t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

Anschlag in Magdeburg: Anzeige gegen Polizei wegen Beihilfe zum Mord


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Newsblog zum Anschlag in Magdeburg
Anzeige gegen Polizei wegen Beihilfe zum Mord


Aktualisiert am 25.12.2024 - 10:37 UhrLesedauer: 39 Min.
Taleb A. bei der Festnahme in Magdeburg.Vergrößern des Bildes
Taleb Al-Abdulmohsen wird dem Haftrichter vorgeführt: Er hat einem Bericht zufolge ein Testament hinterlassen. (Quelle: Christoph Soeder/dpa)
News folgen

Gegen die Stadt und die Polizei in Magdeburg wurde eine Anzeige gestellt. Der Täter durfte trotz einer Verurteilung in Deutschland bleiben. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Esken ruft zur Zusammenarbeit auf

3.15 Uhr: Nach der Auto-Attacke auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ruft die SPD-Vorsitzende Saskia Esken zu Zusammenhalt auf. "Neben möglichen politischen Konsequenzen, die genau geprüft und mit Sorgfalt gewählt werden müssen, darf eine Botschaft nicht außer Acht gelassen werden: Was uns als Gesellschaft verbindet, ist immer größer als das Trennende", sagte Esken der Deutschen Presse-Agentur. "Gerade in Zeiten der Not und der Trauer dürfen wir darauf vertrauen, dass unser "Mensch sein" und unser Zusammenhalt stärker sind als Hass und Gewalt."

Dienstag, 24. Dezember

Anzeige gegen Stadt Magdeburg und Polizei gestellt

22.10 Uhr: Gegen die Stadt Magdeburg und die Polizei ist nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt Anzeige wegen Beihilfe zum Mord und Körperverletzung erstattet worden. Das Kriminalistische Institut Jena, ein Verein, der unter anderem bei Gerichtsgutachten hilft, hat diese bei der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg eingereicht, berichtet die "Volksstimme". Der Vereinsvorsitzende Dieter Siegel bestätigte dies auf Anfrage. Als Grund wird angegeben, dass die Behörden "keine technischen Absperrungen veranlassten, organisierten beziehungsweise vornahmen". Damit habe man sich nach Auffassung des Vereins der Beihilfe durch Unterlassung strafbar gemacht. Nach Informationen der "Bild" hätte eigentlich in der Lücke, durch die der Täter Taleb Al-Abdulmohsen mit seinem Auto fuhr, ein Polizeiwagen als Sperre stehen sollen.

Klinik mit bewegendem Post über die Helden von Magdeburg

14.57 Uhr: Taleb Al-Abdulmohsen hat mit seiner Amokfahrt in Magdeburg fünf Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt. Das stellte Retter, Ärzte, Krankenwagenfahrer und Pfleger im Klinikum Magdeburg kurz vor Weihnachten vor große Herausforderungen.

"Über 20 Nationen. 1 Mission", schreibt das Klinikum in einem emotionalen Post auf Instagram. "Mitarbeitende aus über 20 Nationen. Sie warteten auf den ersten Krankenwagen. Und als dieser da war, auf den zweiten. Und dritten. Und vierten. Und … es spielte keine Rolle, aus welchem Land jemand kam. Oder welcher Religion er angehörte. Menschen halfen Menschen, weil sie Menschen waren." In dem Beitrag heißt es weiter: "Respekt ist nicht nur ein Wort für Sonntagsreden. Respekt muss gelebt werden. Wir tun dies. Jeden Tag. Danke noch mal an alle im Haus!"

Der Post wurde auf Instagram knapp 58.000 mal gelikt. Ein Nutzer kommentierte: "Wow! Was für ein Statement. Danke für diese Worte! Danke, einfach nur DANKE! Euch allen – für eure Arbeit, euren Einsatz." Ein anderer schrieb: "Gänsehaut pur! Genau so!!! Danke an euch."

Empfohlener externer Inhalt
Instagram
Instagram

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Warum der Magdeburg-Täter trotzdem Asyl bekam

14.40 Uhr: Der Täter von Magdeburg, Taleb al-Abdulmohsen, drohte bereits vor mehr als zehn Jahren mit einem Verbrechen nach dem Vorbild des Terroranschlags auf den Boston-Marathon. Doch ein Urteil gegen ihn hatte damals keine Auswirkungen auf sein Asylverfahren.

Das hängt vor allem mit dem Strafmaß zusammen. Al-Abdulmohsen wurde 2013 vom Amtsgericht Rostock zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à zehn Euro verurteilt, weil er gegenüber einer Mitarbeiterin der Ärztekammer ein Verbrechen angedroht hatte.

Ein Sprecher des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sagte nun laut einem Bericht der "Welt", es sei grundsätzlich möglich, Straftätern Asyl zu verwehren. Die gesetzlichen Hürden dafür seien aber hoch. Verurteilungen, beispielsweise zu einer geringen Anzahl von Tagessätzen, könnten "hiervon noch nicht erfasst werden". Eine Verurteilung zu 90 Tagessätzen wird nicht im Führungszeugnis vermerkt, erst ab 91 Tagessätzen ist das der Fall.

Einsatzfahrzeug hätte Todesfahrt offenbar verhindern sollen

9.30 Uhr: Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg war umfassend mit Pollern gegen Autos geschützt – doch ein Rettungsweg blieb offen. Dort sollte ein Fahrzeug der mobilen Einsatzkräfte stehen, um die fünf Meter breite Lücke zu schließen. Doch am vergangenen Freitagabend fehlte das Fahrzeug als Absperrung – und der Todesfahrer gelangte mit einem SUV auf den Weihnachtsmarkt.

Die mobile Sperre erklärte die Landesinnenministerin von Sachsen-Anhalt, Tamara Zieschang (CDU), auf einer Sitzung im Ältestenrat des Landtags. Warum dort jedoch kein Polizei-Transporter positioniert war, wollte Zieschang nicht sagen. Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt erklärte auf eine Anfrage der "Bild"-Zeitung, dass vorher nicht festgelegt worden sei, wie viele Fahrzeuge an der mobilen Sperre stehen müssten.

Kramer verortet Magdeburger Täter im rechtsextremen Spektrum

3 Uhr: Der Todesfahrer von Magdeburg ist nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer in den vergangenen Jahren zunehmend ins rechtsextreme Spektrum abgedriftet. "Selbst, wenn sich eine psychische Störung herausstellen sollte, lässt sich an den Beiträgen des mutmaßlichen Täters im Internet eine gewachsene Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts in den letzten Jahren feststellen", sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Insofern sei es zwar widerwärtig, aber nicht überraschend, dass sich während der Trauerfeier im Magdeburger Dom Hunderte Rechtsextremisten in der Stadt versammelt und Hass und Hetze verbreitet hätten. "Denn sie sind wohl mitverantwortlich, wenn man sich die Radikalisierung auch des Täters anschaut", so Kramer.

Die Frage, was Taleb Al-Abdulmohsens zu der Tat trieb, haben die Ermittlungsbehörden bisher nicht beantworten können. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr, verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 50-Jährigen, der sich zuletzt in sozialen Medien zunehmend wirrer und radikaler geäußert hatte.

Kramer unterstrich: "Die Motive des Täters müssen erst weiter aufgeklärt werden, deshalb sind Schlussfolgerungen mit aller Vorsicht zu ziehen." Bei allem, was jetzt öffentlich bekannt und belastbar sei, könne man aber sicher sagen, dass es kein islamistisch motivierter Anschlag gewesen sei.

Montag, 23. Dezember


Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website