Antisemitische Übergriffe Aus Angst vor Gewalt: Jüdische Gemeinde bricht mit Tradition
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In Berlin bricht die Jüdische Gemeinde mit einer Tradition: Die Namen von Geburtstagskindern werden nicht mehr vollständig veröffentlicht. Der Grund ist Angst.
Die Jüdische Gemeinde Berlin sorgt sich um ihre Mitglieder: Bislang veröffentlichte die Gemeinde die Namen von Geburtstagskindern in hohem Alter und jenen Kindern, die Bar Mitzwa feiern im Gemeindeblatt. Doch aus Angst vor antisemitischen Anschlägen und Übergriffen hat die Gemeinde diese Praxis nun verändert, berichten die "Jüdische Allgemeine" und "Bild".
Im Heft "jüdisches berlin", das einmal im Monat erscheint, würden jetzt nur noch die Vornahmen und der abgekürzte Nachname abgedruckt. "Liebe Gemeindemitglieder, aufgrund der aktuellen anti-israelischen und antijüdischen Vorfälle drucken wir von uns aus die Namen unserer Geburtstags- und Bar/Bat-Mizwa-'Kinder' derzeit nur mit abgekürzten Nachnamen ab, um niemanden potenziell in Gefahr zu bringen", teilt die Redaktion des Magazins mit.
Offenbar fiel die Entscheidung dazu bereits im November 2023 als Reaktion auf den Angriff der Terrororganisation Hamas im Oktober 2023. Wie ein der Sprecher der Gemeinde, Ilan Kiesling, "Bild" erklärt, wolle man so "die Wahrscheinlichkeit von Anfeindungen gegen unsere Gemeindemitglieder zu reduzieren". Seit dem 7. Oktober sei die die Zahl antisemitischer Übergriffe deutlich gestiegen.
Unter den 103 jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik gibt es weitere, die entsprechende oder ähnliche Maßnahmen umsetzen, schreibt die "Jüdische Allgemeine". Marc Grünbaum, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, berichtete bereits im Oktober 2023 im SWR etwa davon, dass seine Gemeinde ihr Logo mit Davidstern nicht mehr für Briefe benutze.
- bild.de: "Jüdische Gemeinde anonymisiert Geburtstagskinder"
- jüdische-allgemeine.de: "Aus Sicherheitsgründen: Jüdische Gemeindezeitung kürzt Nachnamen ab"
- jüdische-allgemeine.de: "Kein Davidstern mehr auf dem Umschlag"