Die Ampelkoalition hatte sich eine daran angelehnte Reform vorgenommen: Über das "Generationenkapital" sollten zunächst 12 Milliarden Euro, nicht jedoch Beiträge der Einzahler, am Kapitalmarkt investiert werden. Weil die Koalition im Herbst jedoch zerbrach, wurde die Idee nicht mehr umgesetzt, was gerade viele jüngere Menschen bedauern dürften.
Denn: In den vergangenen Jahren haben viele junge Menschen Aktieninvestments für sich entdeckt. Trading-Apps sogenannter Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital verzeichneten zuletzt großen Zulauf. Auch herkömmliche Banken berichteten immer wieder von der gestiegenen Nachfrage nach Sparplänen für Indexfonds, sogenannte ETFs, über die Anleger auch mit nur kleinen Beträgen leicht und günstig an der Entwicklung an den Börsen teilhaben können. (Wie ETFs funktionieren und warum sie so beliebt sind, lesen Sie hier.)
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Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) vom Januar besaßen 2024 etwas mehr als 12 Millionen Deutsche Aktien oder Fondsanteile. Das entspricht einem Anteil von 17,2 Prozent an der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Wert mit noch 13,1 Prozent deutlich niedriger.
Vogel ist zuversichtlich, dass das aktuelle Börsenbeben der gewachsenen Aktienkultur in Deutschland nicht allzu viel wird anhaben können. Durch die sozialen Medien sei er mit vielen jungen und neuen Aktienfans vernetzt. "Ich nehme seit Tagen wahr, wie da viele ganz vernünftig reagieren und sogar Aufklärungsarbeit betreiben und sagen: Einfach nicht täglich ins Depot schauen, wie es schon Warren Buffet gesagt hat. Das erlebe ich als sehr gesund."
- Pressekonferenz nach dem FDP-Präsidium mit Johannes Vogel