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Neujahrsempfang mit Alice Weidel: Ex-Republikaner spendete AfD


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Neujahrsempfang mit Alice Weidel
Rechtsradikaler Ex-Republikaner spendete an die AfD


17.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Alice Weidel (Archivbild): Die AfD-Chefin trat auch in Duisburg beim Neujahrsempfang auf. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)

Selbst für die AfD war Robert Nagels zu rechts, Mitglied durfte er nicht werden. Sein Geld aber nimmt die Partei gerne. Das könnte ihr in Zukunft Probleme bringen.

Als Mitglied war er der AfD zu radikal, sein Geld aber ist der Partei herzlich willkommen: Robert Nagels, einst führender Funktionär der Republikaner in NRW, hat für den Neujahrsempfang der AfD in Duisburg gespendet. "Ich wurde gefragt, ob ich spenden möchte – das habe ich getan", bestätigt Nagels t-online. Für "circa eine Stunde" sei er auch selbst Gast auf dem Neujahrsempfang gewesen.

Auf dem Neujahrsempfang waren unter anderem AfD-Chefin Alice Weidel und NRW-Landeschef Martin Vincentz aufgetreten – während draußen vor der Tür mehr als 2.000 Demonstranten gegen die AfD protestierten. t-online wurde ein Foto von einer auf dem Empfang ausgestellten Sponsorentafel zugespielt. Ganz oben auf der Tafel: Robert Nagels' Name.

Nagels' Antrag auf Mitgliedschaft in der AfD löste 2022 heftige Diskussionen in der AfD aus und wurde schließlich abgelehnt. Selbst in der Rechtsaußen-Partei war Nagels vielen zu radikal, seine Vergangenheit zu braun. Bei anderen war das Misstrauen groß, weil Nagels zeitweise für den Verfassungsschutz tätig gewesen war – nach eigener Aussage von 1985 bis 1987.

Nichtsdestotrotz sind Nagels' Verbindungen in die AfD gut und reichen weit, die Spende für den Neujahrsempfang ist dafür nur ein weiterer Beleg. AfD-Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Stefan Keuter bezeichnen Nagels als ihren "Hausarzt", wie t-online bereits 2022 berichtete. Auch im Fußballstadion ließen sich AfD-Funktionäre gut gelaunt gemeinsam mit Nagels sehen.

Strammer Republikaner und Rechtsrock-Unternehmer

Nagels hat eine stramm rechte Vergangenheit: Als führender Kopf der Republikaner sollte der Arzt und damalige Soldat Anfang der 90er-Jahre eine 100 Mann starke "Schutztruppe" für die Partei aufbauen. Als deutsche Skinheads einen Türken erstachen, kommentierte er, vom Magazin "Playboy" 1992 dokumentiert: "Eine Schlägerei unter Jugendlichen. Das kommt doch immer mal vor." Im selben Text träumte er von einem Staat, in dem das Wahlrecht nicht mehr für alle gelte: "Der Gedanke, das ganze Volk über das Wahlrecht am politischen System zu beteiligen, wird wahrscheinlich nicht aufrechterhalten." Mehrfach landete Nagels durch solche Aussagen in den Akten des Verfassungsschutzes.

Nach seiner Zeit bei den Republikanern war Nagels als Finanzier für rechte bis rechtsextreme Musiklabels unterwegs. Dabei blieb er oft im Hintergrund, ein Rechtsstreit mit dem ehemaligen Neonazi Torsten Lemmer zerrte seine Aktivitäten in der Szene ans Licht.

Auch heute noch ist Nagels umtriebiger Unternehmer, konzentriert sich nun aber verstärkt auf den medizinischen Bereich. Im Handelsregister sind mehrere Unternehmen angemeldet, die ihm gehören oder an denen er Anteile hält. Darunter: ein medizinisches Versorgungszentrum in Oberhausen sowie ein Unternehmen für Schönheitsbehandlungen, das auf seiner Webseite "Haarentfernung, Fettzellreduktion, Fadenlifting, Vitamintherapien bis Anti-Aging" anbietet. Dieses Unternehmen wird mit Nagels' Namen auf der Sponsorentafel für den AfD-Neujahrsempfang gelistet.

