Entwicklung des Leopard 3 Darum geht es im großen Panzer-Streit mit Frankreich
Deutschland und Frankreich arbeiten an einem neuen Kampfpanzer, den Nachfolger für den Leopard 2. Wann ist die Entwicklung des Leopard 3 abgeschlossen?
Der Leopard 2 A8 gehört noch immer zu den leistungsstärksten und verlässlichsten Kampfpanzern der Welt. Die Ukraine setzt im Angesicht der russischen Invasion große Hoffnungen in den Panzer, und über die letzten Jahrzehnte hat die Bundesrepublik den Leopard 2 in vielen Varianten in viele Länder weltweit exportiert. Aber die Planungen gehen weiter.
Frankreich und Deutschland möchten in Kooperation einen neuen Kampfpanzer bauen: Das "Main Ground Combat System" beziehungsweise den Leopard 3, wie deutsche Hersteller das Kriegsgerät nennen. Der neue Kampfpanzer soll mittelfristig den deutschen Leopard 2 und den französischen Leclerc ersetzen.
Aber wie weit sind beide Länder in der Entwicklung? Ein Überblick.
Beide Länder haben bereits ein Abkommen unterzeichnet. In einem gemeinsamen Projekt soll mit dem "Main Ground Combat System" (MGCS) ein moderner und hochleistungsfähiger Kampfpanzer der dritten Generation entwickelt werden. Das Verteidigungsministerium schrieb im Jahr 2020: "Beide Länder sollen gleichermaßen von der Zusammenarbeit profitieren, weshalb die zu schließenden Verträge auf einer 50-prozentigen Finanzierung zwischen Deutschland und Frankreich beruhen."
Der Plan sieht laut dem Verteidigungsministerium vor, dass der Leopard 3 ab Mitte der 2030er-Jahre in die Bundeswehr integriert werden könnte. Erste Testmodelle des neuen Kampfpanzers sollen zwischen 2025 und 2028 präsentiert werden. Doch der Termin scheint nicht mehr haltbar zu sein. "Wir werden mit der Erstauslieferung wohl im Jahr 2040 landen", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger dem Wirtschaftsmagazin "Capital".
Deutsch-französischer Streit
Die Entwicklung des Leopard 3 ist also ein Langzeitprojekt. Die gemeinsame Entwicklung soll Zeit sparen und die Bündniskompatibilität in der Nato erhöhen. Doch es gibt auch Uneinigkeit, weil die deutsch-französische Holding KNDS, in der sich der Leopard-2-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französische Staatskonzern Nexter zusammengeschlossen haben, sowie der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall um Einfluss in dem Projekt kämpfen. Die Rüstungsriesen verfolgen dabei aber teilweise unterschiedliche Ziele.
Konkret dreht sich der Streit um mehrere sensible Komponenten für den neuen Panzer. Im Jahr 2020 stritten Rheinmetall und Nexter zum Beispiel vor allem darum, wer den Turm – das Herzstück des Kampfpanzers – entwickeln darf. Bereits im Juli 2020 enthüllte Rheinmetall seinen Prototypen: Der Turm hatte eine 130-mm-Kanone mit einem automatischen Lader – das wäre die Weiterentwicklung des Leopard 2 A8. Nexter konterte mit einem eigenen Entwurf für einen Kampfpanzer der dritten Generation. Dieser soll eine gewaltige Kanone mit einem Kaliber von 140 mm besitzen, und allgemein ist das französische Modell weit ambitionierter als das deutsche.
Wie der Kampfpanzer am Ende aussehen wird, ist also noch völlig unklar. Deutschland und Frankreich sowie ihre jeweilige Industrie beanspruchen jeweils die Führungsrolle bei Schlüsseltechnologien des Panzers wie der Kanone. Eine Lösung ist nicht in Sicht, deswegen verzögert sich das Projekt. Rheinmetall hat 2022 ein eigenes Konkurrenzfahrzeug zum MGCS vorgestellt, den KF51 Panther. Das Unternehmen gab bekannt, dass man auf die Entwicklung des MGCS zu wenig Einfluss hätte nehmen können.
- stern.de: Leopard 3 – der deutsch-französische Kanonenstreit beim neuen Kampfpanzer
- cicero.de: Deutsch-französischer Superpanzer kommt später als geplant
- bmvg.de: Abkommen für Landkampfsystem unterzeichnet
- Eigene Recherche