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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im Kreuzfeuer Dann erhält Markus Söder eine freche Bierzelt-Frage
CSU-Chef Markus Söder hat sich im TV Zuschauern gestellt und dabei für Lacher gesorgt. Als sein grüner Herausforderer dazukam, schlug die Stimmung um.
Während seine Partei im Stimmungstief steckt, hat sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Mittwochabend den Fragen von Zuschauern gestellt. In nur 30 Minuten kamen in der "BR24 Wahlarena" dabei so einige Themen auf den Tisch.
Wie es denn sein könne, dass er gegen die Legalisierung von Cannabis sei, gleichzeitig aber "in hundert Bierzelten" Wahlkampf betreibe, wollte ein Zuschauer via Internet-Kommentar von Söder wissen und sorgte damit beim Studiopublikum für Erheiterung.
Bierzelte seien doch etwas anderes, so Söders Antwort. Der Ansatz, dass eine Legalisierung von Cannabis ohne Kriminalität vonstatten gehe, sei "absurd", führte er aus. Der CSU-Chef verwies in diesem Zusammenhang auf die Niederlande, wo Cannabis legal ist und die Tochter des Königs "von Drogenbanden bedroht" werde.
Er sehe keinen Sinn darin, den Zugang zu Drogen für Kinder zu erleichtern, so Söder. Und erklärte deutlich: "Wir wollen das nicht."
Söder witzelt über Scholz
Die Lacher auf seiner Seite hatte Söder, als es um Bayerns Probleme mit dem Wolf ging. Wieso er als gläubiger Christ zum Artenschutz gedrängt werden müsse, wollte eine Zuschauerin mit Blick auf den in Bayern praktizierten Abschuss von Wölfen wissen. Der Wolf sei schließlich "lange vor uns" hier gewesen, erklärte sie.
"Ob er ganz vor uns da war, weiß ich nicht, ich war nicht dabei!", erklärte Söder mit einem Augenzwinkern. Bayern habe ein aktives Artenschutzprogramm, führte er aus und verwies beispielhaft auf die Artenvielfalt der Insekten.
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Mit Blick auf den Wolf sei eine Entnahme bei Gefahr aus seiner Sicht sinnvoll, erklärte er und zog eine Parallele zu Italien. Dort sei jüngst ein Jogger von einem Bären tödlich verletzt worden, erinnerte der CSU-Politiker.
Joggen sei ja sowieso gefährlich, "wie wir in den vergangenen Wochen gesehen haben", scherzte der Ministerpräsident in diesem Zusammenhang: Eine Anspielung auf Bundeskanzler Olaf Scholz‘ Sportunfall, der ihm kurzfristig eine Augenklappe eingebracht hatte. Beim Studiopublikum kam dieser Scherz gut an.
Der Fragestellerin versprach er zum Thema Artenschutz: "Wir machen das vernünftig, darauf können Sie sich verlassen."
Söder solidarisiert sich
In den 30 Minuten, die die Fragerunde dauerte, wurde die Zeit schnell knapp. Als ein Mann aus der Nähe von Erlangen bei seiner Frage nicht auf den Punkt kommen wollte, half Moderatorin Franziska Eder ihm deswegen kurzerhand auf die Sprünge: "Was ist Ihre Frage?", hakte sie beherzt nach.
"Jetzt haben Sie mich rausgebracht", entgegnete der Fragende. Söder nutzte die Gelegenheit, um sich zu solidarisieren: "Ich kenne das bei Journalisten …", warf er ein.
Ein Thema, um das es bei den Fragen an den bayrischen Ministerpräsidenten mehrfach ging, war Migration. Bayern habe "keine gute Willkommenskultur", prangerte ein Bürger gegenüber Söder an.
"Zwei linke Hände, aber ein großes Mundwerk"
Der wollte das so nicht stehen lassen und erklärte: "Wir sind ein Land, in dem Menschen sehr willkommen geheißen werden." Gleichzeitig sei er dafür, dass Zuwanderer, die kriminell werden, sofort abgeschoben werden.