Spenden könnten für AfD zum Problem werden

Spenden wie die von Nagels für die AfD NRW könnten für die Partei in Zukunft zunehmend zum Problem werden. Denn bei dem Treffen mit prominenten Rechtsextremen in Potsdam, an dem AfD-Politiker teilnahmen und das bundesweite Proteste auslöste, soll sich viel um Geld gedreht haben. Unter anderem der AfD-Politiker Ulrich Siegmund aus Sachsen-Anhalt soll um Spenden geworben haben. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte daraufhin angekündigt, verstärkt Finanzflüsse in rechtsextremen Kreisen unter die Lupe nehmen zu wollen.

Laut Nagels war die Spende für den Neujahrsempfang nicht groß, er habe lediglich einen "kleinen dreistelligen Betrag" gegeben. Überprüfen lässt sich das nicht – auch auf mehrfache Anfrage von t-online reagierte der Kreisvorsitzende der AfD Duisburg bisher nicht. Ein Sprecher der AfD NRW teilt mit, für Spenden sowie die Ausrichtung des Neujahrsempfangs sei allein der Kreisverband verantwortlich gewesen.

Nagels sei weiterhin kein Mitglied der AfD, so der Sprecher weiter. "Wie bei jeder anderen Partei auch" nehme die AfD aber Spenden von "Personen an, die kein Mitglied der Partei sind, ebenso von Unternehmen".

Nagels selbst sagt, die Unruhe wegen des Aufstellers und seiner Anwesenheit beim Empfang sei in der AfD groß gewesen. Er selbst könne das gar nicht verstehen. "Ich halte das für eine Kampagne." Auch andere in der AfD NRW glauben, dass man mit der Nachricht von Nagels als Sponsor Kandidaten für den Landesparteitag am kommenden Wochenende beschmutzen und beschädigen wolle.

Heftiger Lagerstreit vor dem Parteitag

Denn vor dem Landesparteitag in Marl ist hinter den Kulissen ein heftiger Richtungsstreit zwischen völkischem und nationalkonservativem Lager in der AfD NRW entbrannt. Martin Vincentz, Vertreter des weniger radikalen Lagers, will als Landesvorsitzender wiedergewählt werden.

Doch das völkische Lager rund um den Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich blies in den vergangenen Wochen zum Angriff. Helferich, der sich selbst als "freundliches Gesicht des NS" bezeichnete, hat angekündigt, für den Vorstand oder das Landesschiedsgericht kandidieren zu wollen.

Nagels scheint zu beiden Lagern einen guten Draht zu haben, mindestens aber Sympathien zu hegen. Vincentz bezeichnet er als "charmanten Redner". Und Helferich sei "mindestens einmal" bei Nagels in der Praxis gewesen – "es ging unter anderem um meine Mitarbeit in der AfD", so Nagels.

Helferich spricht auf Anfrage von t-online von einem "einmaligen Kontakt", der sich 2019 ergeben habe. Es sei in dem Treffen um ein Duisburger Parteimitglied gegangen, dem eine vorherige Mitgliedschaft zur rechtsextremen und 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) nachgesagt worden sei. Nagels habe angeboten, über Kontakte aus dem Umfeld der FAP dabei zu helfen, das Mitglied zu entlasten, so Helferich. Nagels widerspricht dieser Darstellung.

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Nagels scheint zunehmend der Geduldsfaden mit der AfD zu reißen. Das aber wirkte auch schon 2022 nach seinem abgelehnten Mitgliedsantrag so, schon damals schimpfte er: "Das ist doch keine Alternative zum bestehenden System!"

Nicht ausgeschlossen also, dass er bald wieder in Erscheinung tritt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Gespräch mit Robert Nagels
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