Die Fragerunde beendete der CSU-Chef mit einer Prise Selbstironie. In seiner Antwort an einen Mann, der wissen wollte, wie mehr junge Leute für das Handwerk begeistert werden sollen, erklärte Söder: "Ich bin Fan vom Handwerk", auch wenn er sehr unbegabt sei.
Sein Vater, ein Maurer, habe einmal zu ihm gesagt, er habe zwei linke Hände, dafür aber ein "großes Mundwerk", was ihn bestens zum Pfarrer oder Politiker qualifiziere.
Söder mit deutlicher Spitze Richtung Aiwanger
Erstaunlich war, dass im Laufe der Sendung keiner der ausgewählten Fragesteller nach der jüngsten Affäre um den stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger fragte. Der Skandal um ein antisemitisches Hetzblatt, das Aiwanger während seiner Schulzeit mit sich herumgetragen haben soll, hatte den Freistaat in den vergangenen Wochen erschüttert, Söder beließ den Chef der Freien Wähler schließlich im Amt, nachdem dieser einen 25-teiligen Fragenkatalog beantwortet hatte, den die Staatskanzlei ihm zugesandt hatte.
Auf die Affäre Aiwanger wurde Söder erst im Nachgang der Sendung angesprochen. Da durften der CSU-Politiker und sein grüner Herausforderer noch Fragen beantworten, die in den sozialen Netzwerken gestellt worden waren, unter anderem auf der Plattform Instagram.
Ob er sich angesichts der Beantwortung des Fragenkatalogs durch Aiwanger "nicht verarscht vorkomme", fragte ein Nutzer. Söder setzte ein leicht gequältes Gesicht auf und sagte, er habe in der Sache eine Abwägung treffen müssen. Laut Politikbeobachtern hätte eine Entlassung Aiwangers vor den anstehenden Landtagswahlen auch die CSU Stimmen kosten können.
Eine Spitze in Richtung seines Koalitionspartners hatte Söder dann aber doch noch: "Ich würde mir nur manchmal wünschen, dass man auch mit Demut gerade verloren gegangenes Vertrauen aufarbeitet", so der bayerische Ministerpräsident bei Instagram, "aber das muss Hubert Aiwanger selber entscheiden."
Beim Thema Kachelofen wird es privat
Weniger Lacher und mehr Widerworte vom Publikum bekam am Mittwochabend der Spitzenkandidat von Bayerns Grünen, Ludwig Hartmann. Nach einer 15-minütigen Pause stellte er sich am Mittwoch als Zweiter der Fragerunde.
Vor allem über das Thema Energie wollten die Bürgerinnen und Bürger mit Söders Herausforderer sprechen. "Ich wusste nicht, dass mein Kachelofen für das Weltklima so entscheidend ist", beschwerte sich ein älterer Herr bei dem Grünen. Sein Schornsteinfeger habe ihm jüngst mitgeteilt, dass teure Umbauten nötig seien, damit er weiter mit dem Ofen heizen dürfe.
Bei seiner Oma im Haus sei auch ein Kachelofen stillgelegt worden, so Hartmann. Das Gebäudeenergiegesetz sichere je nach Einkommen jedoch Förderungen zu, um die nötigen Umbauten zu finanzieren, erklärte er weiter. Ob die für den Fragensteller infrage kommen, könne er natürlich nicht sagen.
Ein Herr, der wissen wollte, wie Hartmann denn plane, die Menschen mit seiner Energiepolitik mitzunehmen, blieb nach dessen Antwort wenig überzeugt zurück. "Wir machen das zum Mitmach-Projekt", erklärte der Grüne und verwies unter anderem auf Balkonkraftwerke.
Ob Hartmann ihn mitgenommen habe, hakte Moderatorin Eder bei dem Fragensteller aus dem Publikum nach: "Noch nicht so ganz", gab der zu. Einig waren er und Hartmann sich jedoch in einem Punkt: Energiepolitik ist "eines der wichtigsten Themen".
Bayern wählt am 8. Oktober einen neuen Landtag. Am gleichen Tag finden auch in Hessen Landtagswahlen statt.
- BR: "Sendung BR-Wahlarena vom 13. September 2023